Walter Schrenk (Teil 1)

 

Walter Schrenk (1893-1932)

Ein Musikkritiker der zwanziger Jahre
und sein Grabmal von Theodor Brün


Teil 1

 

von

Herbert Henck

 

 

 

Teil 1
                Kap. 1       Zwei Auflagen eines Lexikons
                                  Exkurs: Erich Hermann Mueller (von Asow)
                Kap. 2       Schrenks Veröffentlichungen und ein Preisausschreiben
                Kap. 3       Der Unfall, Schrenks Tod und die Trauerfeier

                Anmerkungen zu Teil 1

Teil 2

                Kap. 4       Das von Theodor Brün gestaltete Grabmal Schrenks
                Kap. 5       Die Herstellung und der Diebstahl des Grabmals

                Anmerkungen zu Teil 2

                Dank
                Nachträge

 

Abbildungen

Abb.   1a    E. H. Müllers „Deutsches Musiker-Lexikon“, Artikel Schrenk, Walter
Abb.   1b   Inserat für Restbestand von Müllers Lexikon aus Melos, Mai/Juni 1933
Abb.   2     Walter Schrenk, Foto aus der „DAZ“ am 4. März 1932
Abb.   3     Unfallmeldung der „Reichspost“ (Wien, 28. Februar 1932)
Abb.   4     Die nach Schrenks Tod gedruckte Gedenk-Broschüre
Abb.   5     Das Bronze-Relief für Walter Schrenks Grab von Theodor Brün
Abb.   6     Aulos-Spieler (Detail)
Abb.   7     Efeu-Ranken (Detail)
Abb.   8     Das Grab von Walter Schrenk (Dreifaltigkeitsfriedhof I, Berlin)
Abb.   9     Theodor Brün, um 1930
Abb. 10     Kurt Kluge
Abb. 11     Theodor Brün, fotografiert von Lotte Schrenk, Anfang Juni 1933
Abb. 12     Handschrift Brüns (Foto-Rückseite von Schrenks Grabmal)
Abb. 13     Lotte Schrenk zusammen mit ihrer Mutter (Herbst 1947)

 

 

 

 

Kapitel 1
Zwei Auflagen eines Lexikons

 

Eines der wenigen Lexika, das einen Artikel über Walter Schrenk (1893–1932) zu seinen Lebzeiten einbezog, ist das von Erich Hermann Müller herausgegebene Deutsche Musiker-Lexikon, welches 1929 im Dresdener „Wilhelm Limpert-Verlag“ erschien. Dieser 1921 gegründete Verlag veröffentlichte hauptsächlich Fachliteratur über den Sport; daneben wurden mehrere Bücher und Periodika über den Gesang verlegt, wobei der „Männergesang“ im Vordergrund stand[1]

Der Eintrag, zugleich der umfangreichste mir bekannt gewordene Lexikoneintrag über Schrenk, lautet:

 

Abb. 1a
Der Artikel über Walter Schrenk in E. H. Müllers „Deutschem Musiker-Lexikon“
Dresden: Wilhelm Limpert-Verlag, 1929, Spalte 1291

 

    Schrenk, Walter,  Musikredakteur, geboren am 13. März 1893 in Darkehmen (Ostpreußen) — Vater: Gustav Schrenk, Rechnungsrat, gestorben 1918, Mutter: Meta Wolff, geboren 1870 — Gymnasium Königsberg — Musikstudium: Universität ebenda [Königsberg] und Berlin, bei Otto Fiebach [1a] Königsberg (Harmonielehre, Kontrapunkt, Kanon, Fuge) — 1912–1913 Konzertmeister, 1915–1916 Musikkritiker der Allgemeinen Zeitung ebenda, 1916–1918 Kriegsteilnehmer, ab 1920 Musikredakteur und Erster Musikkritiker der Deutschen Allgemeinen Zeitung Berlin — [Mitgliedschaften:] Verband Deutscher Musikkritiker, Internationale Gesellschaft für Neue Musik — Verheiratet [mit]: Else Kaminski, geschieden — [Buch:] Richard Strauß und die neue Musik [Volksverband der Bücherfreunde Berlin 1924] — [Ständige Adresse:] Berlin W 30 [Schöneberg], Münchener Straße 19.

Zum besseren Verständnis dieser nüchternen Angaben scheinen einige Bemerkungen über das einbändige, großformatige und über fünf Pfund schwere Nachschlagewerk Müllers mit seinen 1654 Spalten angebracht, denn es handelt sich hier in mancherlei Hinsicht um eine Besonderheit. Sie besteht nicht nur darin, dass Erich Hermann Müller (1892–1964) [1b] – spätere Schreibweisen des Familiennamens sind „Mueller“, „Müller von Asow“ oder „Mueller von Asow“ (auch die Vornamen werden unterschiedlich abgekürzt) –, wie er in der Vorrede sagte, einen „möglichst vollständigen Überblick“ über lebende Musiker anstrebte. Gleichermaßen wird auf jede persönlich gefärbte Stellungnahme oder Würdigung verzichtet, so dass man hier nirgends etwas über den geschichtlichen Rang der genannten Musiker erfährt. Solche Beschränkung wird freilich durch Anderes ausgeglichen, denn scheinbar ging es um unangreifbare, keiner Subjektivität unterliegende Fakten und eine Form der „Neuen Sachlichkeit“, um ein für die zwanziger Jahre bezeichnendes Schlagwort zu gebrauchen. Demgemäß findet man neben den üblichen lexikalischen Angaben Hinweise auf Eltern, Konfessionen, Ehepartner, Kinder, Verlage, Uraufführungen, die Zugehörigkeit zu musikalischen Gesellschaften und Vereinen, ständige Adressen und anderes. Sekundärliteratur erscheint, wenn überhaupt, nur marginal. [1c]

Meint man freilich, die Bedeutung einer Person an der Menge der ihr zugemessenen Informationen, also an der Zeilenzahl ablesen zu können, wird man schnell feststellen, dass gelegentlich Musikern eine oder sogar zwei ganze Druckseiten gewidmet sind, die uns heute, ca. achtzig Jahre später, nicht einmal mehr dem Namen nach bekannt sind, geschweige denn, dass wir von einer ihrer Leistungen wissen. Die inzwischen hoch angesehenen Vertreter der Zweiten Wiener Schule oder Paul Hindemith sind dagegen mit wesentlich knapperem Raum bedacht. Die Deutung dieser wie anderer Proportionen sei dahingestellt und mag vom Einzelfall abhängen. Jedenfalls entnahm Müller seine Angaben nach Möglichkeit den Fragebögen, die er an die Musiker versandte und den Befragten nach einer Korrektur erneut zur Überprüfung zuschickte. Dies verleiht den Informationen bisweilen erhebliches Gewicht, denn Angaben, die sich solchermaßen zügig sammeln ließen, wären kaum in anderen Nachschlagewerken auffindbar gewesen, und es hätte Jahre anstrengender Arbeit bedurft, allein die Namen und Lebenszeit der aufgeführten Eltern der Musiker aus Standesämtern und Kirchenbüchern zusammenzutragen oder die Werklisten, die häufig auch ungedruckte Werke enthielten, in ähnlicher Vollständigkeit zu erstellen.

 

012 Melos121933b

Abb. 1b
Reproduktion aus Melos, 12. Jg., Heft 5/6, Mainz, Mai/Juni 1933, S. 215

 

Für das Musikgeschehen der zwanziger Jahre ist dieses Lexikon, von dem ein Restbestand nach der „Machtergreifung“ 1933 angeboten wurde (Abb. 1b) [1d], war dieses Nachschlagewerk eine der unentbehrlichen Einstiegsquellen, denn nur hier ließen sich viele Musiker jüdischer Herkunft finden, die später aus dem deutschen Musikleben mit wachsender Systematik ausgeklammert wurden, und man behauptete, dass Juden nicht den Namen „Deutsche“ beanspruchen könnten. So gesehen, war Müllers „Deutsches Musiker-Lexikon“ durch seinen Titel natürlich ein Unding. Dass man sich aber für die beschämende Suche nach Juden auch des Lexikons von Müller bedienen konnte, in dem die Konfession der Musiker oft nachlesbar war und in dem man häufiger der Abkürzung „mos.“ = mosaisch (jüdisch) begegnet, kann grundsätzlich nicht dem Lexikon angelastet werden, sondern geht auf den Missbrauch seiner Benutzer zurück. Ebenso wird in diesem Folianten mitunter aber auch die Vergangenheit derer greifbar, die sich nach 1933 zum Nationalsozialismus bekannten und in dem neuen Regime zu Macht und Ansehen gelangten. Freilich gehörte auch Erich Hermann Müller zum Kreis derer, die sich aus den versammelten lexikalischen Angaben nahmen, was ihnen nützlich und zur Untermauerung der eigenen Weltsicht gelegen erschien, so dass man kaum umhin kommt, auch in diesem Deutschen Musiker-Lexikon einen Vorläufer und Wegbereiter jener tendenziösen Nachschlagewerke des Dritten Reichs zu erblicken, die der Kenntlichmachung und Ausgrenzung der Juden zugedacht waren und eine der ideologischen Grundlagen für eine millionenfache Entrechtung, Verfolgung und Ermordung schufen. Weiter unten sei in einem Exkurs ausführlicher auf diese Zusammenhänge eingegangen.

