Johann Ludwig Trepulka  II

 

Die letzten Lebensjahre des österreichischen Komponisten Johann Ludwig Trepulka, 1940–1945

 

 

von
Herbert Henck

 

 

 

Inhalt
 

Kap. 1    Vorgeschichte und Überblick
Kap. 2    „Variationen für Orchester über ein eigenes Thema (Alt Wiener Tanzweise)“
Kap. 3    Bühnenmusik
Kap. 4    Der Brief vom 26. November 1944 aus Wolterdingen bei Soltau
Kap. 5    Der Feldpostbrief Johann Ludwig Trepulkas vom 24. Februar 1945




Anhang

Zur zeitlichen Abfolge von Trepulkas Werken
Ausgewertete Noten
Chronologie
Anmerkungen
Abkürzungen


Dank




Abbildungen im Text

Abb. 1    Johann Ludwig Trepulka und Anna Kratochvil, Osttirol, Sommer 1934
Abb. 2    Vermählungskarte von Hans Trepulka und Anny Kratochvil, Nov. 1940
Abb. 3    Johann Ludwig Trepulka, Porträt-Foto, um 1940
Abb. 4    Programm der Uraufführung am 26. November 1942
Abb. 5    Johann Ludwig Trepulka mit seinem Sohn Johannes, Anfang 1945
Abb. 6    Johann Trepulka (Vater) an der Orgel der Neusimmeringer Pfarrkirche
Abb. 7    Agnes und Johann Trepulka mit ihren Kindern Johann Ludwig und Paula
Abb. 8    Gehaltsabrechnung, 1943


Verwandte des Komponisten

Vater des Komponisten: Johann (Hans) Trepulka, Wien, sowie hier
Mutter des Komponisten: Agnes Trepulka, geb. Urban, Wien, sowie hier
Schwester des Komponisten: Paula Trepulka, Wien, [49], (pass.)
   Franz Proskowitz, Ehemann der Schwester, sowie hier, (pass.)
Ehefrau des Komponisten: Anna (Anny) Kratochvil, Wien, (pass.)
   Hermi(ne) Kratochvil: Annas ältere Schwester, Wien, (pass.)
   Adolfine (Dolfi) Kratochvil: Hermis und Annas ältere Schwester, verheiratet mit
   Hans Plaschke, Zirndorf bei Nürnberg, (pass.)
Sohn des Komponisten: Johannes Trepulka, geb. in Krakau, heute Konstanz, (pass.)


In Regierungsstellen von Krakau oder an den beiden deutschen Orchestern Krakaus Beschäftigte (Philharmonie und Staatstheater)

Adomeit, Hans(-)Joachim, Solo-Cellist am Staatstheater, [19] nach dem Asterisk
Antolitsch, Hans, Musikdirektor, musikalischer Oberleiter, Dirigent
   am Staatstheater, [44]
Erb, Rudolf, Staatskapellmeister und stellvertretender Chefdirigent
   der Philharmonie, [23]
Frank, Hans, Generalgouverneur des besetzten Polens, [35]
Haslinde, Paul, Intendant der Philharmonie, [12b]
Rohr, Hanns, Gründer und Leiter der Philharmonie, hier
Sonnleitner, Fritz, Konzertmeister der Philharmonie,
   dort auch das Sonnleitner-Quartett, [19] (siehe auch Haupttext)
Stampe, Friedrichfranz, Intendant des Staatstheaters, [32] und [35]
Streicher, Ludwig, erst Solo-Kontrabassist, dann stellvertretender Solo-Cellist
   am Staatstheater, [7]
Trepulka, Johann Ludwig, Komponist, Kapellmeister, Bratschist, 2. Violine,
   Orchestervorstand und Obmann des Orchesters am Staatstheater, (pass.)

 

 

 

 

Kapitel 1
Vorgeschichte und Überblick

Ende Oktober 2013 erhielt ich zunächst auf Anfrage, später aufgrund einer Bestellung aus der „Biblioteka Jagiellońska“ in Kraków, der Krakauer Universitätsbibliothek, achtunddreißig Scans von Dokumenten über Johann Ludwig Trepulka (geboren am 19. August 1903 in Wien, seit Februar 1945 verschollen im Raum Danzig)[1] Diese Scans, die im Nachstehenden auch benannt und teilweise zitiert werden, betrafen sämtlich die Uraufführung von Trepulkas Variationen für Orchester über ein eigenes Thema (Alt Wiener Tanzweise), die damit das derzeit am besten dokumentierte Werk Trepulkas während seines Krakauer Aufenthalts von 1940 bis 1944 sind. Gleichwohl kann ich dieses Stück nicht als ein Hauptwerk des Komponisten bezeichnen, da mir eine Übersicht über sein Schaffen grundsätzlich fehlt.

Die übersandten Quellen stammten alle aus den Jahren 1942 und 1943, und nicht selten spiegelten sich, mehr oder minder deutlich, in ihnen die kulturellen und politischen Anschauungen des Nationalsozialismus wider. Nach dem „Polenfeldzug“, mit dem am 1. September 1939 [1a] der Zweite Weltkrieg begonnen hatte, wurde noch im selben Jahr das „Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete“ (1939 bis 1945) eingerichtet, was nicht allein eine Ausdehnung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft war, sondern zugleich eine Vermehrung der Verbrechen und noch größere Willkür zur Folge hatte. Einen Eindruck von dem Geschehen in der Musik gibt aus regimetreuer Sicht 1942 der Aufsatz von Alfred Lemke mit dem Titel Deutsches Musikleben in Krakau. [2] Einer anderen Übersicht über die Philharmonie liegt ebenfalls ein nationalsozialistisches Weltbild zu Grunde. [2a]

Im Januar 2014 entdeckte Frau Paula Trepulka in Konstanz auf der Suche nach anderem in einem alten Köfferchen zahlreiche Schriften, zumeist Postkarten, die der Komponist von Krakau aus an seine Braut, die damals noch in Wien lebende Anna (Anny) Kratochvil, geschrieben hatte. Darin erzählte er mehrfach von seiner Arbeit am Staatstheater – sei es von seiner Tätigkeit im Orchester als Bratschist, sei es von Aufführungen seiner Bühnenmusik (wie der zu Agnes Bernauer) in Krakau und Warschau oder sein Dirigieren. Auch eine Gehaltsabrechnung aus dem Jahre 1943 ließ sich finden. Diesen beruflichen Bereich ergänzten privat entstandene Fotos von Mitgliedern der Familie, aber auch wichtige Dokumente, die Anna (Anny) Kratochvil (ihr Wiener Studienbuch und ihr Wiener Geburts- und Taufschein) oder die Vergangenheit Krakaus betrafen. Überraschenderweise kam auch eine Reihe von neun unveröffentlichten und undatierten Gedichten zum Vorschein, die der Komponist verfasst hatte, [3] und ebenso wurden Geschenke zum 37. Geburtstag des Komponisten (19. August 1940) oder eine Reise (wahrscheinlich die Hochzeitsreise des Paares) in die Hohe Tatra von Polen erwähnt. Dieses reiche Material bildete schließlich einen zweiten und neuen Hintergrund der Krakauer Jahre, der bisher so gut wie unbekannt war.

Dies alles nahm ich zum Anlass, die aus Krakau erhaltenen Dokumente nun durch Anderes zu vervollständigen, das ich in früherer Zeit (seit etwa 1997) über Trepulka zusammengetragen hatte. Selbstverständlich tauchten auch neue Fragen auf; die sich freilich nicht alle beantworten ließen. Die Informationen dürften aber hinreichen, diesen letzten Lebensabschnitt von Trepulka, soweit er bekannt ist, als Einheit zu behandeln, selbst wenn zu hoffen ist, dass das jetzt Vorlegbare noch ergänzt werden kann. Aufs Ganze gesehen ist es nichts Endgültiges, sondern eher ein Gerüst. Demgemäß steht Biografisches des Komponisten (Beruf, Kompositionen, Anstellung, Ehe, Aufführungen und Tod) im Allgemeinen im Vordergrund, und eine musikalische Detail-Analyse der Werke, die ein anderes Vorgehen verlangt, kann nicht gleichzeitig geleistet werden. Beide Bereiche durchdringen sich zwar oft und beleuchten sich wechselseitig, doch können sie einander wohl niemals ersetzen. So werden hier allein die Lebensumstände des Komponisten erfasst, die zur Entstehung der Werke die Voraussetzung sind. Zeitlich gehen sie den Werken stets voran und sind daher als eine Art von Rahmen zu werten.

Etwas vernachlässigt ist hier Trepulkas privater Musikunterricht, den er sowohl in Wien nach der Matura als vielleicht auch später in Krakau gab, da mir fast keine diesbezüglichen Informationen zur Kenntnis gelangten. Einzig sein Sohn schrieb mir darüber in einer E-Mail am 4. März 2002, die in der Chronologie unter 1921 zitiert wird (siehe hier). Insbesondere sind die „kleinen Kompositionen“, die Trepulka für seine Schüler verfasste (und die sein Sohn nur summarisch benannte), von Interesse, da sich die Entwicklung des Komponisten genauer daran ablesen ließe. Wie seine Schüler indes damals hießen, ist nicht bekannt.

 

*

 

Bevor Trepulka in Krakau am Staatstheater tätig wurde, arbeitete er mehrfach in den Jahren 1938–1940 in Wien und Hollabrunn (ca. 55 km nordwestlich von Wien, siehe hier); am längsten im Schuldienst, wo er in einem Fall bis zu einem Schuljahr mit 9 Wochenstunden Musikunterricht an „Oberschulen für Jungen“ erteilte. Darüber hinaus sollte er in Hollabrunn einen „Arbeitskreis für Musikerziehung“ gründen und leiten, wurde „Kreissachbearbeiter für Musik“, besuchte in Wien einen mindestens sechswöchigen „Singeleiterkurs der Kindersingschule“ und arbeitete hier auch in der „Hör-Erziehungsarbeit an Pflichtschulen“ als Kammermusiker. Alle diese Tätigkeiten sind vergleichsweise gut dokumentiert und wurden in den Anmerkungen ausführlich und verkürzt in die Chronologie aufgenommen. Die Arbeiten wurde sämtlich mit nationalsozialistischen Institutionen und Arbeitgebern vereinbart, da sie in Österreich stattfanden, das seit März 1938 offiziell zum Deutschen Reich gehörte. [3a]

Einen 1939 oder 1940 entstandenen maschinenschriftlichen Lebenslauf von 1 Seite verfasste Trepulka vermutlich, um eine feste Anstellung zu suchen. Die Arbeit in Hollabrunn und einige ehrenamtliche Tätigkeiten für das NS-Regime sind darin benannt (siehe Chronologie), doch nicht mehr sein Aufenthalt in Krakau. Daher wäre es möglich, dass sich Trepulka mit diesem Lebenslauf (auch) in Krakau bewarb. Seine Situation der Instabilität beschrieb er im letzten Satz darin, wo es heißt: „Leider sind aber die Lebensbedingungen in meiner gegenwärtigen Lage solche, dass ich, um mir endlich ein eigenes Heim gründen zu können, nach einer gefestigteren Postition Umschau halten muss.“ [4] Da Trepulka in seinem Lebenslauf alle Betätigungen nannte, die aus nationalsozialistischer Sicht seine Qualifikation als Musiker belegten, ist dieser Lebenslauf nicht nur ein Dokument seiner wirtschaftlichen Verhältnisse, sondern zugleich auch einer Notlage, welche die Kompromissbereitschaft des Komponisten mit dem herrschenden Regime bei seiner Bewerbung erklärt. Trepulka beantragte seine Mitgliedschaft in der NSDAP am 25. Februar 1940, in die er am 1. April 1940 unter der Mitglieds-Nummer 7 972 993 aufgenommen wurde. Da sich sonst aber nirgends eine Befürwortung des Nationalsozialismus durch den Komponisten erkennen lässt oder Politisches in allen von mir eingesehenen Unterlagen und Äußerungen des Komponisten gänzlich ausgeklammert wurde, kann man annehmen, dass diese Mitgliedschaft vor allem beruflich bedingt war und eine Art von Vorraussetzung bildete, in dem von Deutschen besetzten Polen überhaupt eine Arbeitsstelle im öffentlichen Dienst zu finden. [4a]

Trepulka übersiedelte im Juli 1940 von dem damals „großdeutschen“ Wien, wo er sich am 29. Juli 1940 abmeldete, in das „Generalgouvernement“, das man als „deutsches Nebenland“ bezeichnete und dessen Hauptstadt Krakau (nicht Warschau) war. Der Komponist arbeitete hier unter anderem als Bratschist im Orchester des Krakauer Staatstheaters [5], wurde bei Gelegenheit zum Dirigieren herangezogen und schuf auch die Bühnenmusik für anstehende Werke. Eine Abrechnung seines Gehalts ist aus dem Jahre 1943 erhalten und in Abb. 8 reproduziert. [6] Die in dieser Zeit am Krakauer Staatstheater Angestellten sind in zwei Nachschlagewerken von 1943 und 1944 erfasst (in der Veröffentlichung von 1943 mit namentlicher Nennung der Orchestermitglieder), auf die mich freundlicherweise Herr Prof. Dr. Eric Derom, Gent, aufmerksam machte und aus denen er mir Scans der betreffenden Seiten schickte. [6a]

Trepulka traf in Krakau „bei strömendem Regen“ ein und fand in einem „neuen Haus“ alsbald eine Wohnung, worüber er seiner Braut Anna (Anny) Kratochvil nach Wien berichtete. [7] Als seine Adresse benannte er „Ulica Szopena 6, Tür 5 [?] / Krakau / Generalgouvernement“ (wenig später lautete diese Adresse in deutscher Übersetzung „Chopinstr. 6“, wie dem Brief von Rudolf Erb an Trepulka vom 4. April 1942 zu entnehmen ist). Einer der anderen Hausbewohner war, laut Trepulkas Worten, der nachmals berühmte Ludwig Streicher (1920–2003), der 1940 sein Musikstudium in Wien abgeschlossen hatte und ab 1. September 1940 zunächst als Solo-Kontrabassist, ab 1943 als Solo-Cellist am Krakauer Staatsorchester tätig war. Ob die zwei Musiker jemals zusammenarbeiteten und ob Trepulka auf seiner Wohnungssuche vielleicht infolge eines Hinweises durch Streicher fündig wurde, ist nicht bekannt.

In Krakau heiratete Trepulka einige Monate nach seinem Umzug die Wiener Pianistin Anna (Anny) Kratochvil (1909–1994), die er etwa zehn Jahre zuvor in Wien kennengelernt hatte, als er Organist war und seine spätere Braut in einem Kirchenchor sang. [8] Diesem Umzug ging ein „Pendeln“ des Komponisten zwischen Krakau und Wien voraus – vermutlich hatte Trepulka noch ein Zimmer in seinem Elternhaus –, doch ebenso eine rege Korrespondenz mit seiner Braut, die, wahrscheinlich bis zur Heirat am 15. November 1940 in Krakau, noch eine Weile in Wien wohnen blieb. Die Hochzeitsreise führte das Paar dann wohl in die „Hohe Tatra“ in Polen, wovon eine Ansichtskarte an die Schwester von Anny Kratochvil namens Hermi(ne) erhalten ist. [9]

 

 

Trepulka_Kratochvil


Abb. 1
Anna Kratochvil und Johann Ludwig Trepulka
Sommer 1934, auf einer Wanderung in Osttirol  [10]
Vergrößerter Ausschnitt eines mit Selbstauslösung entstandenen Fotos
Ursprünglicher Scan: JsT

 

 

Trepulka_Vermaehlungskarte


Abb. 2
Vermählungskarte von Hans [Johann Ludwig] Trepulka und Anny [Anna] Kratochvil
Krakau, im November 1940 [11]
Scan: JsT
 

 

Das einzige Kind aus dieser Ehe wurde am 14. November 1942 geboren und auf den Vornamen Johannes getauft; der Sohn lebt mit seiner Familie heute am Bodensee in Konstanz. Auf seinen Lehrer, den Wiener Komponisten Josef Matthias Hauer, konnte sich Trepulka nicht mehr berufen (siehe auch hier); Hauer wohnte zwar in dem ebenfalls von Deutschen beherrschten Wien [12] doch seine Kompositionen und Schriften waren ihrer Atonalität wegen im Nationalsozialismus verrufen. Der Begriff der „Atonalität“ genügte, Hauer ein ähnliches Denken und Vorgehen wie Arnold Schönberg zu unterstellen und ihn an dem Bekannteren zu messen, auch wenn Hauer sich, wenigstens meinem Wissen zufolge, niemals an Schönberg orientierte. Schönbergs Musik klang indes völlig anders als die Hauers, und eine Verwechslung hätte bereits bei einmaligem Hören vermieden werden können. Da man jedoch lieber mit dem Parteibuch hörte als mit den Ohren, ist das Ergebnis nicht verwunderlich. Trepulkas selbständige Kompositionen kamen nur in seltensten Ausnahmen zur Aufführung, darunter am 26. November 1942 die hier genannten Variationen für Orchester über ein eigenes Thema (Alt Wiener Tanzweise), die auch auf ein in Wien entstandenes Stück zurückgehen. Außer diesem Werk und im Auftrag geschriebenen Bühnenmusiken ließ sich sonst überhaupt keine andere Komposition Trepulkas in seiner Krakauer Zeit nachweisen, und das Eigene verlor sich schließlich im Grau der Geschichte. Im außerdeutschen Ausland konnten Trepulkas Werke in dieser Zeit des Zweiten Weltkriegs kaum aufgeführt werden, da sich das Deutsche Reich durch Kriegstreiberei, ständigen Machtmissbrauch, militärische Besetzungen, skrupelloses Brechen von Verträgen, verlogene Parolen, schikanöse Hetze gegen mutmaßliche Feinde, prahlerische Äußerlichkeiten und zahllose Verbrechen der schlimmsten Art international immer unbeliebter gemacht hatte.

*

Zwar ist die Unterscheidung in der ausgewerteten Literatur nicht sehr übersichtlich, doch hilft es zum Verständnis der Vorgänge vielleicht zu sagen, dass es sich bei der „Philharmonie des Generalgouvernements“ und dem Orchester des „Staatstheaters des Generalgouvernements“, beide in Krakau, um zwei verschiedene Klangkörper von unterschiedlicher Größe und mit unterschiedlichen Dirigenten gehandelt hatte: Das erstere von Hanns Rohr gegründete Orchester der Philharmonie scheint bis zu Rohrs Tod am 6. Januar 1942 auch unter Rohrs Leitung gestanden zu haben (später dirigiert von Rudolf Hindemith [1900–1974] und von Hans Swarowsky [1899–1975]), während das zweite und etwas kleinere Orchester allein von Hans Antolitsch geleitet wurde. Unmissverständlich, aber keineswegs frei von Politik, schreibt Alfred Lemke zu Beginn seines Aufsatzes über das Musikleben in Krakau daher (S. 396): „Die beiden repräsentativen Stützen des deutschen Musiklebens in Krakau stellen heute [veröffentlicht im September 1942] die ,Philharmonie des Generalgouvernements‘ und das Staatstheater in Krakau dar.“ (wie Anm. [44b]) Dass Lemke zunächst die Philharmonie und dann erst das Staatstheater nannte, findet eine Erklärung darin, dass das Orchester des ,Staatstheaters‘ ein Kammerorchester, die ,Philharmonie‘ dagegen ein vollständiges großes Sinfonie-Orchester war. Lemke bestätigt dies, wenn er über Antolitsch im weiteren Verlauf seines Aufsatzes schreibt (S. 398): „Einen bedeutenden Gewinn für das Krakauer Musikleben brachte aber das Wirken des Staatstheaterorchesters unter  H a n s  A n t o l i t s c h.  Wie Dr. Rohr hatte Hans Antolitsch im Mai 1940 [von Hans Frank, dem Generalgouverneur] den Auftrag erhalten, ein Orchester zusammenzustellen, das schließlich 35 deutsche Mitglieder zählte. Hans Antolitsch entwickelte es zu einem Kammerorchester, das durch feinen Schliff und Klarheit in seinen Aufführungen bald aufhorchen ließ.“ Die Kompetenzen wie auch die Bezeichnungen der Leiter ließen sich jedenfalls erst in dem Augenblick besser klären, da man nicht mehr (wie ich anfangs) von ein und demselben Orchester ausging. Und will man die Nationalitäten der Orchestermusiker oder, mit anderen Worten: wie viele Polen und wie viele Deutsche darin arbeiteten, beurteilen, müsste man zunächst zu erkennen geben, von welchem der beiden Orchester man spricht, dann aber auch den Zeitpunkt benennen, für den die Nationalität festgelegt werden soll.

Zwei Dienstverträge, ratifiziert am 9. Juli 1940 und 21. Febr. 1941, die zwischen dem Intendanten des „Deutschen Theaters“ bzw. „Staats-Theaters“ in Krakau Friedrichfranz Stampe und Johann Trepulka geschlossen wurden, haben sich im Nachlass des Komponisten erhalten. Sie geben detailliert Auskunft über die Rechte und Pflichten des damaligen Orchestermusikers. Diese Verträge sind beide von Stampe unterzeichnet, während Trepulkas Unterschrift nur auf dem ersten steht. Die Verträge galten jeweils für ein Jahr (25. Juli 1940 bis 31. Juli 1941 bzw. 1. August 1941 bis 31. Juli 1942) und enthielten einen vierwöchigen Urlaub. Sie legten die Entlohnung des Musikers fest, benannten die Instrumente, die zu spielen waren, oder beschrieben den Rahmen von seinen Auftritten andernorts, die Erstattung von Reise- und Unterkunftskosten und dergleichen mehr. Eine zweiseitige und eng gedruckte Information über einen „Tarif- und Normal-Vertrag“ sowie eine „Orchester-Dienstordnung“ war in beiden Fällen beigefügt. Den Verträgen ist inhaltlich zu entnehmen, dass Trepulka zunächst 1940/41 für die Instrumente „Bratsche, II. Violine (Nebeninstrument)“ und im Jahr darauf (1941/42) für „Bratsche. Nebeninstrumente: Klavier, 2. Violine)“ engagiert wurde. [12a]

Deutlich ist auch folgende „Erklärung“, die von Antolitsch und Stampe unterzeichnet und in Krakau auf den „14. Juni 1941“ datiert ist, bei welchem Orchester und in welcher Institution Trepulka angestellt war: „Es wird bestätigt, daß Herr Johann T r e p u l k a  in der Spielzeit 1940/41 am Staatstheater des Generalgouvernements in Krakau als Leiter (auch Komponist) der Bühnenmusik tätig war und den musikalischen Oberleiter [also Hans Antolitsch] als Leiter der Orchesterproben, sowie bei zwei Mitwirkungen des Staatstheaterorchesters (in Tomaszow [sic] und am Staatstheater Krakau) als Dirigent vertreten hat. […].“ (Siehe auch die Chronologie). – Die in Abb. 8 reproduzierte Gehaltsabrechnung oder der Antrag auf eine Ordnungsstrafe für Otto Schuster (siehe hier) sind beide mit der Überschrift bzw. dem Stempel „Staatstheater des Generalgouvernements“ versehen. Und auch das Programmheft des 26. November 1942 (siehe unten, S. 5–6) wies auf Trepulkas Anstellung am Staatstheater hin. Gleichwohl wurde dieses Konzert, zu dem auch Trepulkas Variationen für Orchester gehörte, von der ,Philharmonie des Generalgouvernements‘ aufgeführt.

Überschneidungen waren jedoch nicht auszuschließen, wie Trepulkas Postkarte vom 16. August 1940 zeigt, worin er davon spricht, dass er von Antolitsch zum Dirigieren von Wagners Meistersinger-Vorspiel herangezogen worden sei, jedoch dabei nicht von einem „Kammerorchester“ berichtet, so dass Zweifel aufkommen müssen, welches Orchester nun spielte und wie Trepulkas Wendung „Stell Dir vor, welche Lust, diese Klangmassen zu bändigen“ zu verstehen sei (Scan [JsT] einer Postkarte von JLT an Anny Kratochvil etwa vom 16.8.1940, siehe Anm. [6]). Auch die Programmhefte scheinen nicht sauber zu trennen zwischen den beiden Orchestern, denn zum einen gibt es die „Blätter des Staatstheaters des Generalgouvernements“ (Geleitwort „Dr. Frank“ in Folge 1 vom 1. Sept. 1940; nur die erste Ausgabe lag mir vor, siehe Anm. [35], Abs. 2), zum anderen die „Philharmonischen Blätter“, hg. von der „Philharmonie des Generalgouvernements“ (Scans aus Krakau, siehe Anm. [1]), welche die oftmals im „Haus ,URANIA‘“ (siehe Anm. [16a]) stattfindenden Konzerte begleiteten. Durch diese Benennungen ließ sich freilich sicherstellen, dass man nicht einfach von den „Blättern“ sprechen konnte, sondern immer auch den Namen des Herausgebers erwähnen musste – was selbst hier dem politisch Unerfahrendsten die wahren Machtverhältnisse und den Stolz der „Besetzer“ anzeigte.

Weitere Verwirrung war gegeben durch die Bezeichnungen „musikalischer Oberleiter“ für Antolitsch (siehe Anm. [44a]) oder den Ausdruck „Intendanz der Philharmonie“ für Paul Haslinde. [12b] Da die Fäden jedoch stets bei dem „Generalgouverneur“ (Hans Frank) zusammenliefen, kann man daher den Verdacht nicht ausräumen, dass hier, absichtlich oder nicht, ein Chaos von Worten und Zuständigkeiten geschaffen wurde, dem sich im Zweifelsfall eine Rechtfertigung für jede Art erniedrigender Austauschbarkeit, Beliebigkeit und letztlich auch Gleichgültigkeit entnehmen ließ. Es ging mehr um Titel, bekannte Namen und Bezeichnungen, an denen sich die Macht erwies, als um Inhalte. Dass Rudolf Erb, welcher der stellvertretende oder 2. Dirigent der Philharmonie war, auch den Titel „Staatskapellmeister“ trug (siehe Anm. [23]), war der Klärung der Verhältnisse kaum förderlich, auch wenn nicht Erb, sondern Trepulka selbst sein eigenes Werk dirigierte, wovon später die Rede ist. Einzusehen ist jedoch, dass sich Bühnenmusik häufig kleinerer Besetzungen (Kammerorchester) bedient und daher instrumentaltechnisch oft höhere Ansprüche an die Musiker stellt, so dass Trepulka schon aus diesen Gründen allein am Krakauer Staatstheater eingesetzt worden sein könnte.