Eine zweite Auflage des Lexikons, die für die Zeit nach 1933 geplant war, kam zunächst nicht zustande, da Müller dem Ansinnen der „Ausmerzung aller nicht-arischen Musiker“ aus seinem Lexikon Widerstand leistete. Und sein im Dezember 1937 begonnener Versuch, eine Neuauflage in Wien zu veröffentlichen, scheiterte daran, dass Österreich im März 1938 Teil des Deutschen Reiches wurde, wodurch sich das Problem wiederholte. (Auch diese Deutungen Müllers werden in dem nachfolgenden Exkurs behandelt.) Die zweite Auflage kam daher erst 1954, fünfundzwanzig Jahre nach der ersten, zustande und erschien nunmehr im Berliner Verlag Walter de Gruyter unter dem nicht sehr glücklichen Titel Kürschners Deutscher Musiker-Kalender 1954[2]

Auch diese zweite Auflage, die dann keine Nachfolger mehr hatte und mit der ersten Ausgabe durch eine Totenliste am Ende des Bandes verbunden ist, [3] ist ein Lexikon eigener Prägung, dessen Richtlinien denen der Erstausgabe von 1929 aber weitgehend entsprechen. Indes kann man bemerken, dass eine mosaische Konfession jetzt nicht mehr benannt wird. Natürlich gibt es, wie wohl in jedem Lexikon, Lücken, vereinzelt auch Fehler, Versehen oder Irrtümer. Mag man die quantitativen Proportionen der Einträge gelegentlich auch in Frage stellen, so gehört dieser Umstand zu den minder wichtigen, da dies zwar den Preis des Buchs mitbestimmt, ansonsten aber kaum stört. Auffällig ist erneut, dass das Lexikon weder in einem angesehenen Musikverlag veröffentlicht noch von einem akademisch vorgebildeten Herausgeberstab betreut wurde. Alles scheint sich der Übersicht, Initiative und nicht zuletzt dem Fleiß Müllers, der jetzt als „Mueller von Asow“ zeichnete, wie der Mitarbeit seiner Frau, Hedwig Mueller von Asow (geboren 1911, gestorben nach 1967), verdankt zu haben. Format und Typographie wurden kleiner, ein dünneres Papier verwendet und somit das Gesamtgewicht auf etwa die Hälfte verringert, was der Handlichkeit des Lexikons sehr zugutekam und es teilweise den übrigen Handbüchern und Kalendern des Verlages anglich. Man beließ es jedoch bei einem einzigen Band und stockte den Umfang von 1642 nur leicht auf 1702 Spalten (jeweils 2 Sp./S.) auf. – Es bedarf kaum besonderer Hellsicht anzunehmen, dass beide Ausgaben, versehen mit geschichtlichen und kritischen Kommentaren, eines Tages nachgedruckt oder vollständig im Internet frei zugänglich gemacht werden, wie dies bei anderen Nachschlagewerken bereits heute der Fall ist.

 

Exkurs
Erich Hermann Müller

Auch wenn das im Folgenden Gesagte nur einen mittelbaren Bezug zu Walter Schrenk haben wird, scheinen mir Müllers Haltung und Vorgehen erst durch einen Exkurs hinreichend verständlich zu werden. Allzu schnell sollte man nämlich in seiner Weigerung, für eine zweite Auflage alle nicht-arischen Musiker aus seinem Lexikon zu entfernen, nicht nur seine Sorge um den erheblich zu verringernden Umfang seines übergroßen, dicken und schweren Nachschlagewerks, eine Art von judenfreundlicher Haltung oder gar eine Form des politischen Widerstands erblicken. Denn wenige Jahre nach Erscheinen der ersten Ausgabe dieses Deutschen Musiker-Lexikons (1929) machte Müller seinen eigentlichen Standpunkt in aller Öffentlichkeit klar. Und wenn auch der Verfasser vorliegender Arbeit den 1954 veröffentlichten Angaben Müllers über sein Lexikon wie seine Person zunächst Glauben schenkte, so muss man sich doch eines Besseren belehren lassen, sobald man zumindest die von „Dr. Erich H[ermann] Müller“ verfassten und unterzeichneten elf Seiten Das Judentum in der Musik (S. 324–334) in dem Handbuch der Judenfrage von Theodor Fritsch (1852–1933) liest, wo sie im Abschnitt Judentum in der deutschen Kulturgemeinschaft, in Teil E: In den Künsten zu finden sind. Dieses „Handbuch“ erschien 1933 in 35. Auflage (131. bis 145. Tausend), erlebte bis 1944 vierzehn weitere Auflagen (bis zum 330. Tausend) und gedieh im Dritten Reich zu einem unverbrüchlichen Standardwerk der antisemitischen Propaganda. Nach dem Krieg kam das Buch im Rahmen der Entnazifizierung unter der Nummer 3406 neben zahlreichen anderen Schriften Fritschs (Nr. 3400 bis 3419) in die Liste der auszusondernden Literatur (1946). Es verwundert nicht, dass Müller nach 1945 diese Arbeit lieber überging als hervorhob. Andere Nachschlagewerke erwähnten sein Kapitel Das Judentum in der Musik aber zumindest bibliografisch. [3a] Da 1991 ein unveränderter Nachdruck der 35. Auflage von 1933 im Bremer Faksimile-Verlag veröffentlicht wurde, kann man sich leicht über die darin ausgebreiteten rassistischen Theorien Müllers belesen. [3b]

Die vielfach vorhandene Mitteilung der Konfession, die Müller für den Abdruck in seinem Deutschen Musiker-Lexikon vermutlich auf freiwilliger Grundlage erfragt hatte und die zunächst nur wie ein um Vollständigkeit bemühtes, objektives Detail wirkte, wendete er nun – seit 1933 (vgl. das Ende von Anm. [3a]) – gegen jene, die bei der Beantwortung der Frage nach der Glaubenszugehörigkeit keinen Hehl aus ihrer jüdischen Abstammung gemacht hattten. Müller zögerte nicht, auf diesen Zusammenhang zumindest indirekt aufmerksam zu machen, indem er sein eigenes Musiker-Lexikon in die sechs Literaturangaben einbezog, die das Kapitel Das Judentum in der Musik in Fritschs „Handbuch“ beschließen (S. 334).

Seine Weigerung der „Ausmerzung aller nicht-arischen Musiker“, mit der sich Müller gleich im ersten Absatz der Vorrede von Kürschners Deutschem Musiker-Kalender 1954 empfahl, könnte auf diesem Hintergrund nicht viel mehr bedeutet haben, als dass es ihm vor allem darum ging, die Nachschlagbarkeit einer Vielzahl jüdischer Musiker in seinem Deutschen Musiker-Lexikon auch in Zukunft zu gewährleisten. Der seit 1933 staatlich anerkannte Antisemitismus ließ sein Lexikon, auch wenn dies nicht in Müllers ursprünglicher Absicht gelegen haben mag, nämlich geradezu zu einem Vorläufer, Wegbereiter und Mittel des Nationalsozialismus werden und verlieh ihm über seine Beschränkung auf nationale Grenzen hinaus in steigendem Maße Aktualität. Denn hier konnte man auch etwas über die rassische Abstammung und konfessionelle Zugehörigkeit der Musiker erfahren, Dinge, die zwar noch nicht systematisch und „amtlich“ erfasst waren, die dennoch oft aus erster Hand stammten, im Lexikon eines promovierten Musikwissenschaftlers nachzulesen und in anderen Musiklexika jener Zeit nicht zu finden waren, wie etwa dem ebenfalls 1929 fertiggestellten umfänglichen Musiklexikon von Hugo Riemann in Alfred Einsteins Herausgabe (dazu der zweite Absatz nach dem nächsten Asterisk). Auch die Pianistin Ellen Epstein (1898–1942), von der noch mehrfach die Rede sein wird, da sie mit Walter Schrenk in beruflicher Verbindung stand, gab so gutgläubig wie selbstbewusst ihre mosaische Konfession an, ohne zu ahnen, welche mannigfache und tödliche Konsequenzen diese Offenheit einige Jahre später haben werde. [3bb] Nebensächliches und Anderes als die Musik rückte damit ins Zentrum, denn es waren Umstände, die es bei jedem Menschen gab, und die Menge der Fakten machte noch keinen großen Musiker. Doch man übersah, dass jetzt die Konfession zum Angelpunkt werden konnte.

Durch geschickte Formulierung, Ausklammerung einer verfänglichen Publikation im eigenen Schrifttumverzeichnis und beschwerliche Überprüfbarkeit wurde Erich Hermann Müller nach dem Zweiten Weltkrieg von einem überzeugten Antisemiten gleichsam ein verfolgter Antifaschist, dem nicht nur die zweite Auflage seines Lexikons aus den genannten Gründen nach 1933 verwehrt war, sondern der auch zwischen 1933 und 1945 „meist im Ausland“ [3c] gelebt hatte. Dass es sich bei diesem „Ausland“ nicht um eines der klassischen Exilländer wie die Schweiz und England oder einen Staat in Nord- und Südamerika, sondern um das für Müllers Mozart-Forschung unentbehrliche Österreich gehandelt hatte, das seit März 1938 zu „Großdeutschland“ gehörte, wird übergangen. Und dass Müller in Salzburg 1942 zu seinem 50. Geburtstag mit einer Festschrift geehrt wurde, die nach dem Krieg in gedruckter Form im selben Berliner Verlag erscheinen sollte wie die von Müller betreute mehrbändige Gesamtausgabe der Briefe und Aufzeichnungen der Familie Mozart (1942), bleibt dem Leser ebenso vorenthalten wie die Tatsache, dass Müller seit 1940 in Obertrum am See wohnte, nur etwa achtzehn Kilometer nördlich von Salzburg. [3d]

Da im Folgenden auch das 1929 abgeschlossene Musiklexikon von Hugo Riemann (1849–1919), das nach Riemanns Tod Alfred Einstein [3e] betreute, als Quelle über Walter Schrenk herangezogen wird, sei Müllers Meinung über den Juden Alfred Einstein zitiert, der „das Riemannsche Musiklexikon in jeder Auflage mehr zu einem jüdischen Parnaß gemacht hat, indem er gänzlich unbedeutende jüdische Musiker aufnahm und die äußerst vorsichtig gefaßten Urteile Riemanns umbog.“ (Handbuch der Judenfrage, 35. Aufl., Leipzig 1933, S. 329)  Neben dem hier mitschwingenden Konkurrenzneid ist zunächst anzumerken, dass Müller bei Hugo Riemann von 1912 bis 1915 in Leipzig studiert hatte. [3f]  Belege für das, was Müller in seiner gerade einem „Doktor“ nicht zustehenden Überheblichkeit als „unbedeutend“ bezeichnet, nennt er nicht, doch ist man heute versucht, den Tadel umzukehren und auch auf Müllers Lexikon anzuwenden, wüsste man nicht, wie fragwürdig, kränkend und ungerecht solche verächtlichen Meinungen im Einzelfall sein können. Selbst Hindemiths Schaffen wird indes bei Müller zu einem Ergebnis des Judentums, wenn er schreibt: „Paul Hindemith (* 1895) gehört zu jenen Musikern, die, obwohl nicht jüdisch, ungemein im jüdischen Sinne zersetzend gewirkt haben.“ (S. 330) Unter solcher Voraussetzung erübrigt es sich, in die Diskussion über die Bedeutung eines Komponisten und die Würdigung seines Schaffens, die mit der Aufnahme in ein großes Lexikon verbunden sind, überhaupt einzutreten, denn nicht Kunstverständnis, individuelle Leistung, Originalität oder Qualität sind als vorrangige Maßstäbe gültig, sondern all dieses wird zunächst an der rassischen Zugehörigkeit eines Künstlers gemessen und gegebenenfalls abgetan.

Dass Müllers antisemitische Haltung auch nicht als Ausnahme und gewissermaßen als „Ausrutscher“ bezeichnet werden kann, sondern sich über viele Jahre erstreckte, belegt seine 1940 erschienene Broschüre Königreich Südslawien mit Kapitel 7: Judenfrage (S. 85–88). Abschließend heißt es hier „Trotzdem scheint es auch in Südslawien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann die Judenfrage endgültig gelöst wird; denn auch hier hat man erkannt: Die Juden haben keine geistigen und rassischen Beziehungen zu den Südslawen, sondern sind nur ihre Ausbeuter“. [3g] Was man unter einer solchen „endgültigen Lösung“ zu verstehen hatte, zeigten besser als Worte die Deportationszüge ab Oktober 1941, die nach Litzmannstadt, nach Minsk und Riga und später nach Theresienstadt, Treblinka und Auschwitz fuhren. [3h]

Fred K. Prieberg, der damals Müllers Tätigkeit wohl nicht sehr gründlich kannte und dem daher auch nicht klar war, dass es sich bei Müller um einen langjährigen Antisemiten handelte, schrieb in seinem Buch Musik im NS-Staat:

    „Ein Lexikon der Juden in der Musik existierte [vor 1933] noch nicht. Aber da gab es, 1929 im Wilhelm Limpert-Verlag, Dresden, erschienen und noch brandaktuell, das »Deutsche Musiker-Lexikon« von Erich H[ermann] Müller, ein sorgfältiges und umfassendes Werk, das an Qualität und Quantität einen einsamen Gipfel der Musikforschung markiert. Der Herausgeber hatte lexikographische Information durch Fragebögen gesammelt und dabei auch die Konfession nicht vergessen. Viele Musikerpersönlichkeiten ignorierten diese Frage; aber viele andere sahen keinen Grund sich zu verstecken und trugen ein: mosaisch. Da stand es dann, war 1933 nachzulesen, und die »Säuberer« konnten zupacken.“ [3i]

Nicht zu übersehen ist, dass es ein Jüdisches Adressbuch für Gross-Berlin gab, das die Musik zwar nicht in den Vordergrund stellte, dass das Buch aber bis Mitte 1932 reichte (somit Müllers Lexikon an Aktualität übertraf) und jüdische Musiker, zum Teil wenigstens, nachschlagbar machte. Auch dieses Adressbuchs hätte man sich für die „Säuberungen“ nach 1933 bedienen können, zumal hier Juden sogar im Titel erschienen: JÜDISCHES ADRESSBUCH FÜR GROSS-BERLIN, Ausgabe 1931, Gültig bis Mitte 1932, Berlin: GOEDEGA-VERLAGSGESELLSCHAFT M. B. H., Vorwort am Schluss datiert: „Berlin, im Juni 1931“. Es handelte sich dabei aber zweifellos nicht um einen Ersatz von Müllers Deutschem Musiker-Lexikon.

*

Nach diesem Exkurs sei zurückgekommen zu Walter Schrenk. – Ohne auf Schrenks Lebensweg detailliert eingehen zu können, da dies eine sehr komplexe und von mir weder angestrebte noch geleistete Forschung voraussetzen würde, seien hier nur einige ausgewählte Dinge aufgezeichnet. Es ist, aufs Ganze gesehen, kein richtiges Porträt, das mit den Vorfahren beginnt und bis zur Wirkung auf die Gegenwart reicht, sondern, bedingt durch die Art der Quellen, eher ein Nachruf nach über fünfundsiebzig Jahren. Für die Jahre vor seiner Berliner Zeit sei besonders auf Ernst Heinrich Schliepes Aufsatz Mit Walter Schrenk. Erinnerungen und Erlebnisse hingewiesen. [4] Schliepe, nur zwei Monate jünger und ebenfalls aus dem ostpreußischen Darkehmen stammend, war Schrenk an die dreißig Jahre lang freundschaftlich verbunden und arbeitete gleich diesem als Musikkritiker für die Deutsche Allgemeine Zeitung. Nach 1933 wurde er für die „NS-Kulturgemeinde“ tätig und erhielt eine Berufung in die Reichsmusikkammer. [5]

Ein zweites Lexikon, das einen Artikel über Walter Schrenk enthält, sei freilich nicht übergangen, wenn es auch schon aus anderen Gründen benannt wurde. Es handelt sich um die 11. Auflage von Hugo Riemanns Musiklexikon, das ebenso wie Müllers Deutsches Musiker-Lexikon 1929 erschienen war. [5a]  Es wurde, wie bereits die 9. und 10. Auflage (Berlin: Max Hesses Verlag, 1919 bzw. 1922), von dem jüdischen Musikgelehrten Alfred Einstein (1880–1952) bearbeitet, und sein Vorwort ist datiert: „Berlin W 30, am 11. November 1928 | Heilbronner Straße 6“. Der Artikel ergänzt die Angaben E. H. Müllers teilweise und lautet (S. 1650):

    Schrenk, W a l t e r, * 13. März 1893 zu Darkehmen (Ostpr.), studierte in Königsberg Kunstwissenschaft und bildete sich gleichzeitig zum Geiger aus; in der Komposition Schüler von Otto Fiebach. 1914 wurde er Musikkritiker an der Königsberger Allgemeinen Zeitung. 1919 kam er nach Berlin, wo er noch bei Joh[annes] Wolf musikwissenschaftlich arbeitete; seit 1920 1. Musikkritiker an der Deutschen Allgemeinen Zeitung. Er schrieb: Rich. Strauß und die neue Musik (Berlin 1924).“

    *

Zum einen soll hier nun versucht werden, Aufmerksamkeit zu erwecken für einen Musiker, Musikkritiker und Musikschriftsteller, der über Gaben verfügte, wie sie nicht oft in Erscheinung treten. Zum anderen wurden mir von privater Seite einige Dokumente über Schrenk zugänglich, die fraglos wert sind, überliefert und publiziert zu werden. Allzu viel ist zerstört worden oder spurlos verschwunden und wahrscheinlich verlorengegangen, so dass es mir richtig erscheint, manches Erhaltene und gelegentlich auch Seltene, darunter Einmaliges und Unersetzliches, festzuhalten, um es, versehen mit den notwendigen Kommentaren, wieder in einen verständlichen Zusammenhang zu bringen. Dies gilt in besonderem Maße für jene Fotografien von dem nach Kriegsende gestohlenen Grabmal Walter Schrenks, die allein schon den vorliegenden Aufsatz rechtfertigen könnten. Dass hier der bildende Künstler Theodor Brün mit dem Schriftsteller und Professor für Erzplastik Kurt Kluge zusammenwirkte und sich über ihr Vorgehen Briefe von Theodor Brün sowie von Lotte und Oswald Schrenk (Walter Schrenks Witwe und sein Bruder) erhalten haben, sind keine Selbstverständlichkeiten, und in den beiden letzten Kapiteln soll in gebotener Ausführlichkeit hierauf eingegangen werden.

Fast erübrigt sich zu erwähnen, dass die Musiklexika nach Schrenks Tod noch weniger Informationen als zuvor über ihn enthielten, denn einerseits war Schrenk früh verstorben und hatte kein großes, geschichtsträchtiges Œuvre hinterlassen. Andererseits begann im Januar 1933 das „Dritte Reich“, und in diesem wurde des Namens Walter Schrenk wohl kaum ohne Skepsis oder Argwohn gedacht, um es vorsichtig zu sagen. Paul Fechter spricht nach 1945 offen davon, Schrenk habe sich „bei der heraufsteigenden Partei verhaßt und unmöglich“ gemacht. [6]  Dies entbehrt nicht der Wahrscheinlichkeit, denn Schrenk war in seinem Buch über Richard Strauss nicht nur nachdrücklich für die Juden Mahler und Schönberg eingetreten und hatte sich im Vorwort desselben Buchs auf die Publikation des Juden Adolf Weissmann Die Musik in der Weltkrise [6a] als sein verpflichtendes Vorbild berufen. Desgleichen hatte Schrenk sich stets für neue und neueste Werke der Musik interessiert und über ihre Aufführungen in der Deutschen Allgemeinen Zeitung mit Verstand und Verständnis berichtet. Seine Verbindung zu Musikern jüdischen Glaubens wie etwa zu der Pianistin Ellen Epstein oder die Beziehung zu dem Schriftsteller und Geigenbauer Julius Levin wären wohl ebenso zu Schrenks Nachteil ausgelegt worden wie sein Einsatz für die Dirigenten Ernst Kunwald und Frieder Weissmann oder die Komponisten Karol Rathaus, Artur Schnabel und Franz Schreker. Und da aus nationalsozialistischer Sicht ein Bruchteil dessen genügt hätte, was Schrenk schrieb und dachte, um den Stab über ihm zu brechen, war es für die musikwissenschaftliche Literatur nach 1933 besser, zu schweigen, Schrenk geflissentlich zu übersehen und ihn dergestalt verschwinden zu lassen, als sich seinem differenzierten Urteil zu stellen. [7]