*

Am 1. Oktober 1944 wurde Trepulka zur Deutschen Wehrmacht einberufen, und er erhielt seine militärische Ausbildung in Lüneburg, Hamburg-Alsterdorf, Hamburg-Wentorf und Wolterdingen bei Soltau. Seinen „Abstellurlaub“ (letzter Urlaub vor der Abkommandierung an die Front) verbrachte er bei seiner Familie, die, auf der Flucht vor den kriegerischen Auseinandersetzungen in Wien, [12c] bei Verwandten in der Kleinstadt Zirndorf bei Nürnberg wohnte. Von Fürth bei Nürnberg aus (ca. 8 km von Zirndorf) fuhr Trepulka mit der Bahn im Februar 1945 zunächst nach Wolterdingen zurück (zwei Fotos, die ihn zusammen mit seinem 2-jährigen Sohn zeigen, entstanden vor der Abfahrt in Fürth, siehe Abb. 5). [13]  Dann kam er über Hamburg-Wentorf und Preußisch Stargard [Starogard Gdańsk] nach Langfelde [Długie Pole] bei Groß-Zünder [Cedry Wielkie] im Raum Danzig-Land [vermutlich Eindeutschung von Powiat Gdańsk]. Ein Feldpostbrief vom 24. Februar 1945 (siehe Kapitel 5) erreichte von hier seine Frau Anny. [14] Aufgrund der Feldpostnummer nimmt man zwar an, dass Trepulka Angehöriger des „Bataillon Hof(f)mann“ wurde, doch nach dem Datum seines Feldpostbriefes verlieren sich bisher sämtliche konkreteren Spuren, welche den Namen des Komponisten in irgendeiner Weise nennen. Dass Trepulka im Kriege fiel, ist wahrscheinlich. Dies lässt sich aber nur vermuten, da weder ein Grab noch eine Meldung daran erinnern.

 

 

 

Trepulka_Portraet


Abb. 3
Johann Ludwig Trepulka
Undatiertes Porträt-Foto, vermutlich um 1940; keine Angaben über Fotografen und Ort.
Das Foto lag in der Warschauer Broschüre von Oktober 1940; siehe Anm. [33a], Abs. 2
Scan: JsT

 

 

 

Kapitel 2
„Variationen für Orchester über ein eigenes Thema (Alt Wiener Tanzweise)“

Im Werkverzeichnis des Komponisten ist bei dem Titel Variationen für Orchester über ein eigenes Thema (Alt Wiener Tanzweise) angegeben: „Komposition 1940 in Wien, danach teilweise umgearbeitet“. Die erste Fassung des Werkes müsste somit spätestens bis zum Juli 1940 abgeschlossen worden sein, da sich Trepulka Ende Juli 1940 von Wien nach Krakau abmeldete; [15] die teilweise Umarbeitung des Werkes fand spätestens vor der Uraufführung statt, die hier beschrieben wird. Partitur und Stimmen sind vorhanden, als Tag der Uraufführung ist Krakau, der 26. November 1942 genannt. [16] Das Konzert fand im „Haus ,URANIA‘“ statt, einem ehemaligen polnischen Großkino am „Westring 34“ [16a], in dem Platz für etwa 1000 Personen war. [16b] Es spielte das Orchester der Krakauer Philharmonie. Die originale handschriftliche Partitur des Werkes sowie die Stimmen waren zunächst im Besitz von Trepulkas Sohn, befinden sich seit 2007 jedoch im „Musikarchiv“ der „Akademie der Künste“ in Berlin. [17] Verlegt und gedruckt oder auch nur ein zweites Mal aufgeführt wurde dieses Stück bislang ebenso wenig wie die meisten anderen Werke Trepulkas, womit zugleich kein einziges Orchesterwerk des Komponisten von 1942 bis heute (April 2016) zur Aufführung gelangte.


Erhalten ist ein Brief von Rudolf Erb, dem damaligen Staatskapellmeister (siehe hier), der das Konzert mit Trepulkas Werk offenbar zunächst allein dirigieren sollte, vom 4. April 1942 aus der Vorgeschichte der Uraufführung. Dieser Brief lautet:
 

    „Herrn
    Joh. Ludwig Trebulka [sic (siehe auch die Anrede im Folgenden)]
    Krakau
    Chopinstr. 6

    Sehr geehrter Herr Trebulka! [sic]

    Wir bestätigen Ihnen dankend den Erhalt des gesamten Materials Ihrer Variationen über ein eigenes Thema / alte Wiener Tanzweise/ [sic] und teilen Ihnen mit, dass das ausgezeichnete Werk im Rahmen der Veranstaltungen der Philharmonie im Konzertjahr 1942/43 zur Uraufführung gelangen wird. Über Aufführungsbedingungen und Honorarfragen bitten wir Sie, uns gelegentlich Vorschläge zu machen.

    Heil Hitler!

    i[n] V[ertretung] Rudolf Erb [diese Zeile handschr., dann wieder masch.:]
             Chefdirigent“  [18]


Die Uraufführung von Trepulkas Variationen fand über sieben Monate nach diesem Brief statt, wobei die Übersicht über dieses Konzert aus einem Programmheft der Veranstaltung hervorgeht und hier reproduziert sei:

 

 

Trepulka_Programm_1942


Abb. 4
Aus dem Programmheft der
Philharmonie des Generalgouvernements (Seite 3)
Quellen nach der Uraufführung besagten aber, dass Trepulka sein Werk selbst dirigierte.
Scan des Originaldrucks

 

Auf dem Abendprogramm des Konzertes standen damit eingangs von Beethoven die dritte Leonoren-Ouvertüre und von Mozart das Violinkonzert D-Dur, KV 219. Nach einer fünfzehnminütigen Pause folgten dann das neue Trepulka-Werk und abschließend Smetanas Sinfonische Dichtung „Die Moldau“. Das Violinkonzert Mozarts wurde von Fritz Sonnleitner (geb. am 8. Januar 1920 in Altötting bei München, gest. am 26. Juli 1984 in München) als Solisten gespielt, der von 1940 bis 1944 Konzertmeister der Krakauer Philharmonie war. Da alle anderen Musiker Polen waren, soll Fritz Sonnleitner zeitweilig der „einzige Deutsche“ des Orchesters gewesen sein. [19]

Im Programmheft der Veranstaltung waren unter anderem auch eine kurze Biografie Trepulkas abgedruckt sowie ein längerer Kommentar über seine Variationen für Orchester über ein eigenes Thema (14 Variationen). Beide sind zwar unsigniert, doch ist aufgrund vieler Einzelheiten nicht unwahrscheinlich, dass sie von Trepulka selbst stammen und allenfalls redaktionell bearbeitet wurden. [20] Die Biografie übergeht indes Trepulkas wichtiges Studium bei Josef Matthias Hauer in Wien – Hauers Orchestersuiten Nr. 6 und Nr. 7 waren im Mai 1938 in der Düsseldorfer Wander-Ausstellung „Entartete Musik“ gezeigt worden (nach Düsseldorf noch in Weimar, München und Wien), Umstände, die Hauer, selbst wenn man seine Musik nicht kannte, spätestens ab diesem Zeitpunkt im Nationalsozialismus „unerwünscht“ machten. Insgesamt liefern sowohl die Krakauer Biografie wie der Werkkommentar von 1942 aber auch wertvolle Ergänzungen oder Bestätigungen des bislang Bekannten. Dem ersten Satz des Werkkommentars (S. 6) ist zu entnehmen, dass die Variationen für Orchester ursprünglich 1940 entstanden und vor ihrer Aufführung teilweise umgearbeitet wurden. Ferner hält die Biografie fest (S. 5–6): „Gegenwärtig ist Trepulka am Staatstheater des Generalgouvernements im Orchester tätig und hat auch Bühnenmusik zu verschiedenen Schauspielen geschrieben.“ Da dies bereits im Jahre 1942 gesagt wurde, kann es sich nicht um ein Schauspiel allein handeln (Agnes Bernauer), das sich in diesem Zeitraum (1940–1942) mehr durch Zufall als auf Grund von Forschung finden ließ (siehe aber auch hier). Trepulka wurde im Orchester vor allem für Bratsche und 2. Geige verpflichtet, doch spielte er im Orchester des Deutschen „Staatstheaters“. Beide Instrumente hatte er jedoch als Hauptfach am „Neuen Wiener Konservatorium“ studiert. [21]

Die Uraufführung von Trepulkas Variationen für Orchester über ein eigenes Thema fand somit am Donnerstag, dem 26. November 1942 um 19.30 Uhr in Krakau im „Haus ,URANIA‘“ statt und war Teil des „II. Volkssinfoniekonzerts“. [22] Aus dem mir vorliegenden Original des Programms, das von der „Philharmonie des Generalgouvernements“ aufgeführt wurde, geht nicht hervor (S. 3 in Abb. 4), dass in diesem Fall nicht Rudolf Erb [23], sondern Trepulka selbst die Leitung hatte. Man kann durch diesen Umstand annehmen, dass die Entscheidung, den Komponisten selbst sein Werk dirigieren zu lassen, vergleichsweise spät stattfand, so dass sie nicht mehr in das Programmheft eingehen konnte. Teilweise richtigstellen lässt sich dies durch eine Besprechung von Gerda Pelz in der Krakauer Zeitung [24], welche am 28. November 1942, also am übernächsten Tag nach dem Konzert erschien: „Die vom Komponisten selbst dirigierte Uraufführung brachte einen beachtlichen Erfolg.“ Teilweise insofern, als Gerda Pelz anfangs in demselben Artikel sagte, dass Erb diese Uraufführung „herausbrachte“, was dann aber heißen müsste, dass Erb möglicherweise für die Zusammenstellung des Programms verantwortlich war, in dem Trepulka sein eigenes Werk dann selbst dirigierte. [25] 

Ein halbes Jahr später wurde in den Krakauer Philharmonischen Blättern eine Übersicht über die vergangene Konzert-Saison veröffentlicht, die unter dem Titel Rückblick und Vorschau abgedruckt wurde. Ihr war zu entnehmen, dass Trepulka zumindest ein eigenes Werk in der Zeit vom 1. Juni 1942 bis 31. Mai 1943 leitete. [26]  Und da nun das Konzert am 26. November 1942 das einzige war, für das überhaupt ein Werk Trepulkas genannt wurde, müsste es sich hier um die Uraufführung seiner Variationen für Orchester über ein eigenes Thema gehandelt haben. Die Regensburger Zeitschrift für Musik übernahm diese Informationen jedoch nicht und nannte erneut allein Rudolf Erb als Dirigenten des Konzertes („unter Leitung von Rudolf Erb“). Da in Krakau am 5. November 1942 jedoch ein „Sonderkonzert“ mit Hans Pfitzner stattgefunden hatte und von diesem auch dirigiert wurde („unter der Stabführung des Meisters“), stand dieses deutlich im Vordergrund des Hefts. [27]

Vermutlich schrieb Trepulka selbst in dem Programmheft am Ende: „Wie schon eingangs betont ist das absolute Geschehen in der Musik, das organische Herauswachsen einer Variation aus den anderen, hier das Primäre, während das Programmatische sekundärer Natur ist. Ein unvergängliches Vorbild bleibt auch hier Beethovens Ausspruch in seiner Pastoralsymphonie: ,Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei‘.“ [28]

Aus dem von Gerda Pelz veröffentlichten Artikel sei der Bericht über Trepulkas Werk zitiert:

    „In seinem zweiten Volkssymphoniekonzert brachte Erb nun des Ostmärkers [29] Johann Ludwig Trepulka ,Variationen über ein eigenes Thema (Alt-Wiener-Tanzweise)‘ als Uraufführung heraus. Trepulka, gegenwärtig Mitglied des Staatstheaterorchesters in Krakau, sagt zu seinem Werk, er habe damit einen Beitrag zur gehobenen Unterhaltungsmusik liefern wollen. [30]  Diese Absicht, dies sei von vornherein festgehalten, ist voll und ganz verwirklicht. Man umreißt den eigentlichen Charakter der Varationen jedoch am treffendsten, wenn man sie nicht einfach zur Unterhaltungsmusik zählt, sondern in die höher zu bewertende Sparte der unterhaltsamen, unproblematischen Musik weist. Die aus einem biedermeierischen, wienerischen Thema erwachsenden Variationen sind weniger Abwandlungen des eigentlichen Themas, als vielmehr die Erfindung von vielerlei Stimmungsbildern, die auf gleichem klanglichen Grundgerüst ruhen wie das Thema. Diese Stimmungsbilder verleiten durchaus dazu, als Programmusik, die das Wiener Leben schildert, gesehen zu werden. Der Komponist gibt jedoch mit der Bemerkung ,mehr Abdruck [gemeint wohl: mehr Ausdruck] der Empfindung als Malerei‘ den Hinweis, man möge sich nicht in tonmalerischen Deutungsversuchen verlieren. Die einzelnen Variationen sind vorzüglich instrumentiert und sauber gearbeitet. Dabei schimmern überall, selbst in den bewegten Strecken und sogar in der Schlußfuge (hier in den Durchführungen und Zwischenspielen) typisch wienerische Wendungen durch. Weil die Musik sehr eingängig ist und sich vor allem an das Gemüt wendet, dürfte ihr gewiß sein, daß sie als kultivierte Unterhaltungsmusik ihren Platz behaupten wird. Die vom Komponisten selbst dirigierte Uraufführung brachte einen beachtlichen Erfolg.“ [31]

 

 

 

Kapitel 3
Bühnenmusik

Wenn mir zunächst auch nur zwei der Bühnenmusiken, die in Trepulkas Krakauer Zeit entstanden, bekannt wurden, so war doch zu vermuten, dass es deren noch mehr gibt oder gab, die der Komponist schrieb und einstudierte, wenn nicht gar aufführte (siehe auch hier). Dieser Bereich von Trepulkas Komponieren ist weitgehend unerschlossen. Ansatzpunkte wären etwa Besprechungen in der lokalen Presse, Zeitungen oder Zeitschriften, in denen das Rundfunkprogramm möglichst ausführlich abgedruckt ist, oder vielleicht auch erhaltene Programmhefte des Theaters. (Alle solche Quellen standen mir zur Auswertung zunächst jedoch nur in beschränktem Ausmaß zur Verfügung.) Anny Trepulka berichtete ihrem Sohn öfters davon, dass ihr Mann auch immer wieder von Plänen für ein Tanztheater (Ballett), ausgehend vom hellsten Hell bis zur tiefsten Finsternis, erzählte. [31a]

Eine Bühnenmusik zu Agnes Bernauer erwähnte Johannes Trepulka noch im selben Jahr 1940, in dem seine Arbeit in Krakau begonnen hatte, und vermutlich ist dies überhaupt seine erste Krakauer Komposition für die Bühne. Als Vorlage diente das gleichnamige deutsche Trauerspiel (1851) von Friedrich Hebbel (1813–1865). Dieses Stück war „in Übereinstimmung mit dem Wunsch des Generalgouverneurs [Hans Frank] als Festaufführung“ gewählt“ worden. [31b]Aus einer E-Mail von Johannes Trepulka am 12. Dezember 2013 ging aber auch hervor, dass der Komponist seine Bühnenmusiken vor allem zum „Brot-Erwerb“ schrieb; Notenmaterial dieser innerhalb der Familie nicht als sehr wichtig betrachteten Stücke habe sein Sohn indes nie gesehen.

Die Bühnenmusik zu Agnes Bernauer wurde offenbar zunächst in Krakau uraufgeführt, war später aber auch in Warschau vorgesehen. Aus Krakau berichtet der Komponist auf zwei Postkarten, einer ersten vom 18. August 1940 an Anny Kratochvil und einer zweiten, wohl am Tag darauf verfassten, aber mit dem Poststempel vom 20. August 1940 versehenen, an Hermi Kratochvil (die Schwester seiner späteren Gattin Anny Kratochvil; beide wohnten in Wien unter derselben Adresse). Der 37. Geburtstag des Komponisten lag am 19. August 1940 zwischen diesen beiden Karten, wobei die zweite Karte, ihrem Inhalt zufolge, bereits an seinem Geburtstag geschrieben wurde (siehe unten). Mit Hermi Kratochvil korrespondierte Trepulka mehrfach oder ließ ihr von Anny auch Grüße ausrichten, und es ist wohl davon auszugehen, dass sie einander gut verstanden.

Die erste Karte vom 18. August 1940 an Anny Kratochvil in Wien lautet (Uhrzeit vom Verfasser dieser Karte unterstrichen):

    „Liebes Kind[,] in aller Eile teile ich Dir mit[,] daß morgen d[en] 19.8. eine Rundfunkreportage im Theater stattfindet, bei der ich Stellen aus meiner Bühnenmusik zu ,Agnes Bernauer‘ am Klavier vorspielen soll. Auf alle Fälle dreh um 10 Uhr vorm[ittags] das Radio auf. Ich weiß nicht[,] welcher Sender überträgt. Hoffentlich erreicht Dich rechtzeitig diese Karte. Vielleicht ist diese Sendung nur für d[as] Generalgouvernement[.] [um 90° gedreht:] Viele Bussi. Hans. / Grüße an Hermi[.] Danke f[ür] d[ie] Karte.“

Die zweite Karte ist an Hermi Kratochvil in Wien gerichtet und wohl am 19. August 1940 geschrieben, aber erst am Tag darauf postalisch abgestempelt worden:

    „Für Deine Geburtstagswünsche herzl[ichen] Dank. Mit dem Wetter ist es hier auch nicht besser. Heute habe ich eine Überraschung erlebt. Wie Du weißt[,] habe ich die Bühnenmusik zu Agnes Bernauer geschrieben. Nun war heute eine Rundfunkreportage d[es] Reichssenders, bei der Fragmente aus Agn. Bern. [Agnes Bernauer] gegeben wurden, wobei ich über meine Arbeit interviewt wurde (vom Intendanten [32] u[nd] vom Reporter) und ins Mikrophon gesprochen habe. Die Sendung wurde auf Wachsplatten [33] aufgenommen. [um 90° gedreht:] Wird mal abends zu hören sein. (zwischen 18 u[nd] 20 Uhr) Viele Grüße Hans. [Darüber:] Grüße u[nd] Bussi an Anny[.]“

Eine undatierte Postkarte des Komponisten (Briefmarke des Generalgouvernements, Poststempel nicht leserlich) an Anny Kratochvil besagt: „Gestern[,] Sonntag, war 13.30 Probe für die Rundfunkaufführung, 15–17.15 Rundfunkkonzert und abends ½ 8  Bernauer. Das dauerte wieder bis gegen 11h nachts. Es war ein ziemlich harter Tag.“ Die Datierung ist lässt sich freilich auf drei Montage beziehen. Ferner schreibt er am 12. September 1940: „In aller Kürze teile ich Dir mit, daß wir mit ,Agnes Bernauer‘ anfangs Oktober in Warschau gastieren werden. Also wird dort mein Nahme [sic] auch bekannt werden. Alles Nähere dann brieflich.“ [33a]Auf der zu Anfang dieses Absatzes genannten undatierten Postkarte kommt die Fortsetzung eines „Brief-Tagebuchs“ zwischen Anny Kratochvil und dem Komponisten zur Sprache, doch ist fraglich, ob dieses Tagebuch nach dem Zeitpunkt der Postkarte (August / September 1940) noch weitergeführt wurde. Zuvor scheint ein solches aber zumindest entstanden zu sein, da der Komponist, bevor er auf die Fülle seiner Proben in Krakau einging, schrieb: „Wenn möglich möchte ich das mit dem Brief-Tagebuch wieder aufnehmen, aber es wird oft so spät.“ Das enstandene Tagebuch ist indes verschollen, und der zitierte Hinweis ist vorerst der einzige Hinweis auf seine Existenz. Ebenso sind mir keine „Briefe“ bekannt geworden, auf welche sich die zitierte Bemerkung „brieflich“ (unmittelbar vor der letzten Anmerkung) beziehen könnte.

Alle diese Proben, sei es für den Rundfunk oder eine sonstige Aufführung, waren vermutlich in erster Linie für jene feierliche Eröffnung bestimmt, welche am Sonntag, dem 1. September 1940 (siehe hier) das Krakauer Theater zum „Deutschen Staatstheater“ erhob. [34] Der Intendant des Hauses, der Schauspieler Friedrichfranz Stampe, hatte in dem Stück Agnes Bernauer von Friedrich Hebbel selbst Regie geführt, und die Feier wurde mit dem Besuch des Reichsministers Dr. Joseph Goebbels (1897–1945) und dem des bayerischen Ministerpräsidenten Ludwig Siebert (1874–1942) „beehrt“. Diese Enzelheiten wurden zwei Monate später von Stampe in seinem Aufsatz Deutsches Bühnenschaffen im Osten erwähnt (Szene aus der Krakauer Inszenierung (1940) von Agnes Bernauer [Link veraltet, 9.3.2019]). [35]

Auch Trepulka schrieb auf einer Ansichtskarte vom 27. August 1940 (siehe hier) an Anny Kratochvil in Wien unter anderem: „Unser Theater ist, wie ich gehört habe, zum ,Staats-Theater‘ erhoben worden. Für uns Angestellte nicht schlecht.“ [36]

*

Allein auf einen Zeitungsausschnitt aus der Krakauer Zeitung vom 12. März 1944 kann ich mich stützen, den mir einst Johannes Trepulka aus dem Nachlass seines Vaters überließ und der sich auf ein Bühnenstück des belgischen Schriftstellers und Malers Felix Timmermans (1886–1947) bezieht. Dieses 1928 entstandene und noch im selben Jahr ins Deutsche übersetzte Schauspiel hieß Pieter Breughel. Als „deutschen Mitarbeiter“ von Timmermans nannte sowohl die Krakauer Besprechung wie ein Druck: „Carl Jakobs“ [auch Karl bzw. Jacobs], der mit Timmermans befreundet war. Anstelle der Erstausgabe des Drucks kommt jedoch vielleicht auch eher die im Vorjahr der Aufführung verlegte Auflage von 1943 in Betracht. [37] Trepulkas Noten dieser Bühnenmusik sind verschollen, [38] und so kann ich über dieses Werk nichts sagen, was über seine Besprechung hinausgeht. Bibliografisch ist diese Besprechung in Anm. [39] nachgewiesen, wobei vermutlich die Aufführung einige Tage zuvor stattfand und sich so wenigstens indirekt belegen ließ. (Siehe aber den nächsten Absatz.)

*

Einen größeren Fund, auf den ich nicht hoffen durfte, machte Johannes Trepulka Ende Juni 2014. Dabei kamen mehrere in Krakau entstandene Programmhefte aus den Jahren 1940 bis 1944 zum Vorschein, welche verschiedene Bühnenmusiken Trepulkas angaben. Hiermit ließen sich die Autoren und Titel von insgesamt acht Schauspielen ermitteln, zu denen Trepulka die Musik komponierte. Es handelte sich um Folgendes: Friedrich Forster, Die Infanten (Krakau, 25.11.1943); Franz Grillparzer, Des Meeres und der Liebe Wellen (Krakau, 15.01.1941); Knut Hamsun, Munken Vendt (Krakau, 30.09.1942); Friedrich Hebbel, Agnes Bernauer (Krakau, 01.09.1940; Warschau, 06.10.1940); Lope de Vega, Die Brunnenkur (Krakau, 09.05.1944); Tirso de Molina, Don Gil von den grünen Hosen (Krakau, 02.07.1944); Otto C[arl] A[ugust] zur Nedden, Das Strohkehren (Krakau, 29.04.1944); Felix Timmermans und Karl [Carl] Jakobs [Jacobs]; Pieter Breughel (Krakau, 23.03.1944). [39a] – Darüber hinaus ließ sich auch ein Brief des Komponisten vom 26. November 1944 finden. Ich habe fast alles, natürlich auch den Brief, in die hier erstellte Chronologie einbezogen, soweit es nicht nur um die Klärung vorliegender Zweifelsfälle ging oder um Duplikate von früher bereits Erhaltenem. Allein der Brief des Komponisten wird ausführlicher im folgenden Kapitel behandelt, da sich der letzte Besuch seiner Familie in Zirndorf daran anschließt und für den Zusammenhang der Ereignisse wichtig ist.

Aus diesen Programmen ließ sich auch ersehen, dass die letzte von Trepulka verfasste Bühnenmusik, das letzte Werk, das derzeit durch ein Programm belegbar ist (Tirso de Molinari, Don Gil von den grünen Hosen), am 2. Juli 1944 in Krakau vom Deutschen Staatstheater aufgeführt wurde (auf der Freilichtbühne im Brunnenhof des „Instituts für Deutsche Ostarbeit“, Annagasse 12). Drei Monate später wurde der Komponist „mit 1. Oktober 1944 in Krakau zur Deutschen Wehrmacht einberufen“ (wie Anm. [14]), und er kam zur militärischen Ausbildung in den Raum Hamburg, wovon auch der Brief vom 26. November 1944 an seine Schwägerin Adolfine Plaschke in Zirndorf spricht.

Zur Bühnenmusik zählt wohl ebenso die Uraufführung eines Werkes des Komponisten Kilian Kuchenmeister (seine Lebensdaten sind mir unbekannt), das von Rudolf Erb und Johann Ludwig Trepulka gemeinsam instrumentiert wurde. Es hatte zur Grundlage Joseph von Eichendorffs Lustspiel Die Freier (1833), welches am 18. November 1941 im Staatstheater des Generalgouvernements in Krakau „für die reichs- und volkssdeutschen Bediensteten der Ostbahn und deren Angehörige“ in einer Sonderveranstaltung des „Kameradschaftswerks der deutschen Eisenbahner der Ostbahn“ aufgeführt wurde. Kuchenmeister hatte in Krakau die musikalische Leitung der Veranstaltung. In dem mir vorliegenden Programm, das aus dem Nachlass von Johann Ludwig Trepulka stammt, sind Erb und Trepulka nur mit ihren Nachnamen genannt. Zur Ostbahn vgl. hier und hier. – Da Trepulka und Rudolf Erb gemeinsam die Instrumentierung vornahmen, scheint es mir nicht ganz abwegig zu sein, der Frage künftig nachzugehen, ob diese Sonderveranstaltung des „Kameradschaftswerks der deutschen Eisenbahner der Ostbahn“ in Verbindung mit dem Reichsbahnoberinspektor Max Erb stand, der 1943 im Münchner Adreßbuch verzeichnet und vermutlich ein Verwandter von Rudolf Erb war. Siehe den Zitierlink hier; Münchner Stadtadreßbuch. Adreßbuch der Landeshauptstadt München (Abtlg. Gemeinde Oberschleißheim, Ortsteil Mittenheim), 93. Jg., München: Adreßbuchverlag [Werner] Ruf, 1943, S. 83: Max Erb, Reichsbahnoberinspektor. – Herrn Otto Bürger, Oberschleißheim, sei vielmals gedankt für seine Auskünfte über Max Erb am 21. August und 1. November 2014. – Kilian Kuchenmeister war in Krakau am Staatstheater Chordirigent und Kapellmeister (siehe S. 702 im DMK 1943 sowie S. 315 im DBJ 1944). Nach dem Weltkrieg arbeitete er von 1967 bis 1970 als Dirigent der „Sängervereinigung Heidesheim“ in Heidesheim am Rhein, etwa 11 km von Mainz (siehe hier [Link veraltet, 9.3.2019] und hier).

Bühnenmusik war in gewisser Weise das Einzige, was der Komponist unter den damaligen Verhältnissen noch produzieren konnte. Hauer durfte er als seinen Lehrer nicht mehr nennen, das Ausland war ihm versperrt durch Besetzungen und den Krieg, den das Deutsche Reich nicht nur mit seinen unmittelbaren Nachbarn begonnen hatte. Zugleich war durch die Familie, die der Komponist gegründet hatte, sein Spielraum in finanzieller Hinsicht deutlich kleiner geworden, denn jetzt war er Ernährer und Versorger einer dreiköpfigen Familie und damit zu regelmäßiger Arbeit, dauerndem Geldverdienen und der Einstellung eigener Wünsche verpflichtet, wollte er seine Angehörigen oder die seiner Frau nicht ständig um Unterstützung bitten. (Und hiervon im Folgenden:) Mit der militärischen Ausbildung, deren Härte er sich zu entziehen suchte, war er gezwungen, seinen Beruf, der so verheißungsvoll begonnen hatte, zeitweilig völlig zu verleugnen; ein musikliebender Vorgesetzter wurde abberufen, ein neuer gleichgültiger an seine Stelle beordert; die weite Entfernung von seiner Familie wie das Scheitern seiner Bemühung um Versetzung taten ein Übriges, so dass er ein Fiasko nach dem anderen erlebte. Als er von seinem „Abstellurlaub“ und der Versetzung an die Front erfuhr, dürften sich seine Aussichten nochmals verringert haben, seine Karriere jemals fortzuführen, denn er wusste, was dies bedeuten konnte: einen Weg ohne Rückkehr. Das Lächeln auf den Lippen des Komponisten erstarb.

 

 

 

Kapitel 4
Der Brief vom 26. November 1944 aus Wolterdingen bei Soltau

Die zwei Briefe von Kapitel 4 und 5 gehören in gewisser Weise zusammen, da es sich anscheinend um die beiden letzten Schriftstücke handelt, die der Komponist hinterließ. Der biografische Hintergrund ist hier beschrieben und sei nicht wiederholt. Geht es in dem ersten Brief vom 26. November 1944 vorrangig darum, wegen der Härte des zu leistenden Militärdienstes eine Möglichkeit zu seiner Versetzung nach Bayern in die Nähe von Nürnberg zu finden, so wurden in dem Feldpostbrief vom 24. Februar 1945, der etwa drei Monate später entstand, zunächst die Sorgen angesprochen, welche die Trennung der Eheleute mit sich brachte: ausbleibende Post, Nachrichten aus dem vorübergehenden Zuhause und insbesondere das Ergehen seiner Frau und seines Sohnes, der beiden engsten Mitglieder seiner kleinen und jungen Familie, die vor dem Krieg in Wien nach Zirndorf bei Nürnberg geflohen waren und Unterkunft bei Angehörigen seiner Frau gefunden hatten. Doch auch Fragen der Versorgung mit Lebensmitteln, finanzielle Überlegungen oder musikalische Betätigungen kamen zu Wort. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wurde der zweite Brief kurz vor dem Tode des Komponisten verfasst, denn in Zirndorf hatte der Komponist den Urlaub vor seinem Fronteinsatz, verbracht, seinen „Abstellurlaub“ (wie Anm. [14]). Da der Komponist danach aber spurlos verschwand, ist anzunehmen, dass er am Ende des Krieges noch fiel – eine Annahme, zu der selbst der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes in München kam und die durch dessen Nachforschungen erhärtet wurde, siehe hier. Auf dem Bahnhof in Fürth, von wo aus er zurückfuhr, sah er seine Ehefrau und seinen wenig mehr als zwei Jahre alten Sohn jedenfalls zum letzten Mal, und eines der zwei Fotos, die bei diesem Abschied aufgenommen wurden, ist unten als Abb. 5 wiedergegeben.

Der Brief vom 26. November 1944, den mir Johannes Trepulka (Konstanz) als Scan Ende Juni 2014 zur Auswertung freundlicherweise überließ, ist wie der folgende handschriftlich und lautet:



    [Seite 1]

                                                              26.11.[19]44

    Liebe Dolfi!
    Vor einiger Zeit erhielt ich Post von Dir,
    auch die zurückgeschickte. Herzl[ichen] Dank!
    Wie mir Anny schrieb, wird sie mit Bubi
    zu Dir kommen, was ja auch besser ist,
    da es in Wien kein Bleiben mit dem Kind
    mehr ist. Anny soll mich bei ihrer Ankunft
    bei Dir gleich telegraphisch verständigen.
    Auch mittels Einschreibebriefes (Maschinschrift
    am besten) meine Dienststelle (Krakau) von der
    Adressenänderung benachrichtigen.
    Was meine Person anbelangt, so ging bis
    jetzt alles gut. Nun ist leider mit heute
    der musikverständige Kompagniechef abgegan-
    gen und der Nachfolger ist der Kunst gegenüber
    ziemlich gleichgültig. Für mich hart genug, da
    ich dadurch viele Begünstigungen verliere.
    Nun aber etwas Wichtigeres. Morgen
    sollen wir von hier einige Kilometer weg,
    Stellungen ausbauen [?] und daselbst 14 Tage

    [Seite 2]

    oder noch länger [hausen? (unleserlich)]. Und dann?
    Was das für meine Gesundheit bedeutet
    kannst Du Dir vorstellen …
    Wäre es möglich, daß Du oder Hans jemand
    maßgebenden von der Wehrmacht kennst[,] um
    in den Gau Bayern versetzt zu werden? (am
    besten in die Nähe Nürnbergs.) Es ist dies wohl
    möglich, habe ich hier erfahren, wenn man je-
    manden hat, der sich dafür einsetzt. Ich bin ja
    auch so weit von meinem Heimatort zur
    Ausbildung berufen worden [ca. 945 km], was sonst nicht
    üblich ist. Ich gehöre zu den Landesschützen,
    Anschrift: Schütze Trepulka, Johann
    2. Komp[anie] (Landesschützen Ausb. Battl. I. / 10.X. [39b]
                                                20 [eingekreist] Wolterdingen
                                                bei Soltau
                                                (Hannover).
    Ich würde nicht darauf dringen, aber nur fort
    von hier, Anny u[nd] Bubi brauchen doch noch ihren
    Vati. Hier halte ich das kaum mehr aus und
    was noch kommen wird. Also seid so gut!
    Hoffentlich auf Wiedersehn! In Zirndorf!
                                                   Viele Grüße Dir
                                                    u[nd] Hansl [Hansl (?)]
                                                         Euer Hans.“

     

Gerichtet ist dieser Brief an die Schwester seiner Ehefrau Adolfine (Dolfi) Plaschke, geb. Kratochvil, die in Zirndorf bei Nürnberg lebte und deren Verwandtschaft mit Trepulka im Anschluss an den zweiten wiedergegebenen Brief hier erklärt wird.

 

 

 

Kapitel 5
Der Feldpostbrief Johann Ludwig Trepulkas vom 24. Februar 1945

 

 

Trepulka_Bhf_Fuerth_1945


Abb. 5
Johann Ludwig Trepulka mit seinem Sohn Johannes
Abschied im Februar 1945, Bahnhof Fürth bei Nürnberg
Privatfoto, vermutlich von der Ehefrau Anna Trepulka, geb. Kratochvil, aufgenommen
Scan: JsT

 

 

Den genannten zweiten Brief, den vielleicht letzten des Komponisten, den er schrieb und der uns erhalten ist, gab mir gleich anderen Dokumenten Johannes Trepulka, der Sohn des Komponisten, lange Jahre bevor der Nachlass seines Vaters von dem „Musikarchiv“ der „Akademie der Künste in Berlin“ übernommen wurde. Inhaltlich ist einiges in der Einleitung zum erstgenannten Brief von 1944 vorweggenommen (siehe hier). – Rechts ist durch ein Fotokopieren der Briefrand öfters leicht abgeschnitten; das vermutlich Fehlende wurde in eckigen Klammern ergänzt. Zeichensetzung und Zeilenfall sind möglichst genau von der Vorlage übernommen; erstere wurde nur dann nachgetragen, sobald es vom Inhalt des Briefes her sinnvoll erschien. Ob die Anrede von „dir“/„Dir“ groß- oder kleingeschrieben ist, war nicht immer eindeutig erkennbar; doch ist klar, dass Trepulka hier in jedem Fall seine Frau Anna (Anny) ansprach. Unterstreichungen gehen auf den Briefverfasser zurück. Abkürzungen wurden nur aufgelöst, sobald diese heute weniger gebräuchlich sind.

Darauf hingewiesen sei, dass an dieser Stelle kein literarisches Dokument abgedruckt wird, sondern ein privater, persönlicher handschriftlicher Brief, der grundsätzlich eine andere Sprache spricht als etwas zur Veröffentlichung Bestimmtes.



    „[Seite 1]

    24.2.[19]45.                       

    Liebe Mutti u. Bubi!
    Wir schreiben heute den 24. Februar und noch immer keine
    Nachricht von Dir. Ich will nicht hoffen, daß das bei Dir dasselbe
    ist. Wenigstens ein oder der andere Brief wird Dich doch erreicht
    haben. Was aber das für mich bedeutet, so im Ungewissen zu
    bleiben, kannst Du Dir wohl lebhaft vorstellen. Ich schreibe daher
    solange ich nichts von Dir weiß, immer vor allem von meinen
    Hauptsorgen. Das ist zunächst die Gehaltsfrage von welcher Stell[e]
    aus uns in welcher Höhe weitergezahlt wird. Weiters wegen
    der Krankenkasse, an welche Anschrift nun die Beitragsleistu[n-]
    gen erfolgen. Das kannst Du nur über die Hauptstelle (Berlin[)]
    erfahren. Und nicht zuletzt wie es Dir und Bubi geht, wie
    Ihr damals nach Hause gekommen seid [40] und so vieles andere[.]
    Den aufgeschnittenen Lebkuchen hätte Bubi zur Heimfahrt gut
    gebrauchen können. Nachdem hier punkto Fett kein Mangel herrsch[t,]
    so hätte Dir das Schmalz, das Du mir mitgabst, Dir wohler getan[,]
    umso mehr als die Kartenperiode um eine Woche verlänger[t]
    wurde, womit Du damals nicht gerechnet hast. [40a]  Hoffentlich h[ast]
    Du das verwendet, was ich seinerzeit aus Krakau mitbrachte[,]
    denn allzu lange aufheben hat doch keinen Sinn. Bekommt
    Bubi hie und da wenigstens ein Eichen? Ißt auch Du genü[-]
    gend? Ich möchte so vieles wissen, wenn mich wenigstens nur
    ein Brief von Dir erreichen möchte! Versuche auf meine
    Feldpostnummer (21577 B) [40b] eine dringende Nachricht an m[ich]
    zu richten. Die Gehaltsfrage ist eine dringende Angelegenheit[,]
    da ich in dieser Hinsicht noch eine Karte der Wehrmacht be[-]
    sitze, die Du unter Umständen benötigen würdest. Diese
    Frage muß unbedingt geklärt sein. Dazu würde ich un[-]

    [Seite 2]

    bedingt Briefpapier brauchen. Das Material für diesen Brief ist berei[ts]
    gepumpt. [41] Bis 100 g darfst Du ja auf Feldpost schicken. Übrigens würd[e]
    es mich interessieren, ob das Paket von Kamerad Loghothetti [?] bei Dir an[-]
    gelangt ist. Es sollen Dörrpflaumen, Nüsse und etwas Obst darinnen
    sein. Hast Du auch das Paket aus Wolterdingen zurück erhalten?
    Ich habe es nicht mehr bekommen. – Wie gesagt, momentan
    ist es hier ganz gut was Essen anbelangt. Außerdem hatte ich in
    letzter Zeit genug Gelegenheit zu musizieren. Wir haben eine[n]
    Leutnant[,] der sehr musikliebend ist (von Beruf Lehrer.) Bis
    jetzt fand sich immer ein Klavier (hier war sogar ein Steinw[ay-] [42]
    flügel). Ansonsten habe ich eine schöne Anzahl von 1stündigen
    Orgel Konzerten gegeben, die eine verständige Zuhörerschaft
    hatten. Bruckner, sowie eigene Improvisation fehlte natür[lich]
    nicht am Programm.

    Nicht zuletzt aber möchte ich doch immer wieder auf die
    Sache mit Hans [?] verweisen. Unter Umständen wäre noch
    Zeit. Du würdest es nicht bereuen, wenn Du die näheren
    Umstände wüßtest warum ich jedesmal davon schreibe. Ich
    warte immer auf Nachricht, daß diese Angelegenheit in letzter
    Minute doch noch klappt. H[er]r Antolitsch hat in dieser Beziehu[ng]
    vieles unterlassen. Ich weiß es ja nicht. Jedenfalls würde es mi[ch]
    interessieren wo [?] er jetzt ist.
    Auch von Wien habe ich keinerlei Nachricht. [43] Hoffentlich wird dies
    bald anders. Gott schütze mit [?] Segen Euch weiterhin wie bisher
                                                   Viele Bussi
    Grüße an Dolfi u. Hans!             Dir u. Bubi
                                                              Euer
                                                                     Vati.“

 

Bei den am Ende des Briefs genannten Vornamen „Dolfi“ (österreichische Koseform von „Adolfine“) und „Hans“ handelt es sich erneut um Anna Kratochvils Schwester Adolfine Plaschke, geb. Kratochvil, und ihren Ehemann Hans Plaschke, bei denen die Familie 1945 in Zirndorf wohnte. Zirndorf war auch als Treffpunkt verabredet, wohin sich der Komponist bei einer eventuellen Heimkehr wenden solle. (Auskünfte von Herrn Johannes Trepulka, Konstanz, in einer E-Mail am 12. Dezember 2013.) Adolfine war die älteste der drei Kratochvil-Schwestern, die jüngste war Anna (Anny); zwischen diesen beiden war Hermi(ne) jünger als Adolfine und älter als Anna. Genauere Daten liegen mir nur bei Anna Kratochvil vor, die am 4. Juli 1909 in Wien (XI. Bezirk, Drischützgasse 10) geboren wurde, da deren Geburts- und Taufschein überliefert ist (Hinweise von Herrn Johannes Trepulka und einen von diesem erstellten Scan, den er mir am 17. Februar 2014 sandte). Bei „Antolitsch“ – ein Name, der eher selten vorkommt – ist sicherlich Hans Antolitsch (1905–1996) gemeint, der musikalische Oberleiter am Staatstheater Krakau, der durch Quellen in Anmerkung [44], aber auch durch handschriftliche Dokumente eindeutig belegbar ist. Inwiefern Antolitsch aber „vieles unterlassen“ habe, vermag ich nicht zu sagen, da ich nirgends einem Anhalt zu dieser Äußerung Trepulkas begegnete.

 

*

 

Eine Auskunft, die ich bei dem in Freiburg im Breisgau ansässigen Militärarchiv einholte, besagte, dass der Komponist aufgrund der verwendeten Feldpostnummer zuletzt Angehöriger des „Bataillon Hof[(f)]mann“ gewesen sei, welches seit dem 16. Februar 1945 bestand. Ferner teilte mir Dr. Thomas Menzel freundlicherweise mit: „Leider sind von dieser Einheit [Bataillon Hof(f)mann] keinerlei Unterlagen und auch keine weiteren Hinweise überliefert, über die Einsätze dieser Einheit ist nichts weiteres bekannt. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, daß mittels einer eingehenden Untersuchung des Schriftgutes übergeordneter Einheiten Näheres herausgefunden werden könnte.“ [45]

*

Das Gutachten des „Suchdienstes München“ des „Deutschen Roten Kreuzes“, lautet in seiner Zusammenfassung (unterzeichnet von Direktor Max Heinrich am 19. Juli 1974):

    „Das Ergebnis aller Nachforschungen führte zu dem Schluß, daß Johann Ludwig T r e p u l k a  mit hoher Wahrscheinlichkeit bei den Kämpfen, die im Februar und März 1945 um Danzig und Dirschau geführt wurden, gefallen ist.“ [46]

Heinrichs Schreiben endet auf der folgenden Seite mit den Worten:

    „Viele Soldaten des Bataillons ,Hofmann‘ [sic], darunter auch der Verschollene, werden seit diesen Kämpfen vermißt. Für einige von ihnen liegen Heimkehreraussagen vor, daß sie gefallen sind. Andere aber haben in dem zeitweise verschneiten, von tiefen Einschnitten durchzogenen Hügelgelände sowie bei Straßen- und Häuserkämpfen den Tod gefunden, ohne daß es von überlebenden Kameraden bemerkt werden konnte. Das Feuer von Artillerie und Panzern erreichte auch Verbandsplätze, Lazarette und Sanitätsfahrzeuge.

    Es gibt keinen Hinweis dafür, daß der Verschollene in Gefangenschaft geriet. Er wurde auch später in keinem Kriegsgefangenenlager gesehen. Alle Feststellungen zwingen zu der Sclußfolgerung, daß er bei diesen Kämpfen gefallen ist.“

Dieses Gutachten, das in seiner ausführlichen Begründung keine Mühe zu scheuen schien und alle nur erdenklichen Quellen heranzog, ist auch heute noch gültig, da dem Suchdienst des DRK neue Meldungen über den Tod oder Verbleib von Johann Ludwig Trepulka nicht vorliegen. Das Schreiben des Suchdienstes des DRK, das im ersten Halbjahr 2014 durch eine erneute Anfrage von Johannes Trepulka ausgelöst wurde, erbrachte deshalb das Ergebnis:

    „Alle bisherigen Bemühungen des DRK-Suchdienstes München, das Schicksal von Johann Ludwig Trepulka zu klären, blieben erfolglos. Der Suchfall wurde 1974 mit einem DRK-Gutachten vorläufig abgeschlossen.“ [47]

*

Anna Trepulka wandte sich bald nach dem Krieg, etwa in den ersten Monaten des Jahres 1947, an Hermann Scherchen, um ihn für die Partitur Die Göttliche für großes Orchester zu interessieren. Ihr Bemühen war jedoch vergebens. Sie hatte von Zirndorf bei Nürnberg aus geschrieben, wo sie auch einen Antwortbrief von Scherchens Sekretärin erhielt. Scherchen halte sich derzeit für Konzerte in Italien auf, schrieb die Sekretärin, und würde auch gerne den Wunsch [einer Aufführung] erfüllen, doch möchte er zunächst die Partitur durchsehen. [47a] Ob dieser Partiturversand in der Folge stattgefunden hat, vermag ich nicht zu sagen. Jedenfalls erklang diese Partitur nie unter Scherchens Leitung. Die Göttliche wurde seit ihrer Uraufführung (Wien, am 10. August 1937) durch die Wiener Symphoniker unter Julius Katay kein zweites Mal bis heute durch irgendeinen Dirigenten aufgeführt.

*

Erst im Jahre 1955, als auch alle Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion heimkehren konnten, gab Anna Trepulka die Hoffnung auf, ihr Mann könne aus dem Zweiten Weltkrieg noch zurückkommen („Heimkehr der Zehntausend“ aus Russland). [47b]

*

Eine Anfrage, die vom „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.“ in Kassel an die „Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht“ in Berlin weitergeleitet wurde, erbrachte am 8. Oktober 2014 die Antwort:

    „Ihr Angehöriger

    Johann Ludwig Trepulka, geboren am 19- August 1903 in Wien,

    ist hier letztmalig in einer Liste vom Februar 1945 als Angehöriger der Einheit
    5./Grenadier-Regiment Danzig 1 [sic] erfasst.

    Eine Vermisst- oder Todesmeldung liegt nicht vor.

    Er war Träger der Erkennungsmarke: -9550- Krf.E.Abt.10
    (Kraftfahr-Ersatz-Abteilung 10)

    Auch die Überprüfung der uns übersandten Unterlagen aus den russischen Archiven ist ergebnislos verlaufen.“ [52]

Damit scheint der Fall vorerst abgeschlossen zu sein.

 

 

 

 

Trepulka_Chordirektor


Abb. 6
Johann Trepulka, der Vater des Komponisten
vermutlich an der Orgel der Neusimmeringer Pfarrkirche (Platz für 2800 Personen) in Wien [47c]
Handschriftlich darunter: „ Zur Erinnerung an | Chordirektor Hans Trepulka | Mai 1931“
siehe auch Anm. [48] und [48a] sowie hier. Unbekannter Fotograf und Ort. Scan: JsT
 

 

Trepulka_Eltern


Abb. 7
Die Familie des Komponisten
Sitzend die Eltern: Agnes Trepulka, geb. Urban (1875–1945) und Johann Trepulka (1872–1951)
hinter der Bank stehend: der Komponist Johann Ludwig Trepulka (1903–1945),
vorne am Boden sitzend: seine Schwester Paula Trepulka (1901–1951) [49]
Unbekannter Fotograf, Zeitpunkt und Ort. Scan: JsT

 

 

Trepulka_Gehalt


Abb. 8
Gehaltsabrechnung, ausgestellt vom „Staatstheater des Generalgouvernements“
für Johann [Ludwig] Trepulka im Jahre 1943, in Złoty und Groschen
Es handelt sich um einen einseitig bedruckten Briefumschlag der Größe 158 × 98 mm
Scan und Angaben über das Dokument: JsT
 

 

 

 


Anhang

 

Zur zeitlichen Abfolge von Trepulkas Werken

Unterstellt man eine gewisse Chronologie in Trepulkas Schaffen, die etwa parallel verläuft zu den mit Opuszahlen nummerierten Werken, so ergibt sich eine erste und grobe Ordnung. Dabei zeichnet sich in den Jahren von 1922 bis schätzungsweise zum Ende der dreißiger Jahre ab, dass hier die Werke von op. 1 bis op. 14 entstanden und op. 14 zugleich die letzte Zählung ist, die der Komponist überhaupt für ein Werk gebrauchte. Werke ohne Opuszahl gingen dieser Gruppe voran und folgten danach, wobei das Stück Licht und Finsternis von 1922 das früheste erhaltene und vorerst einzige Werk ist, das Trepulka nach seiner Matura ohne Opuszahl schrieb. [49a] Die zweite Gruppe von Stücken ohne Opuszahl wurde fast ausnahmslos für das Staatstheater in Krakau in den Jahren 1940 bis 1944 komponiert, und es handelt sich, soweit dies die Quellen erkennen lassen, um Bühnenmusiken, die gegenwärtig aber alle verschollen sind. Die offenbar umfangreichste Arbeit des Komponisten, die Sinfonische Dichtung für großes Orchester Die Göttliche op. 12, wurde in Wien geschrieben und hier am 10. August 1937 (also im Jahr vor dem „Anschluss“) uraufgeführt und im Rundfunk übertragen. Der Wechsel von Wien nach Krakau (Ende Juli 1940) scheint für den Komponisten selbst ein Einschnitt gewesen zu sein, der seine Abhängigkeit von der zwölftönigen Technik Hauers hätte belegen können und nach welchem er vielleicht deshalb nicht von den damaligen nationalsozialistischen Machthabern nach seinem früheren Schaffen befragt werden wollte. In Krakau umgearbeitet wurden auch die ursprünglich und wahrscheinlich als Letztes in Wien komponierten Variationen für Orchester über ein eigenes Thema (Alt Wiener Tanzweise), ein Werk, das am 26. November 1942 unter der Leitung Trepulkas von der „Philharmonie des Generalgouvernements“ uraufgeführt wurde.

 

 

Ausgewertete Noten

An Noten Trepulkas lagen mir vor: Op. 2 (insgesamt 14 KLavierstücke nach Nikolaus Lenau [veröffentlicht sind 7 Stücke, 2 Auflagen; siehe hier], Manuskripte und Drucke). Op. 6 (Suite für Bratsche und Klavier). Op. 12 (Die Göttliche, Ms. der Partitur) und Op. 13 (5 Orchester-Lieder, Klavier-Auszug im Ms.). – Alle erhaltenen Werke befinden sich seit 2007 in Berlin (siehe hier: Hinweis).

 

 

Chronologie

Bei jahresübergreifenden Tätigkeiten: Einordnung nach dem Datum ihres Beginns. – Ereignisse, die nur durch ein Jahr, nicht aber durch Monat und Tag bestimmt sind, stehen unmittelbar unter der Jahreszahl.

 


1901


3. Nov.: Geburt der Schwester Pauline (auch Paula), gest. am 16. März 1951 in Wien; verheiratet mit Franz Proskowitz (geb. am 8. August 1897 in Wien, gest. ?). Q: E-Mail von Erich Denk, Magistratsabtlg. 8 des Wiener Stadt- und Landesarchivs am 13. August 2014. Zur Bestattung der Schwester siehe hier; (Abb. 7) sowie Anm. [50] (letzter Satz).