 

 

Kapitel 2
Schrenks Veröffentlichungen und ein Preisausschreiben

 

Zunächst sei auf Schrenks erstes und einziges Buch hingewiesen, das den Titel trägt Richard Strauss und die neue Musik. Dieses bemerkenswert schön gestaltete und in Halbleder gebundene Buch, das bereits bibliophilen Charakter hat und das Schrenk seiner Mutter widmete, erschien 1924 in Berlin beim „Volksverband der Bücherfreunde“ (Wegweiser Verlag G.m.b.H.). [8] Sein Einband wurde von dem bildenden Künstler Friedrich Otto Muck (1882–1960) gezeichnet. Thematisch gliedert sich das Buch in die Abschnitte Wagner und sein Erbe (34 Seiten), Richard Strauss (120 Seiten) und Die neue Musik (63 Seiten). Ganzseitige Kunstdrucktafeln geben Porträts von Richard Strauss, Gustav Mahler, Arnold Schönberg und Ernst Křenek wieder, hinzu kommen Farbtafeln, die sich auf Opern von Strauss beziehen.  [8a]  Schrenks Buch ist bei Google Books als Teilausgabe zu lesen. – Ein Auszug des Buchs wurde noch 1924 unter der Überschrift Richard Strauß in die Anthologie Das Werk des Volksverbandes der Bücherfreunde aufgenommen, ein Bändchen, das in ähnlichem Stil und mit vergleichbarem Geschmack gestaltet ist wie Schrenks Buch und wie dieses mit Farbtafeln geschmückt ist. [9]

Mehr als solche ansprechenden Vorbereitungen auf den Inhalt beeindruckt freilich, was Schrenk in dem Buch sagt, denn seine Urteilskraft und sein Vermögen der Darstellung sind außerordentlich. Mit sicherem Gespür für Stärken wie Schwächen einer Musik und jedem Versuch abhold, das eine hervorzuheben, das andere zu beschönigen, weiß Schrenk die Originalität der Komponisten in einer Weise zu beleuchten, die neben Überblick und exzellenten Detailkenntnissen stets auch sein großes Engagement, seine Verbundenheit, sein Eingehen und sein Verstehen, seine Bewunderung, Begeisterung und, über allem, seine Freude an der Musik zeigen. Dabei gelingt es ihm ohne Überheblichkeit oder Verlust an Lebendigkeit, einen Komponisten und die Art seiner Inspiration wie seines künstlerischen Vorgehens in wenige Sätze zu kleiden, so dass im Leser nachgerade Lust und Neugierde erwachen, das kennenzulernen oder neu zu hören, was hier beschrieben ist. Besseres lässt sich vielleicht nicht sagen von einem Buch dieser Art, und so enthalte ich mich des Zitierens besonders gelungener Beobachtungen, Aussagen und Formulierungen, denn es könnte das Vergnügen trüben, sich diese selbst zu erschließen.

Aus gegenwärtiger Perspektive verdient insbesondere der letzte Abschnitt des Buchs Aufmerksamkeit, denn ohne große Rücksicht auf den Buchtitel breitet Schrenk hier ein ungewöhnliches Wissen über die aktuelle Musik seiner Zeit aus. Komponisten wie Alban Berg, Ferruccio Busoni, Alois Hába, Paul Hindemith, Eduard Erdmann, Ernst Křenek, Hans Pfitzner, Karol Rathaus, Artur Schnabel, Arnold Schönberg, Franz Schreker, Igor Strawinsky, Heinz Tiessen und Anton Webern sind mehr oder minder ausführlich, doch stets mit Verantwortlichkeit, Ernst und Respekt behandelt.

Um ein Buch von solcher Qualität zu schreiben, kam Schrenk sicherlich eine Begabung zustatten, die man gemeinhin als eidetisches oder fotografisches Gedächtnis bezeichnet. Paul Fechter (1880–1959), der wie Schrenk aus Ostpreußen kam und neben Schrenk in den zwanziger Jahren für das Feuilleton der Deutschen Allgemeinen Zeitung schrieb, überliefert:

    „Schrenks eigene Musikalität ging weit über das Durchschnittliche hinaus; er besaß eine Fähigkeit eidetischer Vorstellung des Akustischen, wie sie mir sonst nie wieder begegnet ist. Er las nicht nur Partituren ihm unbekannter Werke, indem er sie gleichzeitig orchestral klingen hörte – er war imstande, sich schweigend hinzusetzen und sich ein Musikstück, das er gerne hören wollte, von seiner eidetischen Gabe vorspielen zu lassen. Er hatte ein unheimliches musikalisches Gedächtnis; Carl Stumpf [10] führte den Studenten Schrenk in seinem psychologischen Seminar seinen Hörern vor: er hatte dort die von ihm konstruierte Orgel mit halben, Viertel- und Achteltönen, stellte mit ihnen eine Reihe von völlig ungewohnten Akkorden zusammen, ließ sie ein paar Augenblicke erklingen und holte dann Schrenk heran. Der stellte sämtliche Akkordfolgen aus dem Gedächtnis fehlerlos wieder zusammen; sein Erinnerungsvermögen versagte selbst vor diesen zerlegten Tonabständen und ihren fremden Kombinationen nicht.“ [11]

Fechter kommt noch öfters auf Schrenk zu sprechen und berichtet nach dem Zitierten in mehr anekdotischer Form, wie der ebenfalls in Ostpreußen gebürtige Arzt, Schriftsteller und Geigenbauer Julius Levin (1862–1935) [12] Schrenks Geige mit einem hakenförmigen Gerät in Sekundenschnelle klanglich so sehr verbesserte, dass Schrenk, aufs Äußerste beeindruckt und nun endgültig überzeugt von Levins Expertentum auch auf diesem Gebiet, in der Folge einen großen Aufsatz für die New Yorker Staatszeitung, die führende deutsche Zeitung in den USA, über den Geigenbauer verfasste. Die Anfragen und Aufträge bei Levin sollen sich daraufhin gehäuft haben. [13] Der Schriftsteller Peter Härtling gibt die Begebenheit im Nachwort der Taschenbuchausgabe von Levins Roman Das Lächeln der Herrn von Golubice-Golubicki (1983) in Fechters Beschreibung wieder. [14] Julius Levin entwickelte neben dem Bau neuer Instrumente eine besondere Fertigkeit, den Klang vorliegender Geigen zu vergrößern und zu verschönern, und so baute er unter anderem die Geige Albert Einsteins um, deren „neuen Klang“ ihr Besitzer fortan „rühmte“ [15] und die sich heute im Besitz des Musikinstrumenten-Museums des Staatlichen Instituts für Musikforschung in der Berliner Tiergartenstraße 1 befindet. [16]

Schrenks Beziehungen zu Amerika gehen insbesondere aus 62 Artikeln hervor, die in englischer Sprache zwischen Ende 1929 und März 1932 im Bostoner Christian Science Monitor abgedruckt wurden. Für diese heute noch bestehende Zeitung, die hohe internationale Reputation genießt und weltweit verbreitet ist, [17] schrieben in den dreißiger Jahren auch Hans Heinz Stuckenschmidt und Erwin Stein über das Musikleben in Prag oder Wien, und so ist es im Grunde nicht erstaunlich, dass Artikel Schrenks in seinen letzten Lebensjahren regelmäßig in Übersee erschienen, um vor allem aus Berlin zu berichten. Da mir eine systematische Durchsicht der Berliner Zeitungen und speziell der Deutschen Allgemeinen Zeitung für den in Frage kommenden Zeitraum nicht möglich war, gebe ich hier ersatzweise aus der Datenbank [Link veraltet, 1.3.2019] des Christian Science Monitor Titel und Erscheinungstag der Beiträge Schrenks in chronologischer Folge wieder. Dies mag einen ersten thematischen und zeitlichen Überblick ermöglichen.