1903

19. Aug.: Johann Ludwig (August [siehe Chron., 3. Februar 1939])* TREPULKA (der Familienname sieht in dem Abstammungsnachweis vom 3.2.1939 jedoch eher wie „Trepulha“ [sic] aus) in Wien geboren, Konfession: römisch-katholisch, verheiratet, „Musikerzieher“, zuletzt Orchestervorstand (Abb. 1, Abb. 3, Abb. 5 und Abb. 7) [50]. – * Da ein dritter Vorname des Komponisten nur in diesem einen Fall auftrat, liegt vielleicht eine Verwechslung mit seinem Geburtsmonat vor.


Eltern
(zu den Eltern des Komponisten siehe auch hier sowie Anm. [50])

Vater: Johann Trepulka, * 13. Dez. 1872 in Wien, † 2. Febr. 1951 in Wien (hier, Ende 1 . Abs.); Lehrer, Schuldirektor, Chorleiter, Leiter des Simmeringer Fürsorgeamtes (Fotos: siehe Abb. 6, Abb. 7); vgl.auch „Trepulkagasse“ in Wien-Kaiserebersdorf

Der Vater des Komponisten ist zuletzt verzeichnet im Wiener Adreßbuch 1942 [„Adolph Lehmann’s Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger“], 83. Jg., Bd. I: Namen-Verzeichnis, Wien: August Scherl, S. 1252, Sp. [4]: „Trepulka, Johann, Schuldir[ektor] a. D. [außer Dienst] XI. [Bezirk] Simm[eringer] Hauptstr[aße] 108 B.“; der Genannte wird in der vorausgehenden Ausgabe auch als „Fürsorgerat“ bezeichnet [Fettdruck wie in der Vorlage]. Da der letzte Band der Reihe 1942 erschien, wird die Frage des Ablebens eines Elternteils nicht mehr berührt (vgl. unten den Abatz Anmerkung zu den Eltern). Der Komponist benutzte jedoch die Bezeichnung „Simmeringer Hauptstr. 108 B“ zwischen 1913 und 1939 mehrfach, so dass anzunehmen ist, er habe noch in seinem Vaterhaus gewohnt oder er habe diese Adresse als die beständigere betrachtet, unter der er besser erreichbar war. – Zum Fürsorgerat vgl. auch „Leiter des Simmeringer Fürsorgeamtes (1934–1938)“ auf der Webseite hier (Trepulkagasse).

Mutter: Agnes Trepulka, geb. Urban, * 5. Jan. 1875 in Wien, † 18. Mai 1945 [51] (siehe Abb. 7)

Anmerkung zu den Eltern: Agnes [nicht Agmes] Trepulka wurde am 23. Mai 1945 auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet (Grab 30 E 4-20). Sie wurde im selben Grab beerdigt wie einige Mitglieder mit dem Familiennamen Urban, was zugleich der Geburtsname von Agnes Trepulka war. Im selben Grab ruht auch ihr Ehemann, der am 13. Dezember 1872 geborene Johann Trepulka, dessen Lebenszeit mit 78 Jahren allerdings nicht ganz vereinbar ist mit dem bisher bekannten Sterbejahr 1947. Da als Todestag jedoch der 2. Februar 1951 (hier) und als Tag der Bestattung der 8. Februar 1951 (Datenbank „Friedhöfe Wien“) zu erfahren war, handelt es sich hier wahrscheinlich um die richtigen Daten. Vgl. auf der Startseite hier (neu: „Verstorbenensuche“). Ließ sich das Grab der Eltern des Komponisten somit vergleichsweise leicht finden, so darf man aufgrund der Datierungen doch davon ausgehen, dass beide Elternteile ihre zwei Kinder nur kurz überlebten, wobei die Mutter bald starb, nachdem der Komponist verschollen war (1945), und der Vater im Monat nach der Schwester Paula verschied (1951).

Davon auszugehen ist, dass in derselben Grabstätte sowohl die Eltern des Komponisten ruhen, doch ebenso seine Schwester Pauline mit ihrem Gatten Franz Proskowitz neben Verwandtschaft der Mutter von Pauline, deren Mädchennamen Urban lautete. Der Name Proskowitz, der selbst Johannes Trepulka unbekannt war (E-Mail vom 31. Dezember 2013), fiel zunächst als einziges Mal in meinen Forschungen über JLT, als der Komponist am 23. Juli 1930 aus Kirchberg am Wechsel (etwa 90 km südlich von Wien) von einer Höhlenwanderung (Hermannshöhle) eine Postkarte an die Musikakademikerin Anny Kratochvil in Wien schrieb. Diese Postkarte wurde von mehreren Personen mitunterzeichnet, darunter von Franz Proskowitz (der Vorname war schwer zu lesen, der Nachname aber deutlich); daneben stand die Unterschrift von Paula Trepulka. Der Wiener Zentralfriedhof, der um Klärung der Verhältnisse gebeten wurde, verfügte jedoch über keinerlei Unterlagen mehr, welche die Bestattung von Angehörigen der Familie Proskowitz und solchen der Familie Trepulka in einem gemeinsamen Grab erklären könnten (Anfrage per E-Mail am 1. März 2014). Erst eine Auskunft in Bezug auf Proskowitz aus den historischen Meldeunterlagen von Wien im dortigen Stadt- und Landesarchiv (Magistratsabteilung 8) brachte die hier mitgeteilte Klarheit. (Zu danken ist herzlich Herrn Erich Denk, welcher den Namen nachging und mir am 12. August 2014 in einer E-Mail das Ergebnis seiner Recherchen schrieb. – Im Wiener Adreßbuch. Lehmanns Wohnungsanzeiger, 1930, 71. Jg., Erster Band, S. 1248, Sp. [4] findet sich in dieser Zeit der Postkarte der folgende Eintrag: „Proskowitz, Franz, städt[ischer] Lehrer, X. [Bezirk,] Hasengasse 35-37, Stiege 3“, wobei aber nicht gesagt werden kann, ob es sich bei dem Genannten vielleicht um einen Kollegen von Johann Trepulka, dem Vater des Komponisten, der ebenfalls im Schuldienst arbeitete, gehandelt hat.

Großeltern (väterlicherseits):
Johann Trepulka, * 18. Mai 1827 in Wien, † [?] in Wien
Barbara Trepulka, geb. Einsiedl, * 12. Okt. 1839 in Niederösterreich, † [?] in Wien

Großeltern (mütterlicherseits):
Josef Urban, * 1. Juli 1834 in Olesschau, † [? im Alter von 70 Jahren] in Wien
Pauline Urban, geb. Petrina (?), * 9. Juli 1838 in Böhmen, † [?] in Wien

Q: Meldebehörde Wien; Bf. (E-Mail) von JsT am 4. März 2002

Zu den Schwieger-Eltern des Komponisten siehe hier.


1913

2. Mai 1913 bis 28. März 1939: JLT wohnhaft in Wien, 11. Bezirk, Simmeringer Hauptstraße 108b/2/11. Q: Meldebehörde Wien


1914

Beginn des Unterrichts an der Wiener Staatsrealschule im 11. Bezirk
Q: Reifezeugnis der Staats-Realschule (1921)


1921

Abschluss der Mittelschule (Realschule) mit Auszeichnung. Nach der Matura Musikstudium gegen den Willen des Vaters; siehe hier. Q: Reifezeugnis (siehe 6. Juli 1921), Lebenslauf (1939/40) sowie E-Mail (4. März 2002) von JsT

In der letzten der drei Quellen heißt es im 3. Absatz unter anderem: „Sein komplettes Studium mußte sich mein Vater dank der Ignoranz seines Vaters durch Musikunterricht und kleine Kompositionen für seine Schüler bewerkstelligen.“ – Vermutlich stützte ich mich auf diese Quelle, als ich in der NZ 2005 auf S. 14 (linke Spalte) ihren genannten Inhalt bereits wiedergab (siehe Anm. [38]).

6. Juli: Reifezeugnis. Q: Scan (JsT)

Trepulkas Angaben werden durch den folgenden Druck bestätigt: 50 Jahre Realschule Simmering. Festschrift, hg. von Walter Frenzel, Wien: im Verlag der Bundesrealschule Simmering, 1958, 116 S. (Zitierlink der Druckausgabe [Link veraltet, 9.3.2019]), hier Sp. [1] des Abschnittes 15: Die Abiturienten von 1915–1958 (Seite [99] ff.) auf S. [100], wo als letzter Name: „Trepulka, Johann“ unter „1921“ erscheint. In diesem Druck kann man sich auch verschiedentlich über Konstantin Prokesch (mit Foto) belesen, der Trepulkas Reifezeugnis als Realschuldirektor mitunterschrieb. Die Seitenzahlen wurden aus der frei zugänglichen Internetausgabe gelöscht; eine elektronische Suche ist hier nicht möglich (siehe hier). – Abiturienten oder Lehrkräfte des Namens Kratochvil oder Proskowitz waren in den hier abgedruckten Listen nicht enthalten.


1922

Sinfonische Messe Licht und Finsternis (älteste erhaltene Komposition)

JLT seit 1922 als Kammermusiker tätig. Q: Lebenslauf (1939/40)


1922–1923

22. Okt. 1922 bis 3. Mai 1923: Kammermusik-Abende [des Fuchs-Quartetts
(2. Violine = JLT)]. Q:
Mitteilungen der Wiener Musikgesellschaft. Vereinigung
für musikalische Volksbildung
, Schriftleitung: Alfred Langer, 4. Jg., Nr. 2, Wien,
Oktober 1922, S. [1]. Q: Kopie (JsT).

Erhalten hat sich auch ein Konzertprogramm des Fuchs-Quartetts: „MITTEILUNGEN der Wiener Musikgesellschaft, Vereinigung für musikalische Volksbildung | Geschäftsstelle: WIEN III, KLIMSCHGASSE 14“ (4. Jg., Nr. 5 vom Jänner [d. i. Januar] 1923). III. Kammermusikabend | FUCHS -QUARTETT | (Fuchs – Trepulka – Janoschek – Langer) | Konzertsängerin Camilla Palffy-Waniek | Prof. Eduard Madensky, Staatsoper (Kontrabaß) | Prof. Hermann Zechner (Klavier)“ Werke von Julius Wachsmann, Robert Schumann, Hugo Wolf und Franz Schubert am Montag, 26. Februar 1923, Mittlerer Konzerthaus-Saal, 7 Uhr abends. Konzertdirektion Georg Kugel, Wien VII, Fasszieherg. 7. – Im Wiener Konzerthaus (Archiv) ist das Programm hier zu finden. – Da Alfred Langer auch in dem Programm vom 21. April 1933 in Erscheinung trat (siehe hier), ist anzunehmen, dass der Cellist des Fuchs-Quartetts und der Schriftleiter des oben genannten Mitteilungsblattes dieselbe Person waren. Q: Scan (JsT).


1923

Beginn von Trepulkas Privatunterricht bei Josef Matthias Hauer
Q: Hauers Bemerkung in seiner Atonalen Melodienlehre (siehe folgender Eintrag), dass Trepulka bereits als „Zwanzigjähriger […] formvolllendete atonale Musik“ geschrieben habe. Trepulka wurde am 19. August 1923 zwanzig Jahre alt. Diese Überlegung. welche die Altersangabe bei Hauer allerdings sehr genau nimmt, könnte sich damit auch auf Hauers Melodienlehre beziehen, die möglicherweise auch erst nach diesem Datum abgeschlossen wurde.

Erwähnung in: J. M. Hauer, Atonale Melodienlehre. Eine Hörschule (1923) auf der
DVD: Josef Matthias Hauer,
Schriften. Manifeste. Dokumente, hg. von Nikolaus Fheodoroff, Wien: Verlag Lafite (Edition Österreichische Musikzeit), 2007:

    1.) J. M. Hauer, Atonale Melodienlehre, S. 175 f.
    „Tatsächlich habe ich es erlebt, dass ein Zwanzigjähriger […] formvollendete atonale Musik schrieb: Klavierstücke, Lieder, Chorwerke mit Orgel usw. Seither sind wir Freunde. Sein Name ist Johann Ludwig Trepulka. Er besucht mich hie und da und interessiert sich für meine Arbeitsmethode. Ich gebe ihm einen genauen Einblick in meine ,Werkstatt‘ und bis jetzt sind wir einander noch nicht im Weg gestanden. Er deutet [das Melos] ganz anders als ich und trotzdem verstehen wir uns sehr gut. Jeder achtet den Nomos, jeder hängt mit immer stärkerer Überzeugung am Zwölftongesetz. Über praktische Dinge hatten wir uns sehr bald geeinigt, besonders was das Aufschreiben anbelangt, die Notenschrift.“

    2.) Ebd., S. 176
    „Es bleibt mir also faktisch nichts anderes übrig, als meine Bausteine, meine Deutungen und die meines Freundes Trepulka aufzuschreiben, es der allmächtigen oder ohnmächtigen Musikkritik überlassend, was sie darüber denkt.“

    3.) Ebd., S. 179
    „Ich habe bisher (außer dem Trepulka) keinen einzigen Menschen getroffen, der die Möglichkeiten der zwölf Töne so hört wie ich, der atonale Melodien fließend, leicht singen oder pfeifen kann, ohne sich dabei um eine Schwebung, ein [pythagoreisches] ,Komma‘ zu irren.“

    4.) Ebd., S. 184
    „Ich war Cellist, Trepulka ist Geiger, wir kennen beide nichts Schmierigeres in der Musik als das Glissando, das Rutschen, Gleiten auf einer Saite, dieses ordinäre Wimmern, Winseln, Vibrieren und dgl.“

    5.) Ebd., S. 186
    „Dieser große, weite Bogen, der in anderen Tonlagen wiederholt wird, bildet das ,Portal‘ eines großen Klavierstückes von Johann Ludwig Trepulka.“

    6.) Ebd., S. 187
    „Trepulka hat sich das ,solide Handwerk‘ von mir angeeignet. Wir schreiben jeden Baustein gleich in allen zwölf Tonlagen auf.“

28. Aug. 1923 bis 1. Dez. 1923: Komposition des Klavierzyklus op. 2 (datiert nur im Ms.). Als Ms. liegen doppelt so viel Klavierstücke nach Lenau vor wie im Druck; siehe hier. Q: Handschrift (Musikarchiv der Akademie der Künste, Berlin)


1924

1924 bis 1928: JLT hört musikwissenschaftliche Vorlesungen an der Universität Wien; er erhält 6 Kollegienzeugnisse in Theorie (bis Sommersemester 1928)
Q: Lebenslauf (1939/40), Archiv der Universität Wien, Brief vom 19. Sept. 2005

24. Mai (erneut am 7. und 28. Juni 1924): Inserat in der Kölner Zeitschrift
Rheinische Musik- und Theaterzeitung (Abb. hier)

Mai oder Juni: parallele Publikation von Hauers Klavierzyklus nach Friedrich Hölderlin op. 25 und JLTs Klavierzyklus nach Nikolaus Lenau op. 2. Q: Drucke;
Erstausgabe von op. 2, Berlin: Schlesinger / Wien: Haslinger, spätestens Juli 1924 bzw. als revidierte und kommentierte Neuausgabe Frankfurt am Main: Robert Lienau Musikverlag, Februar 2011 (beide Drucke hier). – CD-Ausgabe von Trepulkas Klavierstücken op. 2 sowie der ursprünglichen RAVAG-Aufahme von 1937 des Orchesterwerkes Die Göttliche als Heftbeilage zur Neuen Zeitschrift für Musik, Mainz: Schott, September 2005 sowie eine Neuaufnahme von op. 2 bei ECM, München, April 2007 (beide CDs hier). – Vgl. Bibliographie (2005) u. (2007)

vor 22. Juli: Postkarte von Julius Lienau aus Donaueschingen an seinen Bruder
Wilhelm Lienau in Wien; zur Begegnung mit Trepulka bei den Donaueschinger Musiktagen 1924. Q: Kopie von Judith Picard (siehe hier)

Sept.: 
Eingesandte Bücher und Musikalien, in: Die Scheibe. Blätter für Kult und Kultur, hg. von der Blauen Gemeinde, Schriftleitung: Paul Bommersheim, 1. Jg., H. 5, Darmstadt: Blaue Gemeinde Darmstadt, Sept. 1924, S. 73 (Klavierstücke op. 2, Schlesinger, Berlin). Q: Kopie


1925

frühestens 1925: Aufsatz Die Zwölftondauermusik (Trio für Violine, Viola und Cello )* von Jeff Golyscheff und die diesbezüglichen Fragen. [Fußnote des Autors:] * Erschienen (1925) bei Schlesinger – Berlin [und] Haslinger – Wien

Manuskript im Umfang von 8 Seiten (DIN A4), Kurrentschrift, mit handschriftlichen Notenbeispielen aus dem Werk Golyscheffs. Ein auf S. 7 abgebildetes Notenfragment hatte sich von den vorhandenen Seiten abgelöst. Sehr sauber ausgeführt. – Entstanden ist diese Handschrift vermutlich in der Zeit zwischen 1925 und 1933. Hierauf deutet zum einen der Druck von Golyscheffs Trio im Jahre 1925 hin (vom Inhalt her gesehen würde ich jedoch eher die zweite Hälfte der zwanziger Jahre annehmen, als Trepulka Hauer noch vergleichsweise nahe stand). Zum anderen spielt aber die jüdische Abstammung Golyscheffs eine Rolle, die eine Beschäftigung mit seinem Werk im Rahmen der nationalsozialistischen Juden-Verfolgung ab 1933 (in Österreich ab 1938) eher unwahrscheinlich macht, wobei allerdings gerade der verbreitete Antisemitismus der Grund gewesen sein könnte, diesen Aufsatz nicht zu publizieren. Veröffentlicht wurde der Aufsatz Trepulkas meines Wissens bisher nicht. Kopien des Aufsatzes erhielt ich am 5. Juli 2005 von Johannes Trepulka, Konstanz. Anzumerken ist noch, dass das Trio von Golyscheff im Jahre nach Trepulkas Klavierstücken op. 2 (komponiert 1923, im Druck 1924) im selben Verlag erschien. – Golyscheff lebte von 1897 bis 1970.

April: Hermann Heiß, Die Grundlagen der Atonalität in Hauers Musik und Lehre, in: Die Scheibe. Blätter für Kult und Kultur, Darmstadt, April 1925, S. 16, Fußnote: „Hier sei J. L. Trepulka erwähnt, ein im Lyrischen fußender Schüler Hauers, der, in den Gleisen seines Meisters fahrend, durchaus Persönliches in seinen Klavierstücken (Schlesinger-Haslinger) zu geben weiß.“ Q: Kopie

Mai: Erich Steinhard über Hauers und JLTs Musik in der Zeitschrift Die Musik, S. 612 (siehe hier). Q: Scan von Dr. Simon Obert


1927

15. März: Prüfung in „Einfacher Kontrapunkt“. Q: Kolloquien-Zeugnis, Scan (JsT)

17. März: Datierung von Trepulkas Kolloquien-Zeugnissen; Scans (JsT): „Einfacher Kontrapunkt“ (Bewertung: „sehr gut“); „Musikalische Formenlehre“ (Bewertung: „sehr gut“)

zwischen Juni und Ende 1927: Erwähnung der Klavierstücke op. 2 in: Robert Teichmüller und Kurt Herrmann, Internationale Moderne Klaviermusik. Ein Wegweiser und Berater, Leipzig u. Zürich: Gebrüder Hug & Co., 1927 (Vorwort auf S. VI datiert: „Leipzig, im Juni 1927“); hier S. 173: „Trepulka, Johann Ludwig. Op. 2. […] Man wird sofort an Hauer erinnert: Die Überschriften nach Worten eines Dichters, der ‚Ausdruck je nach dem Melos‘ und der doppelte Vorname. Nur die Hauersche Melodik fehlt. Dafür arbeitet T[repulka] kräftigst nach dem Motto: Wo die Not am größten, ist – die Sequenz am nächsten. Belanglos.“ Q: Buch (siehe auch hier)

Okt./Nov.: Erwähnung des Zyklus der Klavierstücke op. 2 in: Leonhard Deutsch, Zur Einführung in die Harmonik der zeitgenössischen Klavierliteratur, in: Musikblätter des Anbruch, 9. Jg., Heft 8/9, Wien, Okt./Nov. 1927, S. 324–331;
hier S. 326 (siehe
hier). Q: Kopie


1928

6. März: Möglicherweise Differenzen mit Hauer. Trepulka, der „abschwenkt“ [von der Zwölfton-Lehre Hauers?]; unveröffentlichter Brief von H. Heiß aus Darmstadt an J. M. Hauer in Wien; Heiß berichtet, dass sein Schüler Ludwig Dietz jetzt Maturum habe und in Leipzig seinen Doktor in Musikwissenschaft machen solle. Weiterhin schreibt Heiß: „Na, ich lasse ihn gerne gehen, so Leute können wir noch gut brauchen. Er wird schon nicht abschwenken à la Trepulka, dafür setze ich mich ein.“ (S. 4–5). Q: Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Sign.: 598/38-13, (Kopie)

13. März: Kolloquien-Zeugnis „Doppelter Kontrapunkt“ (Bewertung: „sehr gut“). Q: Kolloquien-Zeugnis, Scan (JsT)

26. Juni: Kolloquien-Zeugnis „Kontrapunkt“ (Bewertung: „sehr gut“)
Q: Kolloquien-Zeugnis, Scan (JsT)


1929

14. Juni: Zeugnis des „Neuen Wiener Konservatoriums“ in „Partiturspielen (bezw. Partiturlesen), Instrumentenkunde und Instrumentieren“ (Bewertung: „vorzüglich“) Q: Zeugnis des „Neuen Wiener Konservatoriums“, Scan (JsT)


1930

etwa 1930: JLT lernt als Organist seine spätere Frau Anna Kratochvil
kennen, die in einem Kirchenchor singt. Q: E-Mail vom 3. April 2014 (JsT)

ca. 1930: Brief an das Laboratorium Hawelka mit der Bitte um eine Medizin für seine „Braut“ Anny Kratochvil in Wien; Datierung durch die Altersangabe der Patientin.
Q: Scan (JsT)

23. Juli (Poststempel): Ansichtskarte: Bild (s/w): Hermannshöhle im Eulenberge in Kirchberg am Wechsel (ca. 90 km südlich von Wien), „Niagarafall“, von JLT an Anny (Anna) Kratochvil, „Musikakademikerin“ (Wien). Incipit: „Die herzlichsten Grüße von der lange geplanten Wanderung“. Inhalt: Grüße. Mitunterschrieben u. a. von Paula Trepulka [Schwester von JLT und später (?) Gattin von Franz Proskowitz], Franz Proskowitz, Hans und Agnes Trepulka [Eltern JLTs]. Anmerkung: Was die Wendung „herzliche Grüße an Deinem Tage“ bedeutet, ist mir nicht bekannt. Doch um den Geburtstag von Anny Kratochvil, an welche die PK gerichtet ist, kann es sich nicht handeln, da ihr 21. Geburtstag bereits auf den 4. Juli 1930 gefallen war. Jedoch könnte der Namenstag von Anna gemeint sein, der nur wenige Tage später, nämlich am 26. Juli, bevorstand. Q: Scan (JsT)


1932

Klavierexamen an der Staatlichen Akademie in Wien. Q: Lebenslauf (1939/40)

1. Okt.: Mitglied des Österreichischen Musikpädagogischen Verbandes (Nr. 1784), ausgestellt auf JLT, Kapellmeister. Q: Mitglieds-Ausweis (Kopie, JsT)


1933

4. April: Uraufführung der Variationen für Streichquartett über das Soldatenlied Steh ich in finstrer Mitternacht im „VIII. Österreichischen Komponisten-Abend“ des „Österreichischen Komponistenbundes“, Else-Stein-Quartett; Kammersaal [sic] des Musikvereinsgebäudes. Zusammengehörig mit op. 10 (Variationen für Streichorchester). Q: Programmzettel (Kopie: JsT)

21. April: Cello-Abend mit Alfred Langer, JLT dirigiert Cellokonzert in B-Dur
von L. Boccherini, Kleiner Musikvereinssaal, Wien. Q: Programmzettel (Kopie: JsT)


1934

Erwähnung von JLT als Schüler von Martha Pollak (Klavier), in: Festschrift 25 Jahre Neues Wiener Konservatorium, Geleitwort von Josef Reitler (S. 3–7), [Wien 1934]; S. 10 ff.: Die Lehrer des Neuen Wiener Konservatoriums von der Gründung der Anstalt bis zum heutigen Tage; hier S. 26. Q: Kopie

Kurt Herrmann (Hg.),
Die Klaviermusik der letzten Jahre. Nachtrag zu Teichmüller - Herrmann Internationale moderne Klaviermusik, Leipzig und Zürich: Gebrüder Hug & Co., 1934. Hier in der „Zusammenstellung der Nationalität“ (S. 81–85) unter „Unbekannte Nationalität“ S. 85, letzter Eintrag: „Trepulka, J. L.“ mit Verweis auf den im Titel des Buchs genannten Band I (vgl. unter 1927 Teichmüller sowie hier). Q: Buch

Sommer: Foto von Anna Kratochvil und JLT auf einer Wanderung in Osttirol (Abb. 1)

vermutlich 13./14. Dez. (Poststempel): Ansichtskarte (farbig; Cortina d'Ampezzo
m. 1224 col M[onte] Tofana) von JLT an Hr. und Fr. Direktor Trepulka [Eltern JLTs] in Wien. Incipit: „Herzliche Grüße von einer Dolomitenfahrt nach Italien“
Inhalt: Grüße, mitunterschrieben von „Anny Kr[atochvil]“. Q: Scan (JsT)


1936

3. Mai: Schüler-Abend; JLT im Großen Ehrbarsaal; Mitwirkende: Konzertsängerin [Maria] Kapek-Kiesa; von JLT: Wo noch Abendsonne liegt; Klavierbegleitungen: JLT. Zusammengehörig mit op. 11 (4 Gesänge mit Orchester, Klavierfassung). Q: Programmzettel (Kopie und Scan: JsT)


1937

29. Juli: Brief der RAVAG an JLT mit der Bitte, Orchestermaterial für eine Aufführung Die Göttliche am 10. Aug. umgehend einzusenden. Q: Kopie: JsT