Walter Schrenks Beiträge für den Christian Science Monitor

      1.  The Opera Situation in Berlin, Nov 16, 1929; pg. 13
      2.  New Operas in Germany, Mar 15, 1930; pg. 7
      3.  Antonia Brico as Conductor, Mar 22, 1930; pg. 8
      4.  Krenek's 'Orestes' in Berlin, Apr 5, 1930; pg. 9
      5.  'The City of Mahagonny', Apr 19, 1930; pg. 7
      6.  Berlin's Three Opera Houses, May 3, 1930; pg. 7
      7.  'Engineer Hopkins' in Berlin, May 17, 1930; pg. 7
      8.  Gustav Mahler, May 24, 1930; pg. 7
      9.  Mozart, Auber and Adam, May 30, 1930; pg. 7
    10.  'Christophe Colomb', Jun 14, 1930; pg. 7
    11.  Antheil's 'Transatlantic', Jun 28, 1930; pg. 7
    12.  Toscanini in Central Europe, Jul 5, 1930; pg. 7
    13.  Max Reger, Jul 12, 1930; pg. 7
    14.  Festival at Königsberg, Jul 26, 1930; pg. 7
    15.  Vocal Works at Königsberg, Aug 2, 1930; pg. 5
    16.  The Berlin Music Festival, Aug 16, 1930; pg. 7
    17.  Modern Music in Berlin, Aug 23, 1930; pg. 10
    18.  'Les Troyens' in Berlin, Aug 30, 1930; pg. 12
    19.  The 'Ring' at Bayreuth, Sep 13, 1930; pg. 12
    20.  The Berlin Season Opens, Oct 25, 1930; pg. 7
    21.  Famous Conductors in Berlin, Nov 22, 1930; pg. 7
    22.  'Prince Igor' in Berlin, Dec 6, 1930; pg. 11
    23.  Gurlitt's New Opera, 'The Soldiers', Dec 20, 1930; pg. 7
    24.  Berlin Opera Performances, Feb 7, 1931; pg. 7
    25.  New Operas in Germany, Feb 14, 1931; pg. 7
    26.  Heinrich Schütz Festival, Feb 21, 1931; pg. 9
    27.  Concerts in Berlin, Feb 28, 1931; pg. 7
    28.  Operatic Revivals in Berlin, Mar 14, 1931; pg. 7
    29.  Berlin Orchestral Concerts, Mar 28, 1931; pg. 7
    30.  Opera Novelties and Revivals, Apr 11, 1931; pg. 11
    31.  Some Berlin Concerts, Apr 18, 1931; pg. 13
    32.  Offenbach and Wagner, May 2, 1931; pg. 7
    33.  Twice Strauss in Berlin, May 9, 1931; pg. 17
    34.  Berlin Orchestral Concerts, May 23, 1931; pg. 7
    35.  Leo Blech and Puccini, Jun 6, 1931; pg. 11
    36.  Music Festival at Bremen, Jul 11, 1931; pg. 11
    37.  Music Festival at Bremen, Jul 18, 1931; pg. 9
    38.  Four Operas in Berlin, Jul 25, 1931; pg. 5
    39.  Berlin Opera Season Closes, Aug 1, 1931; pg. 13
    40.  New Music in Bad Pyrmont, Aug 8, 1931; pg. 7
    41.  New Music in Bad Pyrmont, Aug 15, 1931; pg. 7
    42.  The Bayreuth Festival, Aug 29, 1931; pg. 7
    43.  The Bayreuth Festival, Sep 5, 1931; pg. 7
    44.  The Bayreuth Festival, Sep 12, 1931; pg. 7
    45.  The Berlin Season Opens, Oct 17, 1931; pg. 7
    46.  Early Verdi Operas in Berlin, Oct 31, 1931; pg. 7
    47.  Stravinsky's Violin Concerto, Nov 21, 1931; pg. 7
    48.  Opera in Berlin, Nov 28, 1931; pg. 7;
    49.  Wolf-Ferrari's 'The Wily Widow', Dec 5, 1931; pg. 7
    50.  Berlin Hears Schönberg Works, Dec 12, 1931; pg. 7
    51.  Pfitzner's 'Das Herz', Dec 26, 1931; pg. 7
    52.  Hindemith's New Oratorio, Jan 2, 1932; pg. 7
    53.  Reinhardt's 'Tales of Hoffmann', Jan 9, 1932; pg. 7
    54.  Concerts in Berlin, Jan 23, 1932; pg. 7
    55.  In Berlin Opera Houses, Feb 6, 1932; pg. 7
    56.  Berlin Concerts, Feb 13, 1932; pg. 7
    57.  'Mahagonny' and 'Gasparone', Feb 20, 1932; pg. 6
    58.  Some Berlin Concerts, Feb 27, 1932; pg. 7
    59.  Operettas in Berlin, Mar 5, 1932; pg. 7
    60.  A New Version of 'Huguenots', Mar 12, 1932; pg. 7
    61.  Graener's 'Friedemann Bach', Mar 19, 1932; pg. 7
    62.  Concerts in Berlin, Mar 26, 1932; pg. 7


Vergleichsweise einfach erfassbar sind auch jene dreizehn Beiträge Schrenks, die zwischen 1920 und 1930 in der Wiener Zeitschrift (Musikblätter des) Anbruch (Universal-Edition) erschienen:

      1.  Umwertung der Melodie (1920, Nr. 9), S. 327–329
      2.  Ernst Křeneks Violinkonzert (1925, Nr. 4), S. 214 f.
      3.  Manfred Gurlitt: „Wozzeck“ (1926, Nr. 5), 227 f.
      4.  Delius’ „Messe des Lebens“ in Berlin (1927, Nr. 10), S. 434
      5.  Karol Rathaus: Ouvertüre. Uraufführung unter Furtwängler in Berlin
        (1928, Nr. 3–4), S. 138
      6.  „Der singende Teufel“ (1929, Nr. 1), S. 29–31
      7.  Ernst Krenek: „Kleine Symphonie“ (1929, Nr. 2), S. 92
      8.  Kodály und Janáček (1929, Nr. 4), S. 169 f.
      9.  Berlin. Schreker-Reprise (1930, Nr. 2), S. 78
    10.  „Alkestis“ – „Die Opferung des Gefangenen“ (1930, Nr. 6), 224
    11.  Von Brahms bis Berg. Königsberg, die Stadt des Tonkünstlerfestes
       
    (1930, Nr. 6), 203 f.
    12.  Das Tonkünstlerfest in Königsberg (1930, Nr. 7–8), S. 247 f.
    13.  Manfred Gurlitt: „Soldaten“. Uraufführung im Düsseldorfer
        Opernhaus
    (1930, Nr. 9–10), S. 288 f.

 

Beiträge von Schrenk in der Deutschen Allgemeinen Zeitung (DAZ), die sich auf das Schaffen von Norbert von Hannenheim (1898–1945) beziehen, sind benannt in meinem Buch über den siebenbürgischen Komponisten, der 1929 nach Berlin kam, um in der Meisterklasse von Arnold Schönberg zu studieren. Schrenk gehörte zu den Ersten, welche die eminente kompositorische Begabung von Hannenheims erkannten und sich öffentlich für ihn einsetzten. Der einzige Aufsatz von Hannenheims über die Zwölftonmusik, Der neue strenge Satz, erschien am 30. Oktober 1931 in der DAZ, und vermutlich vermittelte Schrenk seinen Abdruck. [18] Schrenk soll auch von Hannenheim nach dem Ausbruch einer Nervenkrise im Januar 1932 zu dem Bruder des Komponisten nach Budapest gebracht haben, damit von Hannenheim sich dort erhole. Dies geht aus einem Brief des Komponisten Peter Schacht vom 5. Mai 1932 hervor, der wie von Hannenheim damals bei Arnold Schönberg studierte. Gleich vielen anderen bedauerte Schacht Schrenks Tod sehr („als Kritiker stand er doch hoch über den meisten seiner Kollegen“), und er berichtete von der Ansicht seines Kommilitonen Winfried Zillig, dass es speziell für die Schönbergschüler ein großer Verlust sei. [19]

*

An dieser Stelle sei ein Ausschnitt aus den Musikalischen Lebenserinnerungen des Hermannstädter Laientenors Wilhelm Orendt (1873–1955) eingefügt, den mir Dr. Florian Kimm, Nussloch, im Juli 2008 freundlicherweise zugänglich machte. Er führt in das Jahr 1926 zurück, hält vermutlich die erste Bekanntschaft Schrenks mit der Musik von Hannenheims fest und lässt sich somit gleichermaßen als Ergänzung zu dem vorliegenden Internetaufsatz über Walter Schrenk wie zu meinem Buch über Norbert von Hannenheim verstehen. [19a]


    „Beim Namen Schönberg muß ich hier an unseren Landsmann Norbert von Hannenheim denken, den jungen Komponisten, der in der Hermania [19b] fast Schüttelfrost bekam, wenn ein Volkslied von Silcher oder ein Quartett von Abt gesungen wurde, weil er sich als Schüler Schönbergs so sehr dem Atonalismus verschrieben hatte, dass er einen einfachen Dreiklang nicht mehr ertragen konnte. [19c] Als ich im Jahre 1926 nach Berlin fuhr, nahm ich zwei seiner Kompositionen, eine Klavier- und eine Cellosonate, mit und legte sie Walter Schrenk zur Begutachtung vor. Schrenk las die Klaviersonate durch, probierte auf dem Redaktionsschreibtisch einige Klaviergriffe und sagte dann: ,Einige sehr hübsche musikalische Gedanken! Schade, dass der Mann eine solche Angst vor dem Melos hat. Kann er übrigens Klavier spielen? Diese Griffe sind ja einfach unmöglich!‘ Tatsächlich war ja unser Norbertchen auf dem Klavier Autodidakt. Bei der Cellosonate lobte Schrenk wieder einige Ansätze zu musikalischen Gedanken, behauptete aber an gewissen Stellen, dass bei diesen Griffen sogar ein Pablo Casals mit seiner Kunst versagen müsse. ,Wer für Cello komponiert, muß doch wenigstens das Instrument und seine Möglichkeiten kennen!‘

    Ich gab dann in der Absicht, Hannenheim nach Möglichkeit zu nützen, das Manuskript der Klaviersonate an Luise Gmeiner [19d] weiter, die mir versprach, sich dafür zu interessieren: das Ergebnis konnte ich leider nicht abwarten. Dieselbe Sonate wurde später von Dr. Burmaz [19e] unserer ausgezeichneten Pianistin Ana Voileanu [19f] vorgelegt, die mir auf meine Frage nach ihrem Urteil antwortete: ,Ich spiel’, ich spiel’ und werd’ nicht warm.‘

    Seit langem haben wir nicht mehr von unserem Norbertchen gehört. Ich wüsste gern, wie es ihm im dritten Reich, wo sein Lehrer Schönberg ausgespielt hat, ergangen ist.“ [19g]

*

Schrenk arbeitete seit 1920 für die Deutsche Allgemeine Zeitung und war für diese Aufgabe von seinem Vorgänger Georg Schünemann (1884–1945) erfolgreich vorgeschlagen worden. Schünemann wurde fortan an der Berliner Universität sowie der Berliner Hochschule für Musik tätig, wo er alsbald leitende Funktionen einnahm. [20]