10. Aug.: Uraufführung und Übertragung Die Göttliche [das ist Greta Garbo] im Wiener Rundfunk; Wiener Symphoniker, Leitung: Julius Katay. Tondokument u. Einführungstext (2 S., masch.). – Im Nachlass u. a. die Kopie einer unbezeichneten Musikzeitschrift (nach der UA), S. 22. Kopie des Tondokuments: JsT – Publikation: siehe hier

18. Oktober: Aufführung der 3 Lieder mit Streichquartett op. 7, Gesang:
Zoë Prasch-Formacher, Kolbe-Quartett (1. Violine: Margarete Kolbe-Jüllig,
2. Violine: Herta Schachermeier, Viola: Dora Streichr [sic]. Violoncello: Lucie
Weiß);[Wiener Konzerthaus], Schubert-Saal; Österreichischer Komponistenbund; zur Besetzung des Kolbe-Quartetts vgl. das Radioprogramm für Donnerstag in der Zeitung
Reichspost. Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk, 40. Jg.,
Nr. 177, Mittwoch, den 28. Juni 1933, S. 12, Sp. [3]. Vgl. auch Artikel
Prasch-Formacher, Zoë, in: Kürschners Deutscher Musiker-Kalender 1954, Berlin: de Gruyter, 1954, Spalte 983–984 (nach diesem Lexikon wurde die Sängerin 1899 in Mürzzuschlag geboren). Q: Programm (Kopie und Scan: JsT); auch auf Webseite des Wiener Konzerthauses (Suchbegriff: Trepulka), „Erster Kammermusikabend des Österreichischen Komponistenbunds“


1938

1. Okt. 1938 (bis spätestens zum 16. Nov. 1938), Wien, Besuch des „Singeleiterkurses der Kindersingschule“ und Ablegung der „Pflichtübungen“ (masch. Bestätigung vom Wien, ausgestellt am 16. Nov. 1938). Q: Scan (JsT)

15. Nov. 1938 (bis 1. Nov. 1939), Leitung der Musikschule in Hollabrunn. Q: Lebenslauf 1939/40 sowie Bestätigungs-Schreiben. Der Lebenslauf des Komponisten benennt zudem die ehrenamtliche Stelle eines „Kreisfachbearbeiters für Musik“. Q: Scan (JsT); siehe Übersicht in Anm. [3a]

19. Nov.: Brief der NSDAP, Gauleitung Niederdonau, Auftrag von Gründung und Leitung eines „Arbeitskreises Musikerziehung“ in Hollabrunn. Gleichzeitig Bestellung zum „Kreissachbearbeiter für Musik“. Q: Scan (JsT); siehe Übersicht in Anm. [3a]

1. Dez. 1938 (bis Abschluss des Schuljahres 1938/39), Hollabrunn, Unterricht an der Oberschule für Jungen. Q: Scan (JsT); siehe Übersicht in Anm. [3a]


1939


3. Feb.: Wien. „Kleiner Abstammungsnachweis“ [Arier-Nachweis] der NSDAP, Gau Wien, Amt für Sippenforschung, Wien, 1. [Bezirk], Am Hof 3 und 4, „Zahl: 26983“. Ausgestellt für „Trepulka, Johann Ludwig August [sic]“, Wohnort Hollabrunn, Gschmeidlerstraße 25, Stand: ledig. Wien, 3. Feb. 1939, unterzeichnet: Unterschrift von Stempel überdeckt, daher als Ganzes unleserlich; der Anfang könnte lauten „Sch“, durch die Kürze des Wortes vielleicht „Schmidt“. Der Zuname des Komponisten sieht hier aber eher wie „Trepulha“ aus. Q: Scan (JsT)

28. März: abgemeldet nach Hollabrunn; hier ca. 7 Monate, danach zurück nach Wien. Q: Meldebehörde Wien

30. Juni: Unterschrift unter das in Anm. [3a] als letztes unter Hollabrunn beschriebene Dokument. Q: Scan (JsT)

16. Juli (Poststempel): Ansichtskarte (s/w; Stift Melk an der Donau) von JLT
an Anny Kratochvil (Wien). Incipit: „Für Deinen lieben Brief herzlichen Dank.“
Inhalt: Grüße von einem Ausflug an einem Sonntagnachmittag, Blockflötenspiel (siehe hier) zum Zeitvertreib mit Kollegen, sehr heiß. Q: Scan (JsT)

7. Nov. 1939 bis 29. Juli 1940: wieder in Wien wohnhaft (11. Bezirk, Simmeringer Hauptstraße 108b/2/11). Q: Meldebehörde Wien

nach 7. Nov.: eigenhändiger Lebenslauf von JLT, Adressenangabe: Wien, Hauptstraße 108b (Erwähnung der Arbeit in Hollabrunn, aber noch keine
Erwähnung von einer Anstellung in Krakau). Q: Kopie JsT


1939–1940

Trepulka an der „Oberschule für Jungen, Wien X. [zehnter Bezirk], Jagdgasse 40“ Bestätigung siehe hier. Q: Scan (JsT)


1939 oder 1940

von der Wiener Fachschaft Musikerzieher zum ehrenamtlichen Fachbearbeiter für Streichinstrumente des XI. Bezirks [in Wien] bestimmt. Q: Lebenslauf (1939/40)


1940

vermutlich bis zum Juli 1940 („aus dem Jahre 1940“): Komposition der
Variationen über ein eigenes Thema (Alt Wiener Tanzweise), vor der UA umgearbeitet. Q: Programmheft der UA, S. 6 (siehe: 26. November 1942)

2. Feb.: Bestätigungsbrief des Gausachbearbeiters Behnsen für Trepulkas Leitung einer Musikschule in Hollabrunn in den Jahren 1938/39 (siehe hier)

25. Febr.: Antrag auf Mitgliedschaft in der NSDAP. Ortsgruppe Wien. Q: Gau- und Zentralkartei im Bundesarchiv

1. April: Aufnahme in der NSDAP, Mitgl.-Nr. 7 972 993. Gau und Ortsgruppe Wien. Q: wie voriger Eintrag

9. Juli:
Unterschrift unter den 1. Dienstvertrag des „Deutschen Theaters“ in Krakau (siehe hier). Q: Scan (JsT)

25. Juli (bis 31. Juli 1941): einjährige Laufzeit des Dienstvertrages als Mitglied des „Deutschen Theaters“ in Krakau (Bratsche, Nebeninstrument: II. Violine), Vertragsabschluss: 9. Juli 1940, unterzeichnet von: Friedrichfranz Stampe bzw. Johann Trepulka (Wien). Q: Scan (JsT)

26. Juli [Freitag] oder 26. August [Montag] (Poststempel, nach den ersten zwei Ziffern unleserlich): Ansichtskarte (s/w; „Deutsches Theater“ in Krakau, unbeflaggt) von JLT an Anny Kratochvil (Wien).  Incipit: „Bin bei strömendem Regen in Krakau eingetroffen.“ Inhalt: erfolgreiche Wohnungssuche. Unterkunft in neuem Haus, wo auch der Kontrabassist [Ludwig] Streicher ein Zimmer hat. Gibt als Adresse
an: „Ulica Szopena 6 [spätere Bezeichnung: Chopinstr. 6], Tür [?] 5 / Krakau /
Generalgouvernement“. Q: Scan (JsT)

29. Juli: Abmeldung nach Krakau. Q: Meldebehörde Wien

16. Aug. (Poststempel): Ansichtskarte (s/w; Krakau, Hauptbahnhof und
Bahnhofstraße) von JLT an Anny Kratochvil (Wien). Incipit: „Für Deinen Brief
recht herzl. Dank.“ Inhalt: Antolitsch zieht JLT beim Meistersinger-Vorspiel zum Dirigieren heran. Q: Scan (JsT)

18. Aug. (Poststempel): Ansichtskarte (s/w; Krakau. Amt des Generalgouverneurs) von JLT an Anny Kratochvil (Wien). Incipit: „Liebes Kind in aller Eile“. Inhalt: am morgigen Tag (19.8.1940 [JLTs 37. Geburtstag]) Rundfunkaufnahme im Theater; Rundfunkreportage; JLT soll Teile zu seiner Bühnenmusik aus Agnes Bernauer am Klavier spielen. Q: Scan (JsT)

19. oder 20. Aug. (geschrieben wohl am Montag dem 19., Poststempel vom
Dienstag, den 20.8.[19]40): Ansichtskarte (s/w; Krakau, Florianturm) von JLT
an Hermi Kratochvil (Wien). Incipit: „Für Deine Geburtstagswünsche herzl. Dank.“
Inhalt: Bericht von einer stattgefundenen Rundfunkaufnahme, bei der JLT Teile
aus seiner Bühnenmusik zu Agnes Bernauer auf dem Klavier spielte und dem Intendanten Friedrichfranz Stampe] bzw. einem ungenannten Reporter Fragen
über seine Arbeit beantwortete; Aufzeichnung auf „Wachsplatten“ am 19. Aug., Ausstrahlung wohl ab 20. Aug. 1940,  zwischen 18 und 20 Uhr über den
„Reichssender“ [Wachsplatten bisher nicht auffindbar]). Q: Scan (JsT)

[19.08., 26.08. oder 02.09.1940 (alle drei ein Montag)]: Ansichtskarte
(s/w; Krakau, Pl.[ac] Matejki) von JLT an Anny Kratochvil (Wien)
Incipit: „Es ist zwar heute kein Brieflein“ Inhalt: Fortsetzung des Brieftagebuchs;
Proben- und Spielplan von „Gestern Sonntag“ Anm.: Im Text der Postkarte heißt
es: „Gestern Sonntag“, so dass die Postkarte an einem Montag entstanden sein
müsste. Aufgrund des beschriebenen gedrängten Proben- und Spielplans ist es nicht unwahrscheinlich, dass die PK sowohl unmittelbar vor der am 1.9.1940 erfolgten Eröffnung des Theaters, aber auch am Tag nach der Eröffnung
geschrieben sein könnte. Q: Scan (JsT)

20. Aug.: Ansichtskarte (Braunton; Jagiellonische Universität) von JLT
an Anny Kratochvil (Wien). Incipit: „Gerade jetzt habe ich Deine mir gestern“
Inhalt: Dank für Geburtstagsgeschenke. Proben für Agnes Bernauer,
erste Bühnenprobe. Q: Scan (JsT)

26. Aug.: siehe hier

27. Aug,: Ansichtskarte (s/w; Krakau, Staats-Theater) von JLT
an Anny Kratochvil (Wien).  Incipit: „für die vielen, vielen schönen
und guten Sachen“. Inhalt: Dank für Geburtstagsgeschenke, Bühnenprobe
Q: Scan (JsT)

1. Sept.: Feierliche Eröffnung des Deutschen Theaters in Krakau, Besuch von Reichsminister Joseph Goebbels und dem bayerischen Ministerpräsidenten Ludwig Siebert; zur Aufführung gelangte Hebbels Agnes Bernauer in der Regie des Intendanten Friedrichfranz Stampe. Das erhaltene zweiseitige Programm spricht von einer „FESTAUFFÜHRUNG VOR GELADENEN GÄSTEN | Zur Eröffnung der ersten Spielzeit | des Staatstheaters des Generalgouvernements 1940/41 | SONNTAG, 1. SEPTEMBER 1940  19 UHR“ Seite [2] des Programms vermerkt: Ende gegen 22.15 Uhr. Q: siehe Anm. [35] sowie Scan des Programms (JsT).

2. Sept.: siehe hier

12. Sept.: Ansichtskarte (s/w; Krakau, Fragment der Burg) von JLT an Anny Kratochvil (Wien). Incipit: „Für Dein Brieflein, das soeben eingetroffen ist“. Inhalt: Schöner Sonntag für Anny, doch „harter Dienst“ für ihn selbst (dieser „Sonntag“ könnte auch der Tag der Eröffnung des „Deutschen Theaters“ am 1.9.1940 gewesen sein). Agnes Bernauer war in Warschau für Anfang Okt. 1940 eingeplant.
Q: Scan (JsT)

6. Okt. (Sonntag): vermutlich Aufführung der Agnes Bernauer mit der Bühnenmusik von JLT zur Eröffnung des „Theaters der Stadt Warschau“ am ersten Sonntag des Monats. Q: Scan
(JsT); Anm. [33a]

15. Nov. 1940: Krakau. Eheschließung mit Anna (Anny) Trepulka, geb. Kratochvil (* 4. Juli 1909 in Wien, † 15. Sept. 1994 in Burgfarrnbach bei Fürth, „Wohnstift Käthe-Loewenthal“; ihr Grab ist auf dem Waldfriedhof bei Zirndorf).

An Einzelheiten schrieb mir noch ihr Sohn: „Bei der Totenfeier ließ ich an Stelle der üblichen Orgelmusik von Kassette den ersten Satz des Tschaikowski-Klavierkonzertes abspielen, welches sie bis ins hohe Alter noch einigermaßen beherrschte. Ihr Sarg war zudem reichlich mit ihren geliebten  weißen Lilien geschmückt.“ Q: Meldebehörde Wien, Anm. [50], die in Krakau gedruckte Vermählungskarte in Abb. 2 sowie briefl. Auskünfte von JsT am 5. Juli 2014. – In der Heiratsurkunde (Stammbuch) ist JLT als „Orchester-Vorstand des Staatstheaters“ bezeichnet. Als Geburtsnachweis von ihm ist das Katholische Pfarramt St. Laurenz (Nr. XI/203.Z 40,58) genannt [Lesart des handschr. Eintrags unsicher, da mehrere Korrekturen an den Ziffern vorgenommen wurden; so sieht es aus, als ob vor der letzten Ziffer nochmals ein Komma stehe]. Die „berufslose Anna Rosina Katharina Kratochvil“ ist als Frau des Komponisten genannt. – Als Adresse steht bei Trepulka: „Krakau, Szopena 6“, bei seiner Frau: „Wien, Drischützgasse 10“ (auch hier ist der Vermerk auf ein Kirchenbuch des Pfarramtes St. Laurenz angegeben, der aber, aus demselben Grund wie oben, nur teilweise leserlich ist). Es ist aber deutlich, dass die Ehe am 15. November 1940 in Krakau (Stadt) geschlossen wurde, was aus zwei Stempeln des Generalgouvernements auch hervorgeht. Demselben Dokument zufolge sind die Namen der Eltern des Bräutigams: Johann Trepulka (Volksschullehrer) und Agnes Maria Anna Urban (ohne Beruf); die Eheschließung der Eltern fand am 10. Februar 1901 (Standesamt Wien, St. Carl) statt (Nr. I / 21 / 238). Die Eltern der Braut waren: Adolf Kratochvil (Modelltischler) und Rosina Barbara Peter (ohne Beruf). Ihre Ehe wurde am 19. Juni 1904 (Wien, Standesamt St. Josef V) geschlossen (Nr. 32/18). Abgesehen von den Schwierigkeiten, die Handschrift eindeutig zu lesen, ist nicht immer klar zu erkennen, ob die Abkürzung „St.“ für „Sankt“, „Stadt“ oder für „Standesamt“ steht. – Eine eigens abgezeichnete Streichung in dem Dokument, die mit „19. Nov. 1940“ datiert ist, betrifft Agnes Trepulka, geb. Urban, deren Vornamen durchgestrichen und geändert wurden (S. 5 der Urkunde). Trotz dieser Streichung ist als früherer, jetzt annullierter Eintrag leserlich: „Perina Pauline“ ([sic]; siehe Anm. [50]). – Der Zuname des Standesbeamten sowie der, dessen Unterschrift unter dem Dokument „in Vertretung“ geschieht, war mir nicht leserlich. Q: u. a. Scan der Heiratsurkunde des Komponisten (JsT). – Zum Beruf von Adolf Kratochvil schrieb mir der Sohn des Komponisten: „aber gemäß der zahlreichen immer von meiner Mutter wiederholten Berichte war der berufliche Werdegang ihres Vaters folgender: Modelltischler – Modellschreiner für Gußformen bei Lokomotiven etc. – im fortgeschrittenen Alter – vor allem aus Liebe zur Musik – Ausbildung zum Spezialisten für Orgelpfeifen und allgemein auch Orgelbau.“ (Johannes Trepulka in einer E-Mail am 3. August 2014).

22. Nov.: s/w Ansichtskarte (Tatra und Zakopane) von JLT an Hermi Kratochvil
(Wien). Incipit: „Zuerst herzlichsten Dank für Deine Glückwünsche“. Inhalt: Dank für Gratulationen Anmerkung: Vermutlich Hochzeitsreise. Q: Scan (JsT)


Zwischen 1940 und 1944

Krakau. undatierter Antrag auf Ordnungsstrafe gegen Otto Schuster [das „s“ in der Mitte des Zunamens ist im Original unleserlich] wegen unentschuldigtem Fernbleiben von einer Probe am 8. X. [8. Oktober] um 15 Uhr, unterschrieben von „Antolitsch“ und „Joh. Trepulka.“ (neben Trepulkas Unterschrift steht ein roter Stempel u. a. mit der Inschrift „Der Obmann des Orchesters“). Vermutlich wurde der Antrag in dem Zeitraum 1940–1944 ausgestellt, da das Orchester des Staatstheaters erst 1940 gegründet wurde und Trepulka am 1.10.1944 zur Wehrmacht einberufen wurde. Zu Otto Schuster (Bratsche) vgl. den DMK 1943, S. 704, erste Spalte.


1941

15. Januar: Bühnenmusik JLTs zu F. Grillparzers Trauerspiel „Des Meeres und der Liebe Wellen“, im Staatstheater Krakau (Inszenierung: Friedrichfranz Stampe).
Q: Scan des Programmes (JsT)

21. Febr.: Unterschrift unter den zweiten (ein weiterer liegt nicht vor) Dienstvertrag des „Staats-Theaters“ in Krakau (siehe hier). Q: Scan (JsT)

14. Juni: Krakau. Masch. Bestätigung, handschr. unterschrieben von Hans Antolitsch und [Friedrichfranz] Stampe (Intendant) für Johann Trepulka: [1.)] als Leiter (auch Komponist) der Bühnenmusik und [2.)] über seine Vertretung des Oberleiters (Hans Antolitsch) als Dirigent der Orchesterproben (siehe [6]) sowie bei zwei Mitwirkungen des Orchesters in Tomaszow und Krakau in der Spielzeit 1940/41. Q: Scan (JsT). Da der Name Tomaszów zumindest doppelt im heutigen Polen vorkommt (Tomaszów Mazowiecki und Tomaszów Lubelski), ließ sich Weiteres über dieses Konzert noch nicht klären. So ist auch nicht klar, welches Stück in Tomaszów zur Aufführung kam. Auch Warschau käme mit dem Datum der Aufführung (Sonntag, 6. Oktober 1940) in die engere Wahl, falls in Warschau nicht andere Musiker beschäftigt waren oder es sich nicht um ein Vergessen handelte.

16. Juni: wieder in Wien (bis 24. Juli 1941 [6 ½ Wochen], 11. Bezirk, Drischützgasse 10/26. Q: Meldebehörde Wien

24. Juli: Abmeldung nach Krakau Q: Meldebehörde Wien

1. Aug. (bis 31. Juli 1942) einjährige Laufzeit des Dienstvertrages als Mitglied des „Staats-Theaters“ in Krakau (Bratsche, Nebeninstrumente: Klavier, 2. Violine), Vertragsabschluss: 21. Febr. 1941. Q: Scan (JsT ) hat aber auch Musik für Bühnenstücke zu schreiben und wird aushilfsweise zum Dirigieren herangezogen. Q: Anm. [5] und [6], Ansichtskarten des Komponisten vom 16., 18., 20. und 27. Aug. 1940 an Anny bzw. Hermi Kratochvil; Bf. (E-Mail vom 3.2.2002) und Scan von JsT (30.8.2014)

18. Nov.: Bühnenmusik (Instrumentation gemeinsam von Rudolf Erb und JLT) zu dem Lustspiel „Die Freier“ von Joseph von Eichendorff, Musik von Kilian Kuchenmeister am Staatstheater Krakau (UA). Q: Scan des Programms (JsT)


1942

4. April: Brief von Rudolf Erb an JLT [„Trebulka“]: Annahme der
Variationen über ein eigenes Thema (Alt Wiener Tanzweise) zur Uraufführung
Q: Brief (Kopie) (siehe hier)

2. Juli (bis 14. Juli): Abmeldung nach Wien, Drischützgasse 10/26.
Q: Meldebehörde Wien

14. Juli: Abmeldung nach Krakau. Q: Meldebehörde Wien

30. Sept.: Bühnenmusik JLTs zu K. Hamsuns nordischer Romanze „Munken Vendt“ am Staatstheater Krakau. Q: Scan des Programmes (JsT)

14. Nov.: Geburt des Sohnes Johannes

26. Nov.: Uraufführung der Variationen für Orchester über ein eigenes Thema in Krakau, „Haus ,URANIA‘“ (ehemaliges polnisches Großkino), Philharmonie des Generalgouvernements; Dirigent: JLT. Q: Programm bzw. nachfolgende Besprechung von G. Pelz; „Sommerheft“ der Philharmonischen Blätter (siehe hier), UB Krakau

28. Nov.: Besprechung des Konzerts vom 26. Nov. von Gerda Pelz
2. Volkssymphoniekonzert. Uraufführung in Krakau,
in: Krakauer Zeitung
vom 28. Nov. 1942. Q: Kopie
(JsT)


1943


Gehaltsabrechnung des Staatstheaters des Generalgouvernements (Abb. 8)
Q: Scan (JsT)

Juni: „Sommerheft“ der Krakauer Philharmonischen Blätter mit Rückblick
auf die Konzertsaison 1942/43; nennt unter anderen Trepulka als Dirigenten
eines eigenen Werkes (siehe auch hier). Q: Scan der UB Krakau

27. Okt.: Auf vorgedrucktem Briefpapier der Reichsmusikkammer | Landesleitung Gau Wien | Fachschaft Musikerziehung | Wien IX/71, Währingerstraße 6-8 Fernruf R 50.500. 1939/40 habe Trepulka an der „Oberschule für Jungen, Wien X. [zehnter Bezirk], Jagdgasse 40“ Instrumentalunterricht gegeben und sei „gleichzeitig in der Hör- Erziehungsarbeit an Pflichtschulen als Kammermusiker“ tätig geworden. Handschr. beglaubigt von „Thonhofer“ [Lesart unsicher], keine Unterschrift (vermutlich nur Stempel) von dem „Landesfachschaftsleiter für Musikerziehung Oskar Fitz“, Bestätigungbrief nach Krakau vom 27. Oktober 1943. Q: Scan (JsT)

25. Nov.: Bühnenmusik JLTs zu dem Schauspiel „Die Infanten“ von Friedrich Forster am Staatstheater Krakau. Q: Scan des Programmes (JsT)


1944

12. März: Zeitungskritik von Herbert Urban in der Krakauer Zeitung:
H. Urban, Spiel um Pieter Breughel. Q: Kopie (JsT) siehe hier

23. März: Bühnenmusik JLTs zum Schauspiel „Pieter Breughel“ von F. Timmermans und K. Jacobs am Staatstheater Krakau (da vorstehende Rezension früher erschien, sind mehrere Aufführungen in Betracht zu ziehen). Q: Scan des Programmes (JsT)

29. April: Bühnenmusik JLTs zum Lustspiel „Das Strohkehren“ von Otto C. A. zur Nedden am Staatstheater Krakau. Q: Scan des Programmes (JsT)

9. Mai: Bühnenmusik JLTs zur Komödie „Brunnenkur“ von Lope de Vega am Staatstheater Krakau. Q: Scan des Programmes (JsT)

2. Juli: Bühnenmusik JLTs zum Lustspiel „Don Gil von den grünen Hosen“ von Tirso de Molina, aufgeführt vom Staatstheater Krakau auf der Freilichtbühne im Brunnenhof des Instituts für Deutsche Ostarbeit. Q: Scan des Programmes (JsT)

1. Okt.: JLT in Krakau zur „Deutschen Wehrmacht“ eingezogen
Q: EE (1950), siehe hier

ab Okt. 1944 (bis Jan. 1945?):  Militärische Ausbildung, in Lüneburg,
Hamburg-Alsterdorf, Hamburg-Wentorf und Wolterdingen bei Soltau. Q: EE (1950)

26. Okt.: Zweiseitiger handschriftlicher Brief von JLT an Adolfine Plaschke (siehe hier) in Zirndorf, verfasst vermutlich in Wolterdingen. Q: Scan (JsT)


1945

Januar: „Abstellurlaub“ bei seiner Familie in Zirndorf (bei Nürnberg). Q: EE (1950)

Februar: Abschied am Bahnhof in Fürth bei Nürnberg. Q: JsT
2 Fotos (siehe Abb. 5). Rückkehr nach Wolterdingen, von hier Abtransport
an die Ostfront über den Bahnhof Hamburg-Wentorf und Preußisch Stargard
nach Langfelde bei Groß-Zünder in Danzig-Land. Q: EE (1950); Scan (JsT)

16. Februar: Gründung des „Bataillon Hof(f)mann“, dem der Komponist aufgrund seiner Feldpostnummer zuletzt angehört habe. Q: siehe Anm. [45]

24. Februar: Letzte Nachricht (letztes Dokument) von JLT
an seine Frau und seinen Sohn (Feldpostbrief, Feldpostnr. 21577 B: siehe hier);
seitdem verschollen
Q: Kopie des Feldpostbriefs (JsT); EE (1950); siehe auch hier


1947

Suchauftrag an die Vermisstensuche des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) von der Ehefrau Anna Trepulka, geb. Kratochvil (wiederholt 1950). Q: siehe Anm. [47]

16. April: Antwort-Brief von Hermann Scherchens Sekretärin aus Zürich an „Anny Trepulka“ in Zirndorf bei Nürnberg wegen einer Aufführung Die Göttliche, siehe hier. Q: Scan des Briefs (JsT). Q: siehe Anm. [46], Abs. 1


1950

Erneuerung des Suchantrags von 1947 beim DRK durch Anna Trepulka.
Q: wie unter 1947


1955

Erst 1955, nach Heimkehr der letzten Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion,
beendet Anna Trepulka ihr zehnjähriges Warten auf die Rückkehr des Ehemannes
Q: siehe Anm. [47b]


1957

Veröffentlichung eines der beiden letzten Fotos (Ausschn.) in der Vermisstenbildliste. Deutsches Rotes Kreuz. Suchdienst [bearb. und zusammengest. beim Suchdienst München des DRK (Buch)], Band: CJ, München, 1957, 781 S.; hier S. 492, Zeile 4, Bild 2. Q: hier


1974

Ausführliches Gutachten des DRK (Suchdienst München) mit dem Ergebnis, dass der Komponist „mit hoher Wahrscheinlichkeit bei den Kämpfen, die im Februar und März 1945 um Danzig und Dirschau geführt wurden, gefallen ist.“ (Unterzeichnet am 19. Juli 1974 von Max Heinrich, Direktor); siehe hier. Q: Scan (JsT)

 

 

 

Anmerkungen

[1] Diese Dokumente erhielt ich durch freundliche Vermittlung von Frau Małgorzata Oczkowska. Es sind bei den Scans auch komplette Ausgaben von Zeitschriften enthalten, so dass zwar in allen Veröffentlichungen Trepulka genannt wird, es sich jedoch nicht um 38 einzelne Quellen handelt. Gleichwohl ist der Zusammenhang der Quellen mit seinem Kontext sicherlich erhellend und wertvoll.