Ohne seine verwandtschaftlichen Bindungen zu erwähnen, überliefert Walter Schrenks Bruder Oswald im Jahre 1940: „Die Deutsche Allgemeine Zeitung hatte jahrelang eine gesonderte Seite ,Musik und Musiker‘, in der sich neben Kunstbetrachtungen auch Aufsätze aus führenden Federn der Musikwelt befanden. Begründet wurde diese Einrichtung durch den verstorbenen Walter Schrenk, der zwölf Jahre erster Musikschriftleiter dieses Blattes war.“ [20a]

Schrenks Artikel über die Pianistin Ellen Epstein und den nicht verwirklichten Plan, mit ihr gemeinsam ein Buch der von ihr verfertigten und häufiger in der DAZ abgedruckten Schattenrisse „Musikerköpfe“ (Scherenschnitte) herauszugeben, habe ich in dem auf drei Webseiten verteilten Aufsatz Ellen Epstein. Eine jüdische Pianistin aus Schlesien (1898–1942) beschrieben. [21] Ellen Epstein erwähnte den Tod von Schrenk am 7. April 1932 in einem Brief, der an die britische Komponistin Else Headlam-Morley (1866–1950) gerichtet war: „Ist Ihnen bekannt, daß mein Freund und Gönner, der Kritiker Walter Schrenk, einem Autounfall zum Opfer gefallen ist? Es ist doch ein Jammer, das[s] grade die Besten so früh gehen müssen. 38 Jahre!“ [22]

Hinzuweisen ist schließlich auf einige überlieferte, mengenmäßig aber eher bescheidene Korrespondenzen mit dem Komponisten und Pianisten Ferruccio Busoni (1920), ferner dem Essener Herausgeber des Scheinwerfer Hannes Küpper (1927/28) sowie dem schon erwähnten Julius Levin (1931/32), die sich über den Metakatalog Malvine („Manuscripts and Letters via Integrated Networks in Europe“) ermitteln lassen. Ebenso gibt es einige Briefe von Walter, Lotte und Oswald Schrenk und Rezensionen von Walter Schrenk im Heinz-Tiessen-Archiv an der Akademie der Künste in Berlin. [23]

 


Abb. 2
Walter Schrenk
Foto in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ am 4. März 1932.
Vermutlich handelt es sich hier um den Ausschnitt eines Fotos,
das auf den Schriftsteller Otto Gysae zurückgeht.

 

 

In seinem letzten Lebensjahr erschien Schrenks Name mehrfach im Zusammenhang mit einem Wettbewerb, der auf das Bruinier-Quartett zurückging. Dem Preisträger für ein neues deutsches Streichquartett sollten eintausend Mark zufallen, und nach der Ausschreibung gingen 145 Werke ein. Walter Schrenk gehörte zu den Juroren, die neben dem Genannten noch aus Max Butting, August H[einrich] Bruinier, Anton Bock, Prof. Dr. Georg Schünemann und Karl Wiener bestanden. Der Preis wurde dem einsätzigen Werk des Kölner Komponisten „Max Pauels“ [recte: Heinz Pauels] zuerkannt, und die Aufführung des neuen Stücks durch das Bruinierquartett war für den Februar 1932 geplant. [23a]  Aus einem redaktionellen Beitrag in der Zeitschrift für Musik ging zusätzlich hervor, daß die Streichquartette von Fritz Piket (Berlin-Steglitz) und Leopold Spinner (Wien) lobend erwähnt wurden. [23b] Das neue Werk kam dann am 15. März 1932 in der Berliner Singakademie durch das Bruinier-Quartett zur Uraufführung. [23c] Ausgeschrieben war der Preis im Mai/Juni 1931 (vgl. Melos, Heft 5/6, Mai/Juni 1931, S. 202); die Regensburger Zeitschrift für Musik nannte unter den Juroren zusätzlich den Komponisten Heinz Tiessen (Zeitschrift für Musik, Heft 6, Juni 1931, S. 450).

 

 

Kapitel 3
Der Unfall, Schrenks Tod und die Trauerfeier

 

Wichtiger scheint mir an dieser Stelle, auf den Unfall von Schrenk zu sprechen zu kommen sowie auf das, was nach ihm geschah. Ob dieser Unfall sich auf der Hinfahrt zu oder der Heimfahrt von einer Opernaufführung ereignete, ließ sich nicht klären, denn die zeitgenössischen Quellen widersprechen einander. [24] Sicher scheint dagegen, dass es sich bei dem Grund für diese Autofahrt um die erste Aufführung der Urfassung von Modest Mussorgskis Boris Godunow handelte, die am Freitag, dem 26. Februar 1932 im Berliner Funkhaus stattfand. Die Aufführung wurde von der „Berliner Funkstunde“ ab 20 Uhr nach einführenden Worten von Prof. Dr. Oscar Bie ausgestrahlt, und immerhin waren zwölf Sender bei der Übertragung zusammengeschlossen. Einen detaillierten Bericht veröffentlichte Paul Stefan unter der Überschrift Im Rundfunk: „Boris Godunow“ in der Urfassung in dem von ihm herausgegebenen Anbruch in Wien, wo man die Sendung ebenfalls empfangen konnte. [25]

Die Autodroschke, die Schrenk gemeinsam mit seiner Frau, Lotte Schrenk, genommen hatte, stieß mit einem anderen Auto zusammen. Schrenk wurde, anders als seine Frau, schwer verletzt und starb wenige Stunden später im Krankenhaus. Die Meldung der Wiener Reichspost, die ähnlich in anderen deutschsprachigen Zeitungen erschien, sei hier wiedergegeben: [26]

 

Abb. 3
Die Unfallmeldung in der Wiener „Reichspost“ am 28. Februar 1932

 

Paul Fechter, der mit Schrenk befreundet war und dessen Erinnerungen sich in seinen zwei nach Kriegsende veröffentlichten Büchern An der Wende der Zeit und Menschen und Zeiten befinden, geht auf den Unfall in letzterem Buch ein und erzählt aus seinem eigenen Erleben: „Ich mußte zunächst seine junge Frau [Lotte Schrenk] aus dem Krankenhaus in ihre Wohnung bringen; ich mußte, da sie dazu nicht in der Lage war, die Sorge für die Trauerfeier, für den Sarg, für die Beerdigung übernehmen.“ [27]

Am Tag nach Schrenks Tod suchte Fechter den mit dem Verblichenen ebenfalls befreundeten, nun siebzigjährigen Geigenbauer Julius Levin auf und berichtet darüber:

    „Levin war fassungslos; als ich am Tage nach dem Unglück zu ihm kam, kam er mir schon auf dem Treppenflur entgegen, setzte sich weinend auf die Stufen und sagte unter Schluchzen fast alttestamentarisch: ,Meinen kleinen Bruder haben sie mir erschlagen –‘ und weinte wie ein Kind.“ [28]

Nicht nur Levin war fassungslos. Aus allen Berichten, die über die Meldung als solche hinausgingen, geht die ungemeine Bestürzung und Trauer von Freunden und Bewunderern hervor, denn Schrenk war offenbar nicht nur geschätzt, geachtet und beliebt gewesen, sondern hatte sich, wie sie nun bekannten, der Liebe vieler seiner Mitmenschen erfreuen dürfen. [29] Die Nachrufe, die in dem Sonderdruck vereint wurden: Walter Schrenk zum Gedächtnis, legen hiervon beredtes Zeugnis ab. [30]

 

Abb. 4
Die nach Schrenks Tod gedruckte Broschüre (vgl. Anm. 30)

 

 

Fechter oblag es auch, einen Geistlichen zu finden, der eine Trauerrede am Grabe Schrenks hielt. Dies war nicht ganz einfach, da Schrenk, verärgert über die zu entrichtende Steuer, aus der Kirche ausgetreten war. Fechter fand jedoch alsbald Heinrich Wolfgang Seidel (1876–1945), den Sohn des Pfarrers und Schriftstellers Heinrich Seidel und Gatten der Schriftstellerin Ina Seidel (1885–1974), deren Hauptwerk Das Wunschkind zwei Jahre zuvor erschienen war. [31] Die Trauerrede Seidels, der gleich seinem Vater und seiner Frau zahlreiche Bücher verfasste, ist im Wortlaut in den Druck Walter Schrenk zum Gedächtnis aufgenommen. [32]  Fechter sagt von ihr:

    „Sie war das Vorbild einer Rede am Sarge eines Toten, den der Geistliche persönlich nicht gekannt hatte: kein totes Wort, keine Wendung der Konvention, sondern durchlebte, durchgeistigte Umschreibung der ewigen menschlichen Situation vor dem Tode, Worte eines dichterischen Menschen, der dem Toten wie den Lebenden jede Unaufrichtigkeit ersparte. Es sprach nicht nur der Geistliche, es sprach der Mensch – und das habe ich Heinrich Wolfgang Seidel nie vergessen.“ [33]

Die Trauerfeierlichkeit [34] beschreibt ein ungenannter Verfasser, vielleicht Ernst Schliepe:

    „Die Beisetzung Walter Schrenks gehört zu jenen nachhallenden, erschütternden Eindrücken, die nie vergessen werden. In der Grabkapelle des alten Dreifaltigkeits-Kirchhofes, deren Türen weit geöffnet waren, da der Raum die Fülle der Leidtragenden nicht aufnehmen konnte, versammelten sich die Familie und die zahllosen Freunde des Verstorbenen. Der Sarg war über und über bedeckt mit Kränzen, und noch auf den Treppen standen die Leidtragenden mit Blumen in der Hand.