Ein Aufsatz über die Musik in Krakau kam in der zweiten Ausgabe der Enzyklopädie Die Musik in Geschichte und Gegenwart zum Abdruck; vgl. Hieronim Feicht [1894–1967], Krakau, in: MGG, hg. von Ludwig Finscher, Sachteil, Bd. 5, Kassel (unter anderem): Bärenreiter (u. a.), 1996, Sp. 1688–1705. Hier heißt es: „Während des Krieges 1939–1945 wurde in Krakau das Musikleben völlig lahmgelegt. Die einzige mus. Institution war die aus poln. Musikern zusammengesetzte und von deutschen Dgtn [Dirigenten] geleitete Philharmonie.“ (Sp. 1705)

Zur Frage der Nationalitäten siehe im Haupttext hier.

[1a] Dieses Datum wird in vorliegendem Aufsatz in besonderer Bedeutung in Anm. [11] erwähnt.

[2] Abdruck von A. Lemkes Aufsatz in der Zeitschrift für Musik, September 1942, Seite 396–398 (vgl. Anm. [44 b]); vgl. auch Joseph Wulf, Kultur im Dritten Reich. Eine Dokumentation, Bd. 5: Musik im Dritten Reich, Frankfurt am Main und Berlin: Ullstein (Reihe: „Bibliothek der Zeitgeschichte“), 1989, S. 325–327 unter der Überschrift: („In den besetzten Gebieten“) In Krakau (gekürzte Fassung des Aufsatzes von A. Lemke). Dazu anfangs noch Literaturverweise von Joseph Wulf. – Zu Lemke vgl. das in Anm. [24] genannte Buch von Lars Jockheck, welches mehrere Vertreter der Krakauer Zeitung im Haupttext, aber auch im Anmerkungsteil mit Zeitungsartikeln erwähnt.

[2a] Vgl. den unsignierten, maschinenschriftlich vervielfältigten Artikel Philharmonie des Generalgouvernements (gleich allen Beiträgen rechts am Anfang überschrieben:) „pgg. Krakau, 10.10.1940“, in: Pressedienst des Generalgouvernements, Folge 8, Hg.: „Der Pressechef der Regierung des Generalgouvernements. Schriftleitung u. Verwaltung: Krakau 20, Regierungsgebäude“, hier als zweiter Beitrag des Heftes (die Seitenangaben sind zum Teil verdoppelt). Genannt werden: Hanns Rohr, Reichsminister Dr. [Hans] Frank, [Rudolf] Erb (früher: Kapellmeister, München), Fritz Sonnleitner (früher: erster Konzertmeister, München), „Dr. Hartmann“ (ab 1. Oktober [1940] Intendant der Philharmonie, früher: Verwaltungschef der Dresdner Philharmoniker, u. a.; dieser Dr. Hartmann ist mir jedoch nicht bei allen anderen Vorbereitungen zu diesem Aufsatz begegnet). Download des Pressedienstes: hier.

[3] Es handelt sich dabei um neun unveröffentlichte handschriftliche Gedichte, die der Komponist auf sehr dünnes Papier schrieb und wohl aus diesem Grunde mit Aufzeichnungen ganz anderen Inhalts zusammen in einer stabilen Hülle verwahrte (JsT). Wann die Gedichte entstanden sind, ist nirgends zu ersehen. Unverkennbar scheint mir auf Grund der verwendeten Sprache und der herangezogenen Bilder jedoch ein expressionistischer Zug dieser Lyrik zu sein, die auf Reime oder ein Versmaß verzichtet und daher wie eine umgebrochene Prosa wirkt. Ich vermute, dass diese Gedichte eher in den 1920er Jahren geschrieben wurden als in früherer oder späterer Zeit. Die Titel lauten im Einzelnen (in alphabetischer Folge):

          1.)  Du bist schön
          2.)  Im Nebel
          3.)  Ja du darfst lieben
          4.)  Mondesaufgang
          5.)  Und aus der Ferne klingt ein Ruf
          6.)  Und dann ? . . .
          7.)  Und morgen ?  . . .
          8.)  Wiegenlied des Todes
          9.)  Winternacht

Dass der Komponist indes auch dichterische Neigungen hatte, geht aus seinen Werken op. 9, Nr. 2 (Blühende Bäume) sowie op. 11, Nr. 3 (Und morgen) hervor, die beide auf eigene Texte Trepulkas komponiert wurden. Besonders das zweite Lied (Und morgen) trägt fast denselben Titel wie das wiedergefundene Gedicht Nr. 7 (Und morgen ? . . .), und vielleicht liegt hier eine Verbindung zur Musik vor, der aber noch nachgegangen werden muss.

In der Werkliste Trepulkas, die in der „Leseprobe“ (Anm. [38]) abgedruckt ist, sind jedenfalls beide Lieder genannt.

[3a] Wien, 1. Oktober 1938 [bis höchstens zum 15. November 1938 (siehe Beginn in Hollabrunn im nächsten Eintrag)]: Teilnahme am „Singeleiterkurs der Kindersingschule“ und Ablegung der „Pflichtübungen“ („mit bestem Erfolg“). Masch. Bestätigung, ausgestellt am 16. Nov. 1938 von der Leitung der Musikschule Wien, unterzeichnet von Dr. Georg Gruber (Hauptsingeleiter) und Dr. Fritz Högler (Stellvertretender Leiter an der Musikschule von Wien); siehe hier.

Hollabrunn, 15. November 1938 bis 1. November 1939, Leitung der „Musikschule Jugend und Volk“, gleichzeitig Fachlehrer für Klavier, Violine, Blockflöte und Gemeinschaftsmusizieren; die letzten zwei Monate ehrenamtlich. Bestätigung von Gausachbearbeiter Behnsen vom 2. Februar 1940 in Wien; siehe hier.

Hollabrunn, 19. November 1938: Auftrag, einen „Arbeitskreis für Musikerziehung“ in Hollabrunn zu gründen und zu leiten. Bestellung zum Kreissachbearbeiter für Musik. Im Auftrag der Gaudienststelle Niederdonau der NSG. „Kraft durch Freude“, Abteilung Deutsches Volksbildungswerk, Unterschrieben von: Friedrich [Otto] Rötzer Gauvolksbildungswart; siehe hier. Vgl. auch Thomas Dostal, Volksbildung – Erwachsenenbildung – Lifelong Learning, in: Niederösterreich im 20. Jahrhundert, Bd. 3: Kultur. hg. von Oliver Kühschelm, Ernst Langthaler und Stefan Eminger, Wien - Köln - Weimar: Böhlau, © 2008, S. 73–110; hier S. 100, mit Fußnote 78 (siehe hier).

Hollabrunn, 1. Dezember (bis Ende des Schuljahres 1938/39): Oberschule für Jungen in Hollabrunn; Erteilung des Unterrichtes in Musik, 9 Wochenstunden. Dienstvertrag [Vertragsausfertigung nachträglich] (2 Seiten), datiert: Wien am 30. Juni 1939, Stempel: Landesschulrat Niederdonau, Vertragsdauer bis Ende des Schuljahres 1938/39 [Schuljahresabschluß. 30. März 1939 (vgl. hier)], Unterschriften: für den Dienstgeber: [unleserlich]; des Dienstnehmers: Trepulka Johann; Vertrag gültig ab 1. Dezember 1938; siehe hier.

Wien, Schuljahr 1939/40: Oberschule für Jungen in Wien, X. [Bezirk], Jagdgasse 40, Instrumentalunterricht, gleichzeitig in der „Hör-Erziehungsarbeit an Pflichtschulen“ als Kammermusiker. Bestätigung der Reichsmusikkammer, Landesleitung für den Gau Wien, Fachschaft Musikerziehung, datiert: Wien, den 27. Oktober 1943 [sic], Unterschrift [masch.]: Oskar Fitz; siehe hier.

Scans erhielt ich von allen genannten Dokumenten freundlicherweise von Herrn Johannes Trepulka (JsT), Konstanz, zumeist Ende August 2014.

[4] Maschinenschriftlicher Lebenslauf von Johann Ludwig Trepulka, „Abschrift vom Original“, 1 Seite; zur Datierung vgl. Anm. [21]. Erhalten von JsT.

[4a] Die beiden Dokumente über die Mitgliedschaft in der NSDAP sind in der „Chronologie“ unter dem 25. Februar 1940 (Antrag) und 1. April 1940 (Aufnahme) hier benannt.

[5] Trepulka wurde als Orchestermitglied des Staatstheaters für Bratsche und 2. Violine engagiert, wie sein Lebenslauf und seine Dienstverträge zeigen. In seinem Lebenslauf heißt es: „Am Neuen Wiener Konservatorium belegte ich die Hauptfächer: Violine (später Viola [synonym Bratsche]) […].“ Dies betrifft sein Musikstudium, das sich in Wien der Matura (Abitur) anschloss. Trepulka war außerdem Student der Dirigentenklasse und studierte auch Klavier im Hauptfach. Auf einer Postkarte vom 20. August 1940 (siehe hier) erwähnt der Komponist seine Tätigkeit in Krakau, wobei er an seine Braut in Wien unter anderem schreibt: „morgen ist wieder Normalbetrieb mit Bratsche“. Seine Dienstverträge sind hier beschrieben. Siehe auch DMK 1943, S. 704, in dem die Mitglieder des Orchesters namentlich aufgeführt sind, unter „Bratschen“.

Hinzuweisen ist vielleicht darauf, dass Trepulkas op. 6 eine Suite für Bratsche und Klavier ist (vgl. sein Werkverzeichnis in Anm. [38]), und der Komponist in der Einleitung seines Aufsatzes über Jeff Golyscheff (siehe hier) eine gute Kenntnis des Bratschenspiels zu erkennen gibt.

[6] Anlässlich einer Mikrophonprobe für Wagners Vorspiel zu den „Meistersingern“ wurde Trepulka von Antolitsch zum Dirigat herangezogen. Dies geht aus einer Ansichtskarte (Foto: Krakauer Hauptbahnhof und Bahnhofstraße) vom 16. August 1940 (Poststempel) [siehe hier] hervor, die Trepulka an seine noch in Wien lebende Braut Anny Kratochvil schrieb. Siehe auch hier. Hans Antolitsch nannte er dabei wiederholt (vgl. Anm. [44]).

[6a] Vgl. Deutscher Musiker-Kalender [zitiert als DMK 1943], 65. Jg., Zweiter Band, Berlin 1943, S. 702–705 unter „Generalgouvernement“, u. a. „Trepulka, Johann“ als Orchestermitglied des Staatstheaters in Krakau auf S. 705 im Abschnitt „Bratschen“ genannt. – Ferner Deutsches Bühnenjahrbuch 1944 [zitiert als DBJ 1944], hg. vom Präsidenten der Reichstheaterkammer, [Hamburg 1944], S. 315–316, „Krakau, I. Staatstheater des Generalgouvernements“; hier auf S. 316 (Arbeitsausschuß) u. a. „Johann Trepulka, Orchesterobm[ann]“.

Die aufgeführten Namen seien nicht alle wiederholt, doch bieten diese beiden Bücher eine sehr gute Übersicht, wer damals die Leitung hatte und wer in dem Krakauer Orchester des Staatstheaters tätig war. Über die Krakauer Philharmonie erfährt man ungleich weniger, und die beste Veröffentlichung darüber scheint noch das auf Polnisch verfasste Buch zu sein: Stanisław Lachowicz, MUZYKA OKUPOWANYM KRAKOWIE 1939–1945, Reihe: CRACOVIANA SERIA II, LUDZIE I WYDARZENIA, Kraków: Wydanistwo Literackie, © 1988 (ISBN 83-08-01796-9), dessen Kenntnis ich ebenfalls dem Entgegenkommen von Herrn Prof. Dr. Eric Derom in Gent verdanke, dessen Text ich aber, aus sprachlichen Gründen, nur teilweise auswerten konnte.

[7] Als Quelle diente eine undatierte Ansichtskarte [siehe hier] des Komponisten, auf der er seine Ankunft in Krakau und die von ihm gefundene Wohnung ebenso erwähnte wie den Umstand, dass auch „Streicher“ hier ein Zimmer habe. Auf der postalischen Abstempelung der Briefmarke sind lediglich die ersten beiden Ziffern mit „26“ erkennbar, und vermutlich müsste es sich wohl um den 26. Juli (Freitag) oder den 26. August 1940 (Montag) gehandelt haben, bedenkt man, dass sich Trepulka, vielleicht auf dem Postweg, am 29. Juli 1940 (Montag) in Wien abmeldete. Weitere Informationen über Streicher (siehe hier, besonders unter 1940, oder hier).

[8] Anna Kratochvil [selten: Kratochwil]; der Vorname wird von Vertrauteren oft „Anny“ genannt. Ihren Schulabschluss machte Anna Kratochvil in der Schule des Klosters Retz in Niederösterreich. Ihre Schulausbildung, die dem Studium an der Wiener Musik-Akademie vorausging, ist belegbar durch ihr „Entlassungzeugnis“, worin es heißt (Handschriftliches kursiv): „Diese Schülerin hat die allgemeine Volksschule vom 15. September 1915 | bis 20. Juli 1920, die Bürgerschule vom 1. September 1920 bis 28. Juni 1923 besucht und letztere vollständig absolviert.“ Ausgestellt von „S[chwester] Jos. [Josefa oder Josepha] Bernarda v[om] a[rmen] K[inde] J[esus], Direktor der Privat=Bürgerschule“ am 28. Juni 1923, Retz, Niederösterreich; daneben der Stempel: „PRIVAT-VOLKS- u[nd]. BÜRGERSCHULE | für Mädchen“. Ferner wurde mir ein Schul-Zeugnis vom 4. Juli 1925 über die Fortbildungsschülerin Anna Kratochvil zugänglich (Stempel: „PRIVAT-BILDUNGS-ANSTALT | für Kindergärtnerinnen“), zweites Semester, 1924/25, ebenfalls in Retz, unterschrieben von „S[chwester] M. Misericordia v[om] a[rmen] K[inde] J[esus] | Leiterin der Schule“, und „S[chwester] Virgilia v. a. K. J. [vom armen Kinde Jesus] | Oberin“. Das Klavierspiel der Schülerin wurde hierbei mit „sehr gut“ benotet. Q: Scan (JsT). Dies ist jedoch keine Ausnahme, da das Zeugnis elfmal „sehr gut“, viermal „gut“ und keine andere Benotung zeigt.

Klavierstudium an der Wiener „Akademie für Musik und Darstellende Kunst“ (1926 bis 1931), zuerst bei Prof. Alexander Manhart (1875–1936), Studienjahre 1–3, dann bei Prof. Walter Kerschbaumer, Studienjahre 4–5. Ferner nahm sie teil an den Unterrichtsveranstaltungen von Gustav Donath (1878–1965), Musikwissenschaftler und Bibliothekar; siehe (hier). – Richard Stöhr (1874–1967), Komponist, Buchautor für Musik, Pädagoge; Monographie: Hans Sittner, Richard Stöhr. Mensch / Musiker / Lehrer, Wien - München: Doblinger, 1965; engl. Wikipedia: hier; „Klassika“: (hier); siehe auch: Karin Wagner, Fremd bin ich ausgezogen. Eric Zeisl. Biografie, Wien: Czernin Verlag, 2005, Nachweise zu R. Stöhr auf S. 305; dies. (Hg.), … ES GRÜSST DICH ERICHISRAEL. Briefe von und an Eric Zeisl, Hilde Spiel, Richard Stöhr, Ernst Toch, Hans Kafka u. a., Wien: Czernin Verlag, 2008; hier vor allem Seite 161–166 (et passim: siehe S. 435 die Verweise im Personenregister). – Georg Valker (1866–1929), Organist, Dirigent, Pädagoge (siehe hier). – Grete Wiesenthal (1885–1970), Tänzerin, Choreografin, Tanzpädagogin (siehe hier). Anna Kratochvils Studienbuch mit den Unterschriften derer, bei denen sie Unterricht nahm, ist erhalten, doch ließen sich nicht alle Unterschriften verlässlich entziffern. Q: Scan (JsT).

Zwar spricht der Komponist von der Genannten bereits um das Jahr 1930 als von seiner „Braut“, als er in einem erhaltenen handschriftlichen und undatierten Schreiben (im Umfang von 2 Seiten) an das Laboratorium Hawelka um eine Medizin für seine erkrankte „Braut“ bittet (siehe hier); er benennt ihr Alter dabei mit „21 Jahre“, so dass der Brief etwa in das Jahr 1930 fallen müsste (geb. am 4. Juli 1909). Er gibt zudem die volle Anschrift an, wohin das Medikament zu versenden sei, und nennt auch in Kurzfassung seine eigene Adresse, um die Begleichung einer Rechnung (Postanweisung) vorzunehmen. Der Ausdruck „Braut“ kann stimmen, mag hier von JLT aber auch in einem allgemeineren Sinn verwendet sein, um die Dringlichkeit seiner Bitte hervorzuheben.

Auch der Name von Walter Kerschbaumer war in Anna Kratochvils Studienbuch schwer leserlich; doch ergab eine Rückfrage bei deren Sohn Johannes Trepulka: „Ich kann mich mit 99,9%-iger Sicherheit daran erinnern, daß meine Mutter des öfteren den Namen ‚Kerschbaumer‘ als ihren Professor genannt hat.“ (Johannes Trepulka, E-Mail vom 17. Februar 2014.)

Die Informationen über Anny Kratochvil (Zeitpunkt des Kennenlernens und der näheren Umstände) erhielt ich von Johannes Trepulka am 3. April 2014.

Über Kerschbaumer (1890–1959) fand ich eine Notiz in einer Berliner Zeitung: Vgl. Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung, in: (ohne Signatur), Schubert-Feier in Rom (Erwähnung des Pianisten Prof. K e r s c h(e n)b a u m e r  von der Wiener Akademie), 57. Jg., Nr. 139, Donnerstag, der 22. März 1928, S. [3], mittlere Spalte.

[9] Erhalten ist eine Postkarte des Komponisten vom 22. November 1940 (siehe hier), die an Hermi(ne) Kratochvil in Wien gerichtet ist. Die Adresse ist dieselbe, unter welcher der Komponist zuvor mit seiner Braut korrespondiert hatte. Trepulka bedankt sich bei ihr für die „Glückwünsche“ auf einer Karte vom 17. November 1940, „die wir nach unserer Rückkehr von Zakopane erhielten“, spricht von seiner „Göttergattin“ und unterzeichnet am Ende die Karte mit „den Neugebackenen“. Foto: „Tatra und Zakopane von der Gubałówka aus gesehen.“ Ein Stempel steht umseitig auf Mitte: „Fot[ografia:] T. [= Tadeusz] i S. [= Stefan] Zwoliński [darunter:] Reprodukcja i prawa autorskie zastrzeżone“. Das Foto wurde von einem der Brüder Tadeusz (1893–1955) und Stefan (1900–1982) Zwoliński aufgenommen, welche die Erforschung von Zakopane wie auch der umliegenden Höhlen zu ihrem Lebensinhalt gemacht hatten und die mehrere Bücher hierüber veröffentlichten (vgl. hier bzw. hier). Zu Zakopane vgl. hier; Gubałówka ist ein Berg oberhalb Zakopanes; vgl. hier. Siehe auch Baedecker, S. XVII, letzter Absatz (wie Anm. [16a]).

[10] Bleistiftangaben in einem Album (Privatbesitz von Johannes Trepulka, Konstanz). Im Hintergrund des Originalfotos ist ein hohes Gebirgsmassiv zu sehen. – Das Foto wurde in ähnlicher Vergrößerung als Titelbild des Romanes Münsterturm von Christine Schurr auf dem Umschlag verwendet (Tübingen: Silberburg-Verlag GmbH, 1. Auflage 2015).

[11] Hinzuweisen ist darauf, dass Anna (Anny) Kratochvil ihrem Sohn Johannes in Zirndorf wiederholt erzählte, dass ihr Hochzeitstag am „1.9.1939“ stattgefunden habe, ein Datum, das sie als „böses Omen“ bezeichnete (am 1.9.1939 begann der Zweite Weltkrieg). Wie sich dieses Datum jedoch mit der „Heiratsurkunde“ vom 15. November 1940 (siehe hier) oder mit der Angabe auf der Vermählungskarte vom November 1940 (siehe Abb. 2) vereinbaren lässt, entzieht sich meiner derzeitigen Kenntnis. Auch könnte eine Verwechslung des Hochzeitstages mit dem Verlobungstag stattgefunden haben, wobei nur ersterer belegbar ist, letzterer aber gewöhnlich, keinesfalls immer, der Hochzeit um etwa ein Jahr vorausgeht.

[12] Der „Anschluss“ Österreichs fand am 12. März 1938 statt; unter der Bezeichnung „Ostmark“ gehörte Österreich bis zum April 1945 zu Großdeutschland (Österreichische Unabhängigkeitserklärung).

[12a] Scans der beiden Verträge sowie die genannte Beilage erhielt ich von Johannes Trepulka Ende August 2014.

[12b] Mitteilung der Intendanz der Philharmonie […] Rückblick und Vorschau, in: Philharmonische Blätter, Sommerheft 1943 (wie Anm. [26]), S. 14. Der Name dieses Intendanten, der in vorstehender Angabe nicht genannt wurde, lautete Paul Haslinde, wie in der Broschüre An alle Deutschen in Krakau (wie Anm. [23], 3. Absatz) auf Seite [8] zu lesen war. Über Haslinde kann ich zunächst nichts weiter sagen. – Im Aufsatz über Rudolf Hindemith und Hans Pfitzner (Anm. [22]) kam Hans Gerd Brill auch beiläufig auf Haslinde zu sprechen (Ms-S. 9, belegt bei Brill durch Anm. [42] auf Ms-S. 13). – Siehe auch den unsignierten Artikel R. Hindemith dyrygentem Filharmonji, in: GONIEC KRAKOWSKI, 4. Jg., Nr. 102, Krakau, Sonntag/Montag, den 3./4. Mai 1942, S. 3, Sp. [2]–[3]; „Pawel Haslinde“ wird hier am Ende erwähnt (freier Download hier). Siehe auch den DMK 1943 auf S. 705 unter „Musiker-Anschriften“.

[12c] Siehe die Vorbereitungem zur sogenannten „Wiener Operation 1945“, welche auch den Namen trägt „Schlacht um Wien“ mit schätzungsweise 20 000 Todesopfern (hauptsächlich im April 1945) in dem Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Operation.

[13] Ein Ausschnitt des Fotos von Abb. 5 ist in dem Aufsatz reproduziert, dessen erster Teil am Anfang von Anm. [38] angegeben ist.

[14] Eidesstattliche Erklärung von Anna Trepulka vom 9. Januar 1950, „Zirndorf / Nbg. [bei Nürnberg] | Hallstraße 3.“, gerichtet an die „Landesversicherungsanstalt | Abteilung Körperbeschädigte | N ü r n b e r g | From[m]annstraße 23.“ (Sperrung wie im Original.) Auf dieses Dokument gehen auch alle anderen Informationen über das Ende des Komponisten zurück, die laut Johannes Trepulka auf Auskünften des „Deutschen Roten Kreuzes“ (DRK) beruhen. Der Sohn hat 2014 erneut einen Suchantrag bei dieser Einrichtung gestellt; die Antwort ist in Anm. [47] zu finden.

[15] Freundliche Auskunft der Meldebehörde in Wien, vgl. Chronologie hier.

[16] Vgl. das Werkverzeichnis, das in meinem Internet-Aufsatz „Und Nebel steigen, die dort schliefen.“ Johann Ludwig Trepulkas wiedergefundenes Klavierstück nach Nikolaus Lenau und sein Klavierzyklus op. 2, Anm. [13], letzter Absatz genannt wird. Das Werkverzeichnis stützt sich im vorliegenden Fall auf die Datierung des Konzerts, welche im Programmheft der Veranstaltung abgedruckt war (Übersicht auf Seite 3, vgl. Abb. 4); zu weiteren Angaben siehe Anm. [22].

Erwähnt sei an dieser Stelle, dass Trepulka einer Verwertungsgesellschaft (wie der damaligen STAGMA) nicht angehörte, wie mir Herr Hans-Joachim Krubert von der Berliner GEMA (Generaldirektion, Abteilung Mitglieder-Service) am 2. Oktober 2014 freundlicherweise mitteilte. Auch Trepulkas Erben seien nicht Mitglieder der GEMA geworden. – Bei der AKM in Österreich hatte ich bereits in früheren Jahren angefragt, doch war die Antwort ebenfalls negativ gewesen. Insofern waren hier wie dort keine Karteikarten vorhanden, die Trepulkas Werkliste hätten bestätigen oder ergänzen können.

[16a] Vgl. Karl Baedecker, Das Generalgouvernement. Ein Reisehandbuch. Mit 5 Karten und 6 Stadtplänen, Leipzig: Karl Baedecker, 1943, LXIV + 264 S., hier S. 34 („Theater“) und im Stadtplan „B3“ vor S. 33. Download hier [Link veraltet, 9.3.2019]. – Ferner nach Alfred Lemke (wie Anm. [2]), S. 397. Dies war ein häufiger gebrauchter Konzertraum des „Philharmonischen Orchesters“, und hier fand schon (nach Lemke) das erste „Philharmonische Konzert“ in Krakau am 14. Oktober 1940 statt, das auch der Generalgouverneur Hans Frank besuchte.

[16b] Siehe DMK 1943, S. 705 unter „Konzertsäle“.

[17] Siehe den „Hinweis“ hier.

[18] Masch. Brief mit handschr. Unterschrift auf vorgedrucktem Briefpapier: „PHILHARMONIE | DES GENERALGOUVERNEMENTS“, Vordruck: „KRAKAU, DEN“ vom „4.4.[19]42“, darunter Vordruck: „STEPHANSPLATZ 1“ (im Vordruck durchgestrichen, dahinter die neue Adresse:) „HANSESTR. 1 | TELEFON 162-05“. Links neben der Unterschrift steht ein runder Stempel mit der Inschrift: „GENERAL- |  GOUVERNEMENT  |  VERWALTUNG  |  DER PHILHARMONIE“ und einem Hakenkreuz, über dem sich ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln befindet. Der Brief stammt aus dem Nachlass des Komponisten und wurde mir von dessen Sohn als Fotokopie und teilweise als Scan übersandt. – Erbs Unterschrift ist fast identisch in dem Brief vom 4. April 1942 und einer zeitweiligen Adressänderung, die datiert ist „Leutesdorf am Rhein, 2.6.[19]39.“ (Leutesdorf liegt im Kreis Neuwied, worauf Erb selbst aufmerksam machte.) Erbs handschr. Brief mit seiner Adressänderung (ein Empfänger ist nicht angegeben) liegt im Bundesarchiv Berlin, und die Quelle ist dieselbe wie in Anm. [23], Ende von Abs. 1.

In Priebergs Buch von 1982 Musik im NS-Staat, siehe Anm. [44 c], heißt es über Erb auf S. 405: „Da Rudolf Erb [nach Hanns Rohrs Tod am 6. Januar 1942 in München] nicht in die Chefposition aufrücken konnte, berief Frank, der „Generalgouverneur“, im Frühjahr 1942 Rudolf Hindemith zum Chefdirigenten und Staatskapellmeister des Generalgouvernements.“ Inwiefern Erb nicht aufrücken konnte, war der Quelle nicht zu entnehmen.

Zu Hanns Rohr (1885–1942) vgl. den Aufsatz Hanns Rohr, Die Philharmonie des Generalgouvernements, in: Das Generalgouvernement, Hauptschriftleiter: Rudolf Stöppler, verantwortl. Schriftleiter: Paul Grossmann (beide Krakau), 2. Jg., Heft 1, Seite 50–51 (mit Foto von Hanns Rohr auf S. 51), Krakau-Warschau: Zeitungsverlag (zum Teil in Farbe); online-Ausgabe: http://biblioteka.teatrnn. pl/dlibra/Content/44727/ Das_Generalgouverments1.pdf (download: am 21. Mai 2014). Da Rohrs Tod am 6. Januar 1942 hier auf S. 50 festgehalten ist, kann dieses gezählte, aber nicht genauer datierte Zeitschriften-Heft frühestens im Februar 1942 veröffentlicht worden sein, jedoch muss sein Erscheinen durch einen Artikel über Galizien auf Seite 71 (Vorbereitung) vor dem 1. Mai 1942 erfolgt sein.

Ein Nachruf erschien von Wilhelm Zentner unter der Überschrift Abschied von Hanns Rohr in der Zeitschrift für Musik (hg. von Gustav Bosse, 109. Jg., Heft 2, Regensburg: Gustav Bosse Verlag, Februar 1942, S. 73).

Ferner Prieberg (wie Anm. [44 d]), S. 9471, besonders S. 9587 des Archiv-Inventars und S. 9976 (NSDAP-Musiker, Nr. 5095323 am 1.3.1937) sowie Michael H. Kater, Die mißhandelte Muse. Musiker im Dritten Reich, München: Piper Verlag GmbH, Dezember 2000; zu H. Rohr S. 22–23.

[19] Paul Frank / Wilhelm Altmann, Kurzgefaßtes Tonkünstler-Lexikon, 15. Auflage, fortgeführt von Burchard Bulling, Florian Noetzel, Helmut Rösner, Teil 2: Ergänzungen und Erweiterungen seit 1937, Bd. 2: (L–Z), Wilhelmshaven: Heinrichhofen’s Verlag, Copyright 1978, S. 314, linke Spalte. Ferner geht aus diesem Lexikon hervor, dass Fritz Sonnleitner seit 1950 Konzertmeister der Münchner Philharmoniker und Primarius des Streichquartetts der Münchner Philharmoniker wurde. Vgl. auch Prieberg in Anm. [44 c], S. 405 und Wulf in Anm. [2], S. 326, Fußnote 2 sowie Anm. [1], Absatz 3 zur Zusammensetzung des Orchesters. – Sonnleitner hatte offenbar auch in Krakau schon ein eigenes Streichquartett, denn in der Programmvorschau 1942/43 An alle Deutschen (wie Anm. [23], Absatz 3) wird auf Folgendes aufmerksam gemacht: „3 Kammermusikabende des Sonnleitner-Quartetts (Streichquartett der Philharmonie des Generalgouvernements) im Gotischen Saal des Instituts für deutsche Ostarbeit [Krakau]“

Das Todesdatum von Fritz Sonnleitner erhielt ich über die Abtlg. „Monacensia“ der „Münchner Stadtbibliothek“, von der mir auch die folgenden Quellen im März 2014 erfreulicherweise zugänglich gemacht wurden: In der Süddeutschen Zeitung vom 28./29. Juli 1984 (40. Jg., Nr. 173, München) wurde der folgende Beitrag veröffentlicht: K[arl] Sch[umann], Monument der Zuverlässigkeit. Zum Tod des Geigers Fritz Sonnleitner (S. 15); Todesanzeige hier auch auf S. 27 (lag nicht vor). Ferner erschienen am selben Tag im Münchner Merkur zwei Todesanzeigen (S. 18) sowie ein Nachruf unter dem ebenfalls abgekürzten Namen tel., Eine Münchner Institution. Zum Tode des Geigers Fritz Sonnleitner (S. 23). Dieser letztgenannte Artikel spricht auch davon, dass Sonnleitner in Krakau Konzertmeister war. Heute ist in Freimann (ein Stadtteil im Norden Münchens in der Nähe von Schwabing) eine Straße nach Fritz Sonnleitner benannt (hier), die in östlicher Richtung abzweigt vom Carl-Orff-Bogen.

Das Konzert am 26. November 1942 enthielt im Vorprogramm noch anstelle des Mozart -Konzerts ein Werk von Brahms mit den Solisten [Hans(-)Joachim] Adomeit [siehe unten] (Cello) und [Fritz] Sonnleitner (Violine), so dass wahrscheinlich das Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester op. 102 von Brahms aufgeführt werden sollte und es Änderungen im Programm gab. Das Doppelkonzert von Brahms erschien später mit dem Dirigenten Hans Knappertsbusch sowie den Münchner Philharmonikern und Fritz Sonnleitner und Fritz Kiskalt als Solisten auf Schallplatte (Hans Knappertsbusch conducts Brahms, 5 CD, Arlecchino [ohne Ort und Jahr]). Sonnleitner und Kiskalt sind beide auf einer Fotografie von Felicitas Timpe aus dem Jahr 1955 zu sehen (hier [Link veraltet, 9.3.2019]). Das Vorprogramm in den Philharmonischen Blättern gab darüber hinaus an: „L. v. Beethoven Ouverture Leonore Nr. II“ [nicht III] (Heft 5, Nov. 1942, S. 10; siehe das Ende von Anm. [27]).

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Hans Joachim [auch Hans-Joachim, später nur Hans] Adomeit (1918–2006) war „der erste Solocellist des Staatsorchesters beim Generalgouverneur in Krakau“, vgl. Zeitschrift für Musik, hg. von Gustav Bosse, 109. Jg., Berlin [u. a.], Regensburg: Gustav Bosse Verlag, Juni 1942, S. 284, linke Sp., Abschnitt KONZERTPODIUM. Vgl. auch Staatliche Hochschule für Musik Mozarteum in Salzburg. Jahresbericht Schuljahr 1939/40, S. 29, letzter Eintrag; Nennung von Hans-Joachim Adomeit in einem Schülerkonzert am 13. Dez.1939 als Schüler der Klasse von Prof. L[udwig] Hoelscher (ab 1938 Prof. am „Mozarteum“) sowie S. 49 im Schülerverzeichnis für 1939/40. Verzeichnis der Studierenden der Hochschule und Fachhochschule.

Hans (Joachim) Adomeit wurde am 20. Juli 1918 in Berlin geboren und starb am 23. März 2006 in Ludwigshafen (am Rhein). Er ließ sich mehrfach in dem Jahresbericht 1940/41 des „Mozarteums“ nachweisen (S. 33: Schülerkonzert am 29. Jänner 1941; S. 39: Musikstunde am 7. Mai 1941; S. 41: Schülerkonzert am 29. Mai 1941; S. 53: Zweites Schlusskonzert am 24. Juni 1941; S. 55: Schülerverzeichnis 1940/41, zweiter Eintrag von oben). Adomeit wurde in dieser Zeit nochmals 1943 genannt; vgl. Friedrich Baser, im Abschnitt Berliner Konzerte der Zeitschrift Musik im Kriege (hg. von Herbert Gerigk, Heft 1, Berlin-Halensee, April/Mai 1943, S. 31). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Adomeit Solo-Cellist am Mannheimer Nationaltheater, 1953–1983; Dozent an der Musikhochschule in Mannheim (1953 bis 1989); Ehrenmitglied des Mannheimer Nationaltheaters; Ehrensenator der Mannheimer Musikhochschule. Todesanzeige in: Mannheimer Morgen vom 25. März 2006, S. 27; siehe auch den Nachruf von Waltraud Brunst, Trauer um Hans Adomeit. Solocellist stirbt mit 87 Jahren, in: Mannheimer Morgen vom 23.03.2006), S. 31 (Mannheimer Morgen, in: Stadtarchiv Mannheim, Signatur: S 1/4500). Dem Stadtarchiv Mannheim sei gedankt für freundliche Mitteilungen.

[20] Vgl. im Abendprogramm zum 26. November 1942 (wie Anm. [22]) die Biografie Trepulkas auf S. 5–6 sowie den Werkkommentar auf S. 6–8. Die teilweise Umarbeitung der Variationen ist hier dem ersten Satz auf S. 6 zu entnehmen. Der Werkkommentar ist zwar unsigniert, doch ist der Text vermutlich von Trepulka selbst verfasst, da zahlreiche Einzelheiten des uraufgeführten Werkes zur Sprache kommen. Andernfalls müsste man einen nicht bekannt gewordenen Autor annehmen, der sich intensiv mit dem Manuskript dieser neuen Partitur auseinandergesetzt hat.

[21] Vgl. Trepulkas Lebenslauf in Anm. [5]. Da in diesem Dokument noch Hollabrunn, nicht mehr aber ein Aufenthalt in Krakau erwähnt werden, entstand dieser Lebenslauf vermutlich in der Zeit zwischen dem 7. Nov. 1939 und 29. Juli 1940, als Trepulka wieder in Wien wohnte, wie aus seiner Adressangabe in dem Dokument hervorgeht. Diese Datierung lässt vermuten, dass der Lebenslauf zusammen mit anderen Unterlagen ursprünglich (auch) der Bewerbung in Krakau diente.

[22] Vgl. das Programm: „PHILHARMONIE | DES GENERALGOUVERNEMENTS | II. VOLKSSINFONIEKONZERT | KRAKAU, DEN 26. NOVEMBER 1942“ (Programmheft mit 9 gezählte Seiten). Eine Übersicht des Programms ist in Abb. 4. Hans Gerd Brill schrieb zur Unterscheidung der Konzerte: „In Krakau war es Usus, neben den Philharmonischen Konzerten für die deutsche[,] die sog[enannten] ,Volkssinfoniekonzerte‘ für die polnische Bevölkerung darzubieten.“, vgl. H[ans] G[erd] Brill, Rudolf Hindemith und Hans Pfitzner – Begegnungen, Ms-S. 8. Dieser Aufsatz, den mir sein Autor vor mehreren Jahren freundlicherweise als Manuskript zugänglich machte, enthält eine Reihe von Einzelheiten über das Musikleben in Krakau, die hier nicht erwähnt oder nur gestreift werden. Veröffentlicht wurde Brills Arbeit in den Mitteilungen der Hans Pfitzner-Gesellschaft, Ausgabe 2004 (München 2004, Neue Folge Heft 64, verlegt bei Hans Schneider, Tutzing) als erster Beitrag der Ausgabe, der mir in seinem Druck jedoch nicht mehr vorlag.

[23] Rudolf Erb wurde am 16. Juli 1915 in Mannheim geboren (um seine Sterbedaten zu erhalten, ist eine kostenpflichtige Anfrage bei Herrn Patrick Geissinger, Sekretariat Standesamt, Stadt Mannheim erforderlich, wo dieses Datum vorliegt). Erb hatte in München an der „Akademie der Tonkunst“ studiert und wohnte in Schleißheim (im Norden von München) unter der Adresse „Mittenheim 60“. Er trat in den „NSD - Studentenbund“ (den „Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund“) am 15. Februar 1938 ein und wurde „Studentenführer“. Seine Aufnahme in die „NSDAP“ beantragte er am 29. Juni 1940, der zwei Tage später am 1. Juli 1940 unter der Mitgliedsnummer 8 061 515 in dem Gau München-Oberbayern stattgegeben wurde. Eine Mitgliedskarte wurde Rudolf Erb am 25. April 1941 ausgestellt (Angaben aus der „NSDAP“-Zentralkartei und Gaukartei). In die „HJ“ trat er 1934 ein, worin er bis April 1935 blieb, und zum „Reichsarbeitsdienst“ wurde er vom 1. April 1935 bis zum 30. September 1935 verpflichtet; anschließend leistete er Militärdienst vom 1. Oktober 1935 an bis zum 30. September 1937. Erbs Eignung zum „Studentenführer“ wurde am 28. Februar 1940 von dem „Kameradschaftsführer“ Michael Kuntz attestiert. (Nach Dokumenten im Bundesarchiv Berlin, die Herr Torsten Zarwel freundlicherweise recherchierte und mir als Fotokopien am 14. August 2014 zugänglich machte.) – Über Erb erschien auch ein Porträt mit Foto auf Polnisch an folgender Stelle: (d.), Rudolf Erb, in: Goniec Krakowski, Jg. IV, Nr. 108, Krakau, Sonntag/Montag, 10./11. Mai 1942, S. 3, Sp. [4].

Vgl. zu Erb den in Anm. [2] genannten Aufsatz Lemkes in der Zeitschrift für Musik (September 1942), S. 397. Zu Erb ferner Anton Würz, Musik in München, in: Zeitschrift für Musik (März 1943), Seite 118–120, hier auf S. 119 (die Rezension erwähnte, dass beide Interpreten, Erb und Sonnleitner, in München ausgebildet wurden und jetzt an der Philharmonie in Krakau arbeiten). Im Internet sind bei der Google-Bilder-Suche mehrere Fotos zu sehen, die Erb zeigen (Suche: „Rudolf Erb“ Krakau). Siehe zu Erb auch Prieberg (wie Anm. [44 d], Archiv-Inventar, S. 8636: Briefe an und von Immo Baum, Sächsische LB Dresden). Vgl. auch Dr. Hans Lehmann („Berliner Kulturschriftleiter“ der Zeitung), Krakau deutsche Stadt am Weichselstrom, in: Luxemburger Wort für Wahrheit und Recht. Amtliche Zeitung für sämtliche Behörden, 96. Jg., Nr. 280, Donnerstag, den 7. Okt. 1943, S. 3–4; auf S. 4: Gründung des „Deutschen Chores der Philharmonie“ unter Rudolf Erb im Mai 1943, im Abschnitt Deutsche Musik. Digitalisierung des Luxemburger Worts hier. – Vgl. auch zu einer Aufführung von Beethovens Violinkonzert mit Fritz Sonnleitner als Solisten und Orchester-Werken von Pfitzner und Brahms, sie alle dirigierte Erb.

Der Titel „Staatskapellmeister“ für Rudolf Erb wurde in dem folgenden Druck verwendet: PHILHARMONIE DES GENERALGOUVERNEMENTS | AN ALLE DEUTSCHEN | IN KRAKAU | KONZERTPROGRAMME 1942/43 | EINLADUNG ZUM ABONNEMENT auf einer der ersten bedruckten linken, doch ungezählten Seiten, im letzten Absatz oberhalb der großen Überschrift EINLADUNG ZUM ABONNEMENT, incipit: „Um den interessierten Kreisen […].“ (Die Seiten-Zählung kann aufgrund des unvollständigen Scans, den ich zur Verfügung hatte, nicht genauer angegeben werden.) Hier steht: „Die Philharmonie des Generalgouvernements tritt unter ihren beiden Dirigenten, Chefdirigent Rudolf Hindemith und Rudolf Erb, Staatskapellmeister des Generalgouvernements, in den dritten Konzertwinter.“ (Im Original sind die kursiven Eigennamen in Normalschrift und gesperrt.)

Durch eine Webseite, welche eine kurze Chronik des Schleißheimer Gesangvereins „Germania“ wiedergibt, erfuhr ich, dass hier ein Dirigent Rudolf Erb nach dem Weltkrieg tätig war. An Einzelheiten schrieb mir freundlicherweise Dr. Hartmut Schmidt (Oberschleißheim), der heutige 1. Vorsitzende dieses Gesangsvereins, am 13. Juli 2014 auf meine Anfrage hin: „Leider bin ich nicht sehr fündig geworden. Herr Erb war vom 5. 1. 1958 bis Mitte September 1958 offiziell Dirigent des damaligen Männergesangvereins Germania Schleißheim. Da er nicht Mitglied des Vereins war, gibt es keine weiteren Aufzeichnungen über ihn, Zeitzeugen konnte ich nicht ausfindig machen. Im Protokoll der Mitgliederversammlung vom 5.1.1958 wird Herr Erb als Orchesterdirigent und ehemaliger Staatskapellmeister bezeichnet, vielleicht hilft das ein wenig.“ Dieses könnte durch die Bezeichnung eines „Staatskapellmeisters“ in der Tat etwas weiterführen, mit der sich zwanglos eine Beziehung zu Erbs Tätigkeit in Krakau herstellen lässt (siehe vorigen Absatz). – Hinzu kommt noch, dass Rudolf Erb 1943 in Krakau einen „Deutschen Chor der Philharmonie“ gründete, was seine Beziehung zu einem Gesangsverein gefördert haben könnte (siehe den Aufsatz von Hans Lehmann im Luxemburger Wort, vgl. hier). Verständlich ist, dass Erb sich nach dem Weltkrieg auch dort nach einer Stelle umsah, wo er sich auskannte und vor dem Krieg gewohnt hatte. Zu Max Erb siehe hier.

[24] Vgl. auch die Schrift: Lars Jockheck, Propaganda im Generalgouvernement. Die NS-Besatzungspresse für Deutsche und Polen 1939–1945 in der Reihe: Einzelveröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts in Warschau, Bd. 15, Osnabrück: fibre Verlag, © 2006, hier S. 99–115: Krakauer Zeitung, 410 + [6] S. Im Einzelnen: zu H. Kurtz (S. 96); A. Lemke (106); G. Pelz (106, 273 [Anm. 330]); Ubbo-Emmius  [sic] Struckmann (20, 106, 108, 111, 271); H. Urban (99, 105–106); W. Zarske (83, 84, 90, 96, 101, 102, 108–110, 133, 212, 213); pdf-Download des Druckes hier.

[25] Gerda Pelz, 2. Volkssymphoniekonzert. Uraufführung in Krakau, in: Krakauer Zeitung, Nr. 282, Krakau, 28. November 1942, S. 4. Eine Ablichtung des Originals erhielt ich vor einigen Jahren von Johannes Trepulka. Da der Zeitungsausschnitt bibliografisch unvollständig war, ergänzte ich ihn durch mehrere Informationen von Prof. Dr. med. Eric Derom, Gent, Belgien, da dieser die Quelle auch in einer E-Mail an mich vom 10. Januar 2011 erwähnt hatte. Eine Abschrift des ganzen Teils über Trepulka ist in Anm. [31] mit Verweis auf die vorliegende Anmerkung belegt, wobei Pelz anfangs auch etwas irreführend schreibt, Erb habe Trepulkas Uraufführung „herausgebracht“, was dann aber nicht zugleich bedeuten kann, dass Erb dieses Werk gleich den anderen dirigierte.

[26] In den Philharmonischen Blättern (Krakau, Sommerheft 1943, Juni 1943, Seite  15) hieß es: „Die Komponisten G[ustav] A[dolf] Schlemm[,] J[oseph] Suder [sic] und J[ohann] L[udwig] Trepulka leiteten eigene Werke.“ (Kursives original im Fettdruck.)

[27] Vgl. den unsignierten Beitrag KONZERTPODIUM, in: Zeitschrift für Musik. Monatsschrift für eine geistige Erneuerung der deutschen Musik, hg. von Gustav Bosse, 110. Jg., Heft 1, Berlin-Köln-Leipzig-Regensburg-Wien: Gustav Bosse Verlag, Januar 1943, S. 45. Siehe, unabhängig von der Dirigentenfrage, in derselben Zeitschrift auch in Heft 2, Februar 1943, S. 66, Sp. 3: Wilhelm Altmann, Statistischer Überblick über die im Winter 1942/43 stattfindenden Reihenkonzerte (Orchester- und Chorwerke) [Seite 59–68]. Trepulkas Werk ist hier mit [= Erstaufführung, nicht U = Uraufführung (hierzu ebd., S. 59)] genannt. Wo das Stück eventuell schon einmal aufgeführt wurde, so dass es sich abweichend vom Konzert-Programm nicht um eine Uraufführung handelte, war der Quelle nicht zu entnehmen. Eine Möglichkeit ist die Angabe in dem Programmheft, dass das Werk teilweise „umgearbeitet“ wurde, aus dem man aber auf eine frühere Aufführung nicht zwangsläufig schließen kann.

Zum Pfitzner-Konzert vgl. die gesamte Nr. 4 der Krakauer Philharmonischen Blätter (1942/43). Im Anhang dieser Ausgabe ist auf S. 12 auf das Konzert am 26. November hingewiesen, wobei ebenfalls allein Rudolf Erb als Dirigent genannt ist. Im nächsten Heft der Zeitschrift steht erneut eine Voranzeige des Konzertes (Nr. 5, S. 10). Beide Hefte  (Nr. 4 und Nr. 5) erschienen im November 1942.

[28] Vgl. Anm. [20], Konzertprogramm auf S. 7–8; in der genannten Anmerkung auch zur Verfasserschaft.

[29] Ostmärker = Österreicher (Österreich hieß nach dem „Anschluss“ an das Deutsche Reich „Ostmark“). So schrieb auch Trepulka unter seine an Anny Kratochvil in Wien gerichteten Postkarten oft in der Adresse: „Ostmark“ und „D. R.“ (Deutsches Reich).

[30] Diese Formulierung Trepulkas steht zwar nicht im Werkkommentar des Programmhefts (siehe Anm. [20], S. 6–8), doch könnte der Komponist solches mündlich gegenüber der Kritikerin Gerda Pelz geäußert haben. Auch ist ein redaktioneller Eingriff bei der Veröffentlichung in einer Zeitung nicht auszuschließen.

[31] Wie Anm. [25]. – Mit dieser Aussage von Gerda Pelz über den Charakter einer Unterhaltungsmusik passte Trepulkas Werk gut in eines der „Volkssinfoniekonzerte“. Vgl. auch Brill in Anm. [22].

[31a] JsT in einer schriftlichen Mitteilung vom 3. April 2014. – Bei dieser Thematik wird man unwillkürlich an Trepulkas Sinfonische Messe (Orchester, Orgel und Chor) aus dem Jahr 1922 erinnert, die den Namen Licht und Finsternis trägt. Die Partitur des Werkes, das keine Opuszahl hat, ist erhalten; vgl. das Werkverzeichnis Trepulkas in Anm. [38] („Leseprobe“, S. 14).

[31b] Siehe das Zitat von Stampe in Anm. [35]

[32] Intendant war damals der Schauspieler Friedrichfranz Stampe (geb. 1897 in Magdeburg, gest. 1959 in Köln), von dem unter anderem sein Nachlass sowie mehrere Fotos erhalten sind (Bundesarchiv); eines dieser Fotos zeigt ihn offenbar im August 1940 auf einer polnischen Webseite, was gut in Einklang steht mit den Ereignissen um Trepulka (hier [Link veraltet, 9.3.2019]). Zu Stampe vgl. auch: Friedrichfranz Stampe (Hg.), Jahrbuch [1940–1943]. Staatstheater des Generalgouvernements, [Krakau], und Friedrichfranz Stampe, Das Staatstheater des Generalgouvernements, [Krakau 1944] (beide Bundesarchiv).

Aus dem Bundesarchiv wurde mir mitgeteilt, dass mit Hilfe der verfügbaren Findmittel kein unmittelbarer Hinweis auf Trepulka ermittelt werden konnte. Kursorische Durchsicht im Nachlass Stampes (Aktenbände 1 bis 3, Signatur: N 1731) und speziell in den von ihm herausgegebenen Jahrbüchern habe kein Ergebnis erbracht. Freundliche Mitteilung von Frau Alexandra Kosubek, Bundesarchiv, E-Mail am 18. März 2014.

[33] Ob diese Wachsplatten erhalten sind, ließ sich vorerst nicht feststellen, doch handelt es sich hier einstweilen um die einzige Tonaufnahme, die meines Wissens von der Stimme des Komponisten hergestellt wurde. – Ebenso konnte die Sendung im Rundfunk bisher nicht ermittelt werden.