    Der tiefe, ergreifende Klang einer Geige, gespielt von einer bekannten Meisterhand, tönte Arnold Mendelssohns ,In memoriam‘. Dann sprach Pfarrer Heinrich Wolfgang Seidel.“ [35]

Über dieses Geigensolo seien einige Bemerkungen, wieder aus Fechters Buch An der Wende der Zeit, eingeflochten:

    „Ein sehr bekannter Geiger, den Schrenk geschätzt und oft lobend herausgestellt hatte, erklärte sich unaufgefordert bereit, bei dieser Totenfeier zu spielen – aber unter der Bedingung, dass sein Name in den Berichten nicht genannt würde und daß man es ihm ermöglichte, hinter einer Wand von Blattpflanzen ungesehen zu bleiben. Er wollte dem Toten gerne einen letzten Gruß mitgeben: er wußte, daß dessen offenes Bekenntnis zu allem Modernsten ihn bei der heraufsteigenden Partei verhaßt und unmöglich gemacht hatte. Der Geiger selbst stand dieser Partei nahe; er wollte Diskussionen und Konflikte vermeiden – so machte er sich unsichtbar. Es war im Februar 1932; zum ersten Male streifte das Herannahende uns mit unheimlicher Realität. Wir empfingen eine erste Ahnung von dem, was uns allen bevorstand, uns alle bedrohte.“ [36]

Nach Seidel ergriffen das Wort der Chefredakteur der Deutschen Allgemeinen Zeitung Fritz Klein, Paul Fechter als „engster seiner Freunde“, Hermann Springer als Vorsitzender des Verbandes deutscher Musikkritiker und Vertreter der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik sowie Franz Ludwig Hörth von der Berliner Staatsoper. Am Ende der Feier erklang der erste der Vier ernsten Gesänge von Johannes Brahms „Denn es geht dem Menschen wie dem Vieh: wie dies stirbt, so stirbt er auch, und haben alle einerlei Odem, und der Mensch hat nichts mehr als das Vieh; denn es ist alles eitel.“ (Pred. 3, 19)

Über die Anwesenden heißt es in der Gedenkbroschüre:

    „An der Bestattung Walter Schrenks hatte eine gewaltige Trauergemeinde teilgenommen. In ihr war naturgemäß die Musik am stärksten vertreten, besonders auch der junge Nachwuchs an Komponisten und Künstlern, für den sich Schrenk stets warm und tatkräftig eingesetzt hatte, erwies ihm die letzte Ehre. Aus dem Reiche der Musik sah man aus der Berliner Staatsoper Professor Franz Ludwig Hörth, Theodor Scheidl, Abendroth und Delia Reinhardt, ferner die Dirigenten Dr. Fritz Stiedry, Dr. Heinz Unger, Dr. Ernst Kunwald und Fendler [37], die Komponisten Carol [Karol] Rathaus und Heinz Tiessen, von ausübenden Künstlern sah man außer den Vorgenannten Kammersänger Prof. Ludwig Heß, die Pianistin Else C. Kraus, Prof. [Gustav] Havemann und Gerhard Lundgreen. Die Berliner Musikkritiker hatten sich fast vollzählig eingestellt.“ [38]
     

Die Totenmaske Schrenks wurde von dem bildenden Künstler Harald Isenstein (1898–1980) abgenommen. Ihr Foto ist in der Gedenkbroschüre abgedruckt. [39]

 

Teil 2 (Fortsetzung)

 

 

Anmerkungen zu Teil 1

[1]  Der Verlag Wilhelm Limpert, gegründet 1921, gilt heute als ältester deutscher Sportverlag. In der Zeitschrift Melos informiert ein Inserat über die neuen Veröffentlichungen des Verlags, der in diesem Zusammenhang auch „Fachverlag für den deutschen Männergesang“ genannt wird (vgl. Melos, 6. Jg., Heft 7, Juli 1927, S. 338, ganzseitig). – In der Zeitschrift für Musik (beispielsweise 94. Jg. von 1927) gibt es mehrere Hinweise auf den Verlag, die zum Teil Neuerscheinungen ankündigten, zum Teil Rezensionen von Vorliegendem sind; siehe S. 28, 90, 286, 349, 435 (zwei Titel), 437.

Im Jahre 1933 erschien die folgende Zeitschrift erstmals in dem Verlag: Völkische Kultur. Monatsschrift für die gesamte geistige Bewegung des neuen Deutschland, „ihr Leiter ist Ministerialdirektor Dr. Rudolf Buttmann“, Dresden: Wilhelm Limpert, 1933–1936 (Nr. 3). Vgl. das Inserat in Melos, 12. Jg., Heft 11, Mainz, November 1933, S. 396, unten. – Ein Inserat über die Zeitschrift Völkische Kultur, nunmehr herausgegeben von Wolfgang Nufer, wurde auch in der Zeitschrift Neues Musikblatt abgedruckt (11. Jg., Nr. 10, Mainz: Schott, September/Oktober 1935, S. 8, oben), welches 1934 das Periodikum Melos ablöste.

[1a]  Zu Otto Fiebach (1851–1937) vgl. Erwin Kroll, [Artikel] Fiebach, Otto, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 16, Kassel: Bärenreiter, 1976, Sp. 273 f. Fiebach wirkte seit 1886 in Königsberg. 1927 gab Ernst Heinrich Schliepe (vgl. Anm. [5]) Fiebachs Lehre vom strengen Kontrapunkt in zweiter, erweiterter Auflage bei Ries & Erler in Berlin heraus (zuerst 1921).

[1b]  Vgl. das Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild, Hauptschriftleitung: Dr. Robert Volz, Bd. II, Berlin: Deutscher Wirtschaftsverlag, Copyright 1931, hier S. 1238: „Müller, Erich Hermann“ mit anonymer Reproduktion des Porträt-Gemäldes von Hans Eder (1883 bis 1955). Es handelt sich hier um dasselbe Gemälde, das später in der Festschrift Erich H. Müller von Asow (Salzburg 1942) als Frontispiz abgebildet ist: vgl. den ersten Absatz von Anm. [3d], rechts oben signiert und datiert: „HE 34“ = Hans Eder, 1934, Reihe: Rumänische Künstler. – Zu Hans Eder (1883–1955) vgl. auch Mihai Nadin, Hans Eder, Bukarest: Verlag Meridiane, 1973; aus dem Rumänischen von Gerhard Eike. Ferner: HANS EDER. EXPOZIŢIE RETROSPECTIVĂ. 125 de ani de la naştere, Muzeul de Artă Braşov, 2008 (Expoziţie itinerată la Muzeul Naţional Brukenthal Sibiu în perioada 29 mai-20 iunie 2008) siehe im pdf-Format die Online-Ausgabe.

[1c]  Vgl. dazu die abfällige Besprechung in Melos (1929), die aufgrund eines „Probebogens“ zustande kam und in dem Satz gipfelt: „Die ganze Anlage [des Lexikons] kennzeichnet einen heillosen Dilettantismus.“ Siehe Hans Mersmann, Hans Schultze-Ritter und Heinrich Strobel in der Rubrik Meloskritik von Melos. Zeitschrift für Musik, Schriftleitung: Hans Mersmann, 8. Jg., Nr. 1, Mainz: Melosverlag (B. Schott’s Söhne), Januar 1929, S. 18.

Ein Inserat in der Zeitschrift für Musik (November 1930, 97. Jg., Heft 11, S. 969) versprach in übergroßem, mitunter an Unbedarftheit grenzendem Optimismus: „Das Werk verzichtet bewußt auf jede kritische S[t]ellungnahme. Es gibt Aufschluß über Familienleben und Werdegang des in Frage kommenden Künstlers und bietet außer Biographischen [sic] Daten ein vollständiges Verzeichnis der gedruckten und ungedruckten Werke, ferner Nachrichten über Erfindungen, Aufnahmen auf mechanischen Musikinstrumenten, Mitwirkungen bei Musikfesten und schließlich Quellennachweise über erschienene Biographien und selbständige Einführungen in einzelne Werke.“ Die Unmöglichkeit eines „vollständigen Verzeichnisses“ ungedruckter Werke ist so auffällig wie die subjektive Auswahl der „in Frage kommenden Künstler“ für ein Lexikon auf Grund verschickter Fragebögen.

[1d]  Nicht verständlich ist mir die Wendung im Vorwort des Deutschen Musiker-Kalenders 1954 (siehe Anm. [2]), dass die zunächst 1929 erschienene Ausgabe „nach kurzer Zeit vergriffen“ war, was in Widerspruch zu der hier reproduzierten Anzeige von 1933 steht, in welcher ein „Restbestand zum halben Preise“ beworben wurde (S. V), es sei denn, es habe wegen der großen Nachfrage eine Nachauflage gegeben, auf die man in der Werbung aber wahrscheinlich hingewiesen hätte. – Ebenso fragwürdig erscheint mir der Satz über dem unteren horizontalen Strich des Inserats: „In der Fach- und Tagespresse hervorragend beurteilt.“, wenn man die Meinung von Mersmann, Schultze-Ritter und Strobel in Anm. [1c] liest. – Völlig entgegengesetzt schrieb aber Dr. Paul Mies (Cöln), den Müller freilich persönlich von seinem Vorhaben in Bezug auf ein Lexikon unterrichtet hatte und der gerade das (u. a.) von Mersmann Bemängelte rühmend hervorhob; vgl. Paul Mies, [Rezension unter den Überschriften Besprechungen und Bücher] in: Zeitschrift für Musik. Monatsschrift für eine geistige Erneuerung der deutschen Musik, hg. von Gustav Bosse, 97. Jg., Heft 8, Berlin - Leipzig - Regensburg: Gustav Bosse Verlag, August 1930, S. 650–651 (vgl. auch Anm. [5a] gegen Ende des vierten Absatzes).

[2]  Vorstehende Informationen über die Geschichte des Lexikons stammen aus Mueller von Asows Vorwort in Kürschners Deutschem Musiker-Kalender 1954. Zweite Ausgabe des Deutschen Musiker-Lexikons, hg. von Hedwig und E. H. Mueller von Asow, S. V–VI, datiert „Berlin, im Juli 1954“. – Natürlich war der neue Titel des Lexikons bezogen auf die angesehenen und verbreiteten Kürschners Deutsche Gelehrten-Kalender oder Kürschners Deutsche Literatur-Kalender.

[3]  In dieser Totenliste trifft man in Spalte 1686 wieder auf Schrenks Namen mit dem korrekten Sterbedatum 26. Februar 1932.