[33a] Hebbels Agnes Bernauer wurde in Warschau wohl auch zur Eröffnung des dortigen Theaters gegeben, da dieses Bühnenstück in folgendem unsignierten Artikel erwähnt wird: Eröffnung des Theaters der Stadt Warschau, in: Luxemburger Wort für Wahrheit und Recht, 93. Jg., Nr. 282, Luxemburg, den 8. Oktober 1940, S. 2, Sp. [2] f. Da diese Eröffnung unter ähnlichen Begleiterscheinungen wie in Krakau erfolgte und in dem zitierten Artikel von „Sonntag abend“ die Rede war, fand die Eröffnung des Theaters in Warschau wohl am Sonntag, dem 6. Oktober 1940 statt, welches zugleich der erste Sonntag im Oktober war – ein Termin, der in guter Übereinstimmung wäre mit JLTs Worten „anfangs Oktober“ auf der genannten Ansichtskarte. Digitalisierung der Zeitung Luxemberger Wort: siehe das Ende von Anm. [23], Abs. 2.

Erhalten hat sich ebenfalls aus dem Nachlass von JLT eine Broschüre (Scan: JsT), die zur Eröffnung des Theaters in Warschau erschien. Ihr Titel lautet Theater der Stadt Warschau | Spielzeit 1940/41, NKW-Druck, „herausgegeben von der Intendanz des Theaters der Stadt Warschau“, Adresse: Warschau, Bühnenstraße 2, Tel. 53600; Umschlag + 22 S., reich bebildert. Vgl. Baedecker (wie Anm. [16a]), S. 85. Auf dem Stadtplan (S. 88, D3) war jedoch keine Eintragung an der angegebenen Stelle zu finden, wenn auch die Lage des Theater mit der Skizze der Broschüre auf S. [21] übereinstimmt. Da der undatierte Druck den Text von „Dr. K. G.“ [sic], Zur Eröffnung des Theaters der Stadt Warschau (S. [9]–[10] und [13]–[16] mit den Worten beginnt „Erst 12 Monate sind vergangen, seit die deutschen Truppen einzogen“ (ein Ereignis, das am 28. September 1939 stattfand, vgl. hier), ist es sehr wahrscheinlich, dass der Druck zum Sonntag, dem 6. Oktober 1940 bei der feierlichen Eröffnung des Hauses auch vorlag.

[34] Vgl. Das Staatstheater in Krakau. Heute feierliche Eröffnung (unsigniert), in: Volks-Zeitung, 86. Jg., Folge 241, Wien, den 1. September 1940, S. 12, Spalte [4] (bei ANNO als download)

[35] Vgl. Friedrichfranz Stampe, Deutsches Bühnenschaffen im Osten, Reproduktion des Typoskripts, in: Pressedienst des Generalgouvernements, Hg.: Der Pressechef der Regierung der Generalgouvernements, Folge 15, Krakau, 5.11.1940, S. 41–43; hier auf S. 42–43: „So rückte denn der Zeitpunkt immer näher heran, der 1. September 1940, der als Eröffnungsvorstellung ,Agnes Bernauer‘ in meiner Regie brachte, ein Werk, das in seiner Zielsetzung bewußt und in Übereinstimmung mit dem Wunsch des Generalgouverneurs als Festaufführung gewählt war. Über diesen erfolgreichen Start, der in Anwesenheit des Reichsministers Dr. Goebbels und des bayerischen Ministerpräsidenten Siebert selbstverständlich unter dem Protektorat des Generalgouverneurs im Beisein vieler hoher Gäste erfolgte, ist auch von der Reichspresse eingehend berichtet worden.“ (Quelle: BArchivN 1731/1 [Link veraltet, 9.3.2019]). Ein Foto, das inzwischen vom Bundesarchiv veröffentlicht wurde, zeigt Goebbels, Siebert und den Generalgouverneur Hans Frank (1900–1946) bei der Eröffnung des Krakauer Staatstheaters im Jahre 1940 (siehe hier [Link veraltet, 9.3.2019]). Letzterer, der von Zeitgenossen als „Schlächter von Polen“ oder der „Judenschlächter von Krakau“ bezeichnet wurde, wurde im Laufe des Nürnberger Prozesses zum Tode verurteilt und Mitte Oktober 1946 durch den Strang hingerichtet.

Zur Eröffnung wurden die Blätter des Staatstheaters des Generalgouvernments gegründet, die am 1. September 1940 mit einem Geleitwort zur Eröffnung des Staatstheaters des Generalgouvernements von Generalgouverneur Dr. Hans Frank als Folge 1 begannen. Q: JsT (Scan).

[36] Ansichtskarte von JLT (Krakau) an Anny Kratochvil (Wien) am 27. August 1940.

[37] Vgl. Felix Timmermans / Carl Jacobs [sic], Pieter Breughel. Ein Schauspiel in 3 Akten – 7 Bildern, Deutscher und Flämischer Text, Brüssel: Steenlandt Verlag, 1943, 208 Seiten, mehrere Abbildungen.

[38] Vgl. die Leseprobe [Link veraltet, 9.3.2019] des Aufsatzes vom Verfasser „o menschenherz, was ist dein glück?“ der wiener komponist johann ludwig trepulka (1903–1945), in: Neue Zeitschrift für Musik, hg. von Rolf W. Stoll, 166. Jg., Heft 5, Mainz 2005, S. 12–18; hier das nach Opuszahlen eingerichtete Werkverzeichnis auf S. 14 oder den Link in dem Aufsatz Und Nebel steigen, die dort schliefen im letzten Absatz von Anm. [13], S. 14. Vgl. auch Anm. [39a] zu Trepulkas erhaltenen Bühnenmusiken.

[39] Herbert Urban, Spiel um Pieter Breughel. Uraufführung im Staatstheater, in: Krakauer Zeitung, Nr. 63 vom 12. März 1944, S. 4. Über Trepulkas Musik schrieb Urban am Ende: „Johann Trepulkas Bühnenmusik fügte sich in den Stil des Werkes und der Inszenierung, ohne die persönliche Note vermissen zu lassen.“, und er resümierte dann: „Die Uraufführung war ein Erfolg auf der ganzen Linie, der Beifall ehrlich, herzlich und verdient.“ Zu H. Urban vgl Anm. [24], und siehe auch den DMK 1943, S. 705 unter „Musiker-Anschriften“.

[39a] Nicht klar ist derzeitig, ob Trepulkas Springtanz. Musik zu «Munken Vendt – Tanz der Mädchen» für Kammerorchester zur Bühnenmusik von Munken Vendt gehört oder als selbständiges Stück zu betrachten ist (siehe Werkverzeichnis in „Leseprobe“, wie Anm. [38], S. 14). Möglicherweise handelt es sich hier auch um den einzigen erhaltenen Teil einer Bühnenmusik, denn die übrigen Stücke dieses Genres sind alle verschollen, worauf die End-Zeile des zitierten Werkverzeichnisses auch hinweist.

[39b] Vgl. hierzu das (online verfügbare) „Lexikon der Wehrmacht“, worin es über die fragliche Einheit heißt: „Das Landesschützen-Ausbildungs-Bataillon I./10 wird im Oktober 1944 in Wolterdingen, ebenfalls Wehrkreis X, wieder aufgestellt und auch der Division 480 unterstellt.“

[40] Dies bezieht sich vermutlich auf die Rückkehr nach Zirndorf vom Fürther Bahnhof aus, von wo Johann Ludwig Trepulka abfuhr (Abb. 5).

[40a] Vermutlich handelte es sich hier darum, dass die Lebensmittelkarten für eine weitere Woche galten, so dass sie über die ursprüngliche Frist von vier Wochen hinaus für eine fünfte Woche ausreichen mussten, was einer weiteren Minderung an Lebensmitteln gleichkam. Siehe hier (die Fett-Rationen sanken vom September 1939 bis zum März 1945 von 270 auf 109 Gramm).– Siehe auch Artikel „Fettlücke“ hier.

[40b] Die Nummer der Feldpost betraf die Truppeneinheit und bezeichnete damit das „Bataillon Hof(f)mann“; das „B“ kürzte „Bataillon“ ab.

[41] Familiär anstatt „geborgt“ oder „geliehen“; in dieser Zeit häufig gebrauchter Ausdruck. Vgl. https://www.duden.de/rechtschreibung/pumpen unter 2a und 2b.

[42] Herr Johannes Trepulka, Konstanz, berichtete aus seiner Erinnerung, dass sein Vater „zu seiner großen Freude auch einmal ,sogar auf einem Steinway-Flügel“ spielen konnte (E-Mail am 12. Dezember 2013). Die durch die Abkürzung bedingte Verwechslungsmöglichkeit mit einem Steinweg-Flügel scheint mir damit behoben.

[43] In Wien lebten damals die Eltern des Komponisten; vgl. Chronologie unter 1903 über seinen Vater und im Folgenden auch über seine Mutter.

[44] Chronologisch geordnete Quellen zu Hans Antolitsch (1905–1996); vgl. auch Anm. [6]; ein Foto befindet sich in Anm. [44 b] oder hier [Link veraltet, 9.3.2019].


a) U[bbe-]E[mminius Gustav Paul] Struckmann [geb. 1907 in Krakau, gest. 1944 in Russland], Deutsches Theater, in: Das Generalgouvernement, Schriftleitung: Wilhelm Zarske und Dr. Heinrich Kurtz, Jg. 1, Heft 1, Krakau: Zeitungsverlag Krakau-Warschau G.m.b.H., Oktober 1940, hier S. (29)–34; zu Antolitsch (S. 34, vorletzter Absatz), der bei einer Veranstaltung des Orchester als „Oberleiter“ genannt wurde. Vgl. zu H. Kurtz, U. E. Struckmann und W. Zarske jeweils Anm. [24].

b) Alfred Lemke, Musikleben in Krakau, in: Zeitschrift für Musik, hg. von Gustav Bosse, 109. Jg., Heft 9, Regensburg: Gustav Bosse Verlag, September-Heft 1942, S. 396–398. (Ein Porträtfoto von Antolitsch u. a. auf der ungezählten Tafel nach S. 396, erste Abbildung: „Hans Antolitsch, Leiter des Orchesters des Stadttheaters [sic (recte: Staatstheaters)] des Generalgouvernements“.) Siehe auch hier und in Anm. [2] einen Teilabdruck bei Wulf. Zu Lemke vgl. auch Anm. [24]
.

c) Fred K. Prieberg, Musik im NS-Staat, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 11.–15. Tausend, Mai 1982, S. 405: „Im Frühjahr und Sommer [1940] reiste sein [Hans Franks] Intendant Friedrichfranz Stampe im Reich umher und suchte geeignete Kräfte zusammen, darunter als musikalischen Oberleiter Hans Antolitsch.“

d) Fred K. Prieberg, Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, 2. Edition, Gratisversion, online, © Fred K. Prieberg, Auprès de Zombry, 2009 (zuerst 2004), Archiv-Inventar Nr. 8617 sowie Nr. 9955 (Mitgliedsnr. der NSDAP: 1533217 Hans Antolitsch am 31.3.1933).

e) Eine heute zumindest nicht mehr frei aufrufbare Webseite, die ich aber am 6. November 2013 speicherte, erbrachte seinerzeit bei der „Archivsuche“ der Niederösterreichischen Tonkünstler Betriebsge[sellschaft] m.b.H. (Kulturbezirk 2, 3100 St. Pölten, Österreich) achtzehn Nennungen zu Hans Antolitsch von 1950 bis 1960, bestehend zumeist aus Aufnahmesitzungen bei der RAVAG. Die heutige Homepage dieser Gesellschaft lautet: https://www.tonkuenstler.at/de?set_language=de .

[45] E-Mail des Bundesarchivs, Abteilung Militärarchiv [Link veraltet, 9.3.2019], Freiburg im Breisgau, vom 29. August 2005 (gez. Dr. Thomas Menzel, Referat MA 5). Vgl. auch die Webseite http://  stamps.stampsx.com/stempel-datenbank.php ?nummernsuche=21577, auf der das „Bataillon Hof(f)mann“ unter Bezug auf die Feldpostnummer zwar genannt wird, wodurch sich aber keine genaueren Hinweise auf den Komponisten oder den Einsatz seines Bataillons ergaben.

[46] Ende von Blatt 1 (4673 26). Zweiseitiger masch. Bericht, engzeilig ausgefertigt. Trepulka sei im „Bataillon Hofmann“ [sic] gewesen und sein Foto sei in der Vermisstenbildliste DRK-Suchdienst München, Band. CJ, Seite 492, [Zeile - Bild Nr.] 4-2 aufgenommen worden [veröffentlicht 1957; Zitierlink: siehe hier]. Diese Angaben stimmen mit der hier folgenden Quelle in Anm. [47] überein, wurden darin zum Teil aber leicht ergänzt.

Die Fotografie, die der „Suchdienst München“ des DRK verwendete, ist eine Vergrößerung des Gesichtes von Johann Ludwig Trepulka aus dem zweiten (hier nicht abgebildeten) Foto, das wie das erste im Februar 1945 am Bahnhof in Fürth bei Nürnberg entstand. (Der Hintergrund ist im Verhältnis zu den fotografierten Personen nur etwas verschoben, so dass an dieser Sicht kein Zweifel besteht.) Wahrscheinlich ist auch hier Trepulkas Ehefrau die Fotografin. Das Bild zeigt den Komponisten, vor dem sein kleiner Sohn Johannes am Boden steht. Es ist eines der beiden letzten Fotos, die sich von Trepulka überhaupt erhalten haben, und schon aus diesem Grund mag die Ehefrau des Komponisten dieses Bild dem Suchdienst des DRK zur Verfügung gestellt haben.

Die Suchanträge wurden jedoch, wohl angesichts der Vielzahl ähnlicher Fälle, offenbar nicht nur individuell bearbeitet, sondern die Gutachten übernahmen manche Einzelheit aus einer Vorlage. So unterschrieb Max Heinrich (Direktor) auch ein stellenweise gleichlautendes, namentlich aber angepasstes und mit „München, den 11. April 1975“ datiertes Gutachten, das als „Art[illerie-]Reg[iment] 304 DRK- Gutachten Vermisster Lothar Schröder“ heute [8.9.2014] im Internet zugänglich ist (vgl. hier). Man hat freilich zu berücksichtigen, dass diese Verfahrensweise leichter zu Fehlern und Irrtümern führen kann – nicht muss. Da das hier genannte Gutachten über einen bei dem deutschen Rückzug aus Rumänien Verschollenen u. a. ebenfalls von dem „von tiefen Einschnitten durchzogenen Hügelgelände“ spricht (das dem Verfasser dieser Zeilen aber weder durch Satelliten-Aufnahmen noch Vergrößerungen der polnischen Region im Raum Danzig und Dirschau sichtbar war), ist eine gewisse Vorsicht wohl angebracht, wenn auch nach Klärung dieser geografischen Details das Ergebnis der zwei Gutachten unverändert dasselbe sein dürfte.

[47] Zweiseitiges masch. Schreiben, engzeilig, unterzeichnet: Elisabeth Fischer und Ingrid Beil, datiert am 7. Juli 2014, DRK-Suchdienst München, Generalsekretariat. Das genannte Gutachten, das als beglaubigte Fotokopie beigefügt wurde, ist jenes vor dem Zitat bezeichnete Dokument von 1974 (vgl. Anm. [46]). Nachgetragen wurde vor „Bataillon Hofmann“ der Truppenteil „II. Grenadier Regiment Danzig 1“. – Ferner geht aus diesem Schreiben hervor, dass sich die Ehefrau Anna Trepulka, geborene Kratochvil bereits 1947 an diesen Suchdienst gewandt hatte und der Suchauftrag im Jahre 1950 erneuert worden sei.

[47a] Der maschinenschr. Antwortbrief von Scherchens Sekretärin, handschriftlich unterzeichnet, wurde am 18. April 1947 in Zürich verfasst. Der Name der Sekretärin war mir unleserlich. Im Briefkopf ist als Vordruck zu lesen: „Schweizerische Rundspruchgesellschaft | […] | Studio Zürich | […] | Zürich | Brunnenhofstrasse 20–22“. Einen Scan dieses Briefs erhielt ich von dem Sohn des Komponisten.

[47b] Auskunft von Johannes Trepulka, Anfang 2014. – Zu den Kriegsheimkehrern vgl. „Heimkehr der Zehntausend“.

[47c] Die Orgel in der Neusimmeringer Pfarrkirche wurde von der österreichischen Firma „Rieger Orgelbau“ (hier) 1913 eingebaut. Sie verfügt über drei Manuale, Pedal und 50 Register (hier). Ihr Spieltisch ist hier zusammen mit einigen architektonischen Einzelheiten abgebildet, die den Schluss nahelegen, das als Abb. 6 reproduzierte Foto sei ebenfalls in der Neusimmeringer Pfarrkirche aufgenommen worden, an welcher der Vater des Komponisten Jahrzehnte lang als Chorleiter wirkte (vgl. Anm. [48]).

[48] Über Johann Trepulka schrieben Edith Zivkovic und Mag. Liselotte Fliedl in der Chronik unseres Neu Simmeringer Kirchenchores 1911–2011 (gegründet am 14. April 1911): „Ab 1923 fungierte Johann Trepulka sen., damals Oberlehrer in Kaiser-Ebersdorf, als Chorleiter. Er, und später auch sein Sohn, welcher diverse Instrumente, besonders die Orgel, meisterhaft beherrschte und auch die Kapellmeisterprüfung abgelegt hatte, führte den Chor 23 Jahre auf bedeutende Höhen. Trepulka war unermüdlich tätig. An allen großen und kleinen Feiertagen wurden Hochämter, wenn auch oft nur mit Chor und Orgel, aufgeführt.“ Die genannte Chronik ist abgedruckt in der Zeitschrift Simmeringer Museumsblätter, hg. vom Bezirksmuseum Simmering [Enkplatz 2], Heft 61, Wien: November 1999, S. 628–632, hat hier aber die Überschrift Die Kirchenmusik an der Pfarre Neusimmering (mit zwei Fotos: „Kirchenchor, 1925“ und „Pfarrkirche Neusimmering, um 1930“). Die Informationen über den Vater des Komponisten wie über den Komponisten selbst befinden sich auf Seite 630. (Diesem Kirchenchor gehörte wohl auch die Konzertsängerin Maria Kapek-Kiesa an, die am 3. Mai 1936 in einem Schüler-Abend von Johann Ludwig Trepulkas mitwirkte; siehe hier.) Die Webseite, von der ich die ursprüngliche Information habe, ist heute nicht mehr vorhanden; auf der neuen Webseite der „Pfarre Neu-Simmering“ (Kirchenmusik) ist zwar noch der alte Link zu der einstigen Chronik vorhanden, doch führt dieser nur zu einer Fehlermeldung. Der Gebrauch der Museumsblätter in der Druck-Ausgabe bietet sich daher an, die mir von Frau Mag. Lotte Fliedl dankenswerterweise zugänglich gemacht wurde. – Aus dem Aufsatz von L. Fliedl und E. Zivkovic ging auch der Todestag von Johann Trepulka aus einer Anmerkung auf S. 632 hervor, der hier übernommen wurde.

Aus dem Jahr 1906, als der nachmalige Komponist erst drei Jahre alt wurde, ist noch bekannt, dass der Vater als „ordentliches Mitglied“ in dem Jahresbericht 1906 des „Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse“ genannt wurde. Die angegebene Adresse lautete seinerzeit „Wien XI., Hauffgasse 16“, was etwa 1 km von dem späteren Wohnort in der Simmeringer Hauptstraße 108b entfernt ist. Vgl. den JAHRESBERICHT. Ansprache des Herrn Vereinspräsidenten, k. k. Hofrates und Professors Dr. Viktor Edlen von Lang am 14. März 1906, S. LI (vorletzte Seite, erster Name): „Trepulka, Johann, Lehrer, [Wien] XI. [Bezirk], Hauffgasse 16“, (die ordentlichen Mitglieder sind auf S. XXXII–LIII erfasst). Download hier.

[48a] „Trepulkagasse (Kaiserebersdorf), 1971 benannt nach dem Lehrer Johann Trepulka (1872–1951), Oberlehrer an der Volksschule am Münnichplatz im Schloss Thürnlhof (1911–1927), Regens chori an der Neusimmeringer Pfarrkirche (1923– [bis] 1945), Leiter des Simmeringer Fürsorgeamtes (1934–1938).“ vgl. Wikipedia, Liste der Straßennamen von Wien/Simmering, siehe hier.

[49] Johannes Trepulka berichtete mir, dass seine Tante „10 Jahre verlobt war, aber doch nie heiratete.“ (E-Mail vom 10. Febr. 2014). Näheres wurde mir nicht bekannt. Ansonsten trat Paula Trepulka nur auf einer Ansichtskarte der Hermannshöhle im Jahr 1930 in Erscheinung (siehe hier).

[49a] Vermutlich meinte Hauer dieses Werk, als er 1923 in seiner Schrift Atonale Melodienlehre (S. 175 f.) auf Trepulka hinwies (siehe hier). Vgl. auch Anm. [31a].

[50] „Johann Ludwig TREPULKA, geb. 19.8.1903 in Wien, röm. katholisch, verheiratet, ,Musikerzieherzuletzt Orchestervorstand
(Gattin: Anna Trepulka, geb. Kratochwil [sic], geb. 4.7.1909 in Wien
Die Eheschließung erfolgte am 15.11.1940 in Krakau)
Eltern: Johann Trepulka, geb. 13.12.1872 in Wien, Schuldirektor in Rente
          Agnes Trepulka, geb. Urban, geb. 5.1.1875 in Wien
(Großeltern: Johann Trepulka, geb. 18.5.1827 in Wien, gest. in Wien und Barbara, geb. Einsiedl, geb. 12.10.1839 in N.Ö. gest. in Wien, bzw. Josef Urban, geb. 1.7.1834 in Olesschau, gest. in Wien und Pauline, geb. Petrina (?) [sic; siehe hier] geb. am 9.7.1838 in Böhmen, gest. in Wien)
(Schwester: Paula, geb. 1901)
2.5.1913–28.3.1939, 11. [Bezirk], [Wien,] Simmeringer Hauptstraße 108b/2/11
Abgemeldet nach Hollabrunn
7.11.1939–29.7.1940, 11. [Bezirk], [Wien] Simmeringer Hauptstraße 108b/2/11
Vorher in Hollabrunn, Abgemeldet am 29.7.1940 nach ,Krakau, Generalgouvernement
16.6.1941–24.7.1941, 11. [Bezirk], [Wien,] Drischützgasse 10/26
Vorher in Krakau, Abgemeldet nach Krakau
2.7.1942–14.7.1942, 11. [Bezirk], [Wien,] Drischützgasse 10/26
Vorher in Krakau, Abgemeldet am 14.7.1942 nach Krakau“

Vorstehende Auskünfte verdanken sich Herrn Amtsrat Herbert Koch, Leiter des Meldereferats, Magistratsabteilung 8, Wiener Stadt- und Landesarchiv, Wien, Rathaus, am 21. September 2004 (E-Mail), die mir am 1. September 2014 von Frau Dr. Michaela Laichmann, Sachbearbeiter Herr Erich Denk, bestätigt wurden. Sämtliche Daten bezogen sich auf den Komponisten Johann Ludwig Trepulka, nicht zum Teil auf seine Schwester, wie ich zeitweilig irrtümlich annahm.

[51] Handschriftlicher Entwurf der Traueranzeige, den vermutlich Johann Trepulka (1872–1951), der Vater des Komponisten, schrieb (Schriftenvergleich von Johannes Trepulka, Konstanz).

[52] Anfrage von Herrn Johannes Trepulka in Konstanz, beantwortet von Frau C. Hildebrand (Geschäftszeichen ll B 314; Trepulka, Johann).

 

 

 

Abkürzungen

Die Auflösung gebräuchlicherer Abkürzungen (wie Wochentage oder Monatsnamen) wird vorausgesetzt.

Abs.  =  Absatz (im Textsatz)
Anm.  =  Anmerkung
Bez.  =  Bezirk
briefl.  =  brieflich
Chron.  =  Chronologie
DBJ 1944  =  Deutsches Bühnenjahrbuch (Hamburg 1944); siehe hier
DMK 1943 =  Deutscher Musiker-Kalender (Berlin 1943); siehe hier
DRK  =  „Deutsches Rotes Kreuz“
ebd.  =  ebenda (an zitierter Stelle)
EE  =  Eidesstattliche Erklärung von Anny Trepulka im Jahre 1950 (vgl. hier)
Feb.  =  Feber (österreichisch für Februar)
handschr.  =  Handschriftlich / handschriftlich
Jänner  =  österreichisch für Januar
JLT  =  Johann Ludwig Trepulka (der Komponist)
JsT  =  Johannes Trepulka (der Sohn des Komponisten)
masch. (auch maschinenschr.)  =  maschinenschriftlich (Schreibmaschine)
Ms. = Manuskript
pass.  =  passim („da und dort“) mehrfach in Texten verstreute Bezeichnungen
     (bei elektronischer Suche sind besonders die Endungen zu beachten)

PK  =  Postkarte
Q  =  Quelle(n)
s/w  =  schwarz-weiß (Foto)
UA  =  Uraufführung
u. a.  =  unter anderem
UB  =  Universitätsbibliothek
vorh.  =  vorhanden
[?]  =  bezeichnet eine mir nicht mit Sicherheit leserliche Stelle (zumeist Handschrift)
     oder aber einen mir näher nicht bekannten Sachverhalt

 

 

 

Dank

Vielfach bezog ich auf dieser Webseite Bild- und Textdokumente ein, die ich von Herrn Johannes Trepulka, dem in Konstanz am Bodensee mit seiner Familie lebenden Sohn des Komponisten, erhalten hatte. Für die großzügige Überlassung von Scans oder Fotokopien der Originale aus dem Nachlass seines Vaters sowie einen sich über Jahre hin erstreckenden Briefwechsel bedanke ich mich sehr herzlich. Mir wurden hierdurch einzigartige Dokumente zur Auswertung zugänglich. Ebenfalls zu danken ist seiner Frau Paula Trepulka, da auch von ihr noch zahlreiche bislang unbekannte Dokumente über den Komponisten und seine Verwandtschaft wiederentdeckt wurden, die ebenso entscheidend zum Gesamtbild beitrugen.

(H. H.)

 

 

 

 

 

Erste Eingabe ins Internet:  Donnerstag,  12. Dezember  2013,  zahlreiche Nachträge
Letzte Ãnderung:   Samstag, 9. März 2019


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