[3a]  Vgl. den Artikel Mueller von Asow, Erich Hermann, in: Kürschners Deutscher Musiker-Kalender 1954. „Zweite Ausgabe des Deutschen Musiker-Lexikons“, Hg. Hedwig und E(rich) H(ermann) Mueller von Asow, Berlin: Walter de Gruyter & Co., 1954, Sp. 868–871. Ferner Erich Hermann Mueller von Asow, [Artikel] Mueller von Asow, Erich Hermann, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart [MGG, Erste Ausgabe], Bd. 9, Kassel: Bärenreiter, 1961, Sp. 875 bis 876. – Im Unterschied zu Muellers eigenen Angaben findet man seinen Beitrag Das Judentum in der Musik, in: Riemann Musiklexikon, 12. Aufl., Personenteil L–Z, Mainz: Schott, 1961, S. 281; ferner im [Artikel] Mueller von Asow, Erich Hermann, in: Horst Seeger (Hg.), Musiklexikon in zwei Bänden, Bd. 2, L–Z, Leipzig: VEB Deutscher Verlag für Musik, 1966, S. 129 sowie im [Artikel] Mueller von Asow, Erich Hermann, in: Horst Seeger (Hg.), Musiklexikon. Personen A–Z, Leipzig: VEB Deutscher Verlag für Musik, 1981, S. 556. – Die drei letztgenannten Lexika datieren die Veröffentlichung des Kapitels Das Judentum in der Musik auf das Jahr 1932, in dem die 31., völlig neu bearbeitete Auflage erschien (83.–92. Tausend; Leipzig: Hammer-Verlag, 1932). Diese Auflage lag mir, im Gegensatz zu der 35. Auflage von 1933 (siehe Anm. [3b]), jedoch nicht vor.

[3b] Theodor Fritsch, Handbuch der Judenfrage. Die wichtigsten Tatsachen zur Beurteilung des jüdischen Volkes, zusammengestellt und herausgegeben von Theodor Fritsch, Kommentierter Faksimile-Nachdruck der 35. Auflage (131. bis 145. Tausend, Leipzig: Hammer-Verlag Th. Fritsch, 1933), Bremen: Faksimile-Verlag, 1991 (Reihe: Faksimile-Dokumentation zur Morphologie und Geschichte des Nationalsozialismus, 15. Reihe, Bd. 1). – In dem Aufsatz über Rita Kurzmann und Erwin Leuchter wird ein Brief von Robert Lach aus dem Jahre 1933 erwähnt (Anm. [185]), den Lach an Müller geschrieben hatte, nachdem er Theodor Fritschs Handbuch der Judenfrage erworben und den Aufsatz Müllers darin gelesen hatte.

[3bb] Vgl. auch den unsignierten Beitrag Dr. Erich H. Müller von Asow 50 Jahre, in: Zeitschrift für Musik. Monatsschrift für eine geistige Erneuerung der deutschen Musik, hg. von Gustav Bosse, 109. Jg., Heft 9, Berlin (etc.), Gustav Bosse Verlag, Regensburg, September 1942, S. 407. Hierin heißt es: „Besonders verdienstvoll war seine Herausgabe eines ,Deutschen Musiker-Lexikons‘ […].“ Dies war in einer Zeitschrift zu lesen, die deutlich den Nationalsozialismus befürwortete.

[3c] Kürschners Deutscher Musiker-Kalender 1954 (wie Anm. [3a]), Sp. 869.

[3d] Festschrift. Erich H[ermann] Müller von Asow zum fünfzigsten Geburtstag, überreicht von Hermann Ambrosius, Salzburg, 1942, ohne Paginierung. Diese Festschrift war in einer Auflage von nur 20 Exemplaren hergestellt worden und sollte nach dem Krieg als Buch erscheinen im Alfred Metzner Verlag, Berlin, in dem seit 1942 auch die von Müller von Asow betreute Gesamtausgabe der Briefe und Aufzeichnungen der Familie Mozart veröffentlicht wurde. Außer dem Titelblatt scheint alles maschinenschriftlich zu sein. Mir wurde nur eine Auswahl des Buchs als Fotokopie zugänglich, da der Titel auf Grund der geringen Auflage sehr selten ist und Benutzungsbeschränkungen unterliegt. Zu dieser Auswahl zählten: Das Titelblatt, das ganzseitig reproduzierte Porträt „Dr. Erich H. Müller von Asow (Nach einem Gemälde von Hans Eder, Rumänien)“, der Text von Johann Pilz: Der Lebenslauf Dr. Erich H. Müller von Asow [sic] (13 Seiten); von Hedwig Müller von Asow: Bibliographie (Auswahl) (7 S.); Gratulantenliste (Titelseite + 2 S.); Inhaltsverzeichnis (2 Seiten) sowie ein Impressum mit Auflagenhöhe und Rechtsvermerk (1 Seite). – Eine Veröffentlichung von Erich H. Müller, die Hermann Ambrosius geradezu hymnisch feierte, liegt in folgendem Aufsatz bereits vor: Erich H. Müller, Hermann Ambrosius, in: Rheinische Musik- und Theater-Zeitung. Allgemeine Zeitschrift für Musik, 26. Jg., Nr. 7/8, hg. von Dr. Gerhard Tischer, Köln-Bayenthal, 21. Februar 1925, S. (75)–76. In Erich H. Müllers Deutschem Musiker-Lexikon (Dresden: Limpert, 1929) ist H. Ambrosius auf S. 18 zu finden.

Über Müller von Asows Wohnorte schreibt Johann Pilz in dieser Festschrift: „Seit 1933 ist Dr. Müller von Asow wieder als Musikschriftsteller und -schriftleiter in Dresden, Berlin und Wien tätig, 1935 übersiedelt er nach Berlin. […] Nach Ausbruch des Krieges [1939] stand Dr. Müller von Asow dem Oberkommando der Wehrmacht ein volles Jahr lang als Dolmetscher […] zur Verfügung. […] Da führte eine ehrende Berufung […] die Familie Müller von Asow 1940 nach Salzburg, wo sie im nahen Obertrum Unterkunft […] gefunden hat.“ (S. [9] im Lebenslauf von E. H. Müller). – Müller selbst nennt die Festschrift in Kürschners Deutschem Musiker-Kalender 1954 (wie Anm. [3a]), Sp. 871. Vgl. Riemann 1961, S. 281: „ungedruckt“. – Herrn Dr. Peter Stoll von der Universitätbibliothek Augsburg, sei vielmals gedankt für seine Unterstützung.

[3e]  Auch Alfred Einstein kann man als „mos[aisch]“ in Müllers Lexikon von 1929 nachschlagen (Sp. 281). Zu Hugo Riemanns Musiklexikon, das Einstein nach Riemanns Tod herausgab, vgl. Anm. [5a].

[3f]  Kürschners Deutscher Musiker-Kalender 1954 (wie Anm. [3c]), Sp. 868.

[3g]  Dr. Erich H. Müller von Asow, Königreich Südslawien, Berlin: Verlagsanstalt Otto Stollberg, Copyright 1940 (Reihe: Bücherei Länder und Volker, hg. von der Gesellschaft für Länderkunde, Bd. VII), 96 S.; hier S. 88. Die Broschüre kam nach dem Zweiten Weltkrieg in die Liste der auszusondernden Literatur, 2. Nachtrag, Berlin: Deutscher Zentralverlag, 1948, Nr. 5457 (Internetausgabe).

[3h]  Vgl. Alfred Gottwaldt und Diana Schulle, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941–1945. Eine kommentierte Chronologie, Wiesbaden: marix-verlag, 2005.

[3i] Fred K. Prieberg, Musik im NS-Staat, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag (Nr. 6901), 11.–15. Tsd., Mai 1982, Kapitel Säuberungen noch und noch (S. 34–77), S. 47. – Anders ist Priebergs Bewertung des Lexikons („ein einsamer Gipfel der Musikforschung“) kaum zu verstehen, da Prieberg nicht gerade zimperlich mit der Beurteilung von Größen war, die sich dem Nationalsozialismus angenähert hatten. Und man sollte nicht davon absehen, dass Müller selbst diesen „einsamen Gipfel der Musikforschung“ in Fritschs Handbuch der Judenfrage in die von ihm herangezogenen Quellen aufnahm (siehe oben). Da hier der Konflikt zwischen einer bedeutenden wissenschaftlichen Leistung auf der einen und den Menschenrechten auf der anderen Seite von Prieberg angesprochen wird, fände ich es selbstverständlich, auf der letzteren Seite zu stehen. Inwiefern es freilich zu einer derart großen Abweichung zweier Musikwissenschaftler wie zwischen Erich H. Müller und Hans Mersmann (siehe Anm. [1c]) kommen konnte, übersteigt mein Urteils- und Fassungsvermögen.

[4]  Vgl. Anm. [29] und Anm. [30].

[5]  Zu Ernst Heinrich Schliepe (1893–1961) vgl. Kürschners Deutschen Musiker-Kalender 1954, Sp. 1150 f. – Bibliografische Hinweise zu Schliepe bei H. Henck, Hermann Heiß (2009), S. 107 (Anm. 374), S. 209 (Anm. 760) sowie S. 509.

[5a]  Diese 11. Auflage des traditionsreichen Nachschlagewerks (1. Aufl. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882) wurde 1929 erstmals in zwei Bände aufgeteilt, die das gesamte Spektrum der Musik auf über 2100 Seiten behandeln. Die Verbreitungsmöglichkeit war indes wahrscheinlich beschränkt, da 1929 die Weltwirtschaftskrise einsetzte und 1933, nach Hitlers „Machtergreifung“, kein Platz mehr war für das Musiklexikon eines jüdischen Herausgebers. Der Versuch, 1939 eine „12. völlig neu bearbeitete Auflage“ durch den regimekonformen Musikwissenschaftler Josef [Joseph] Müller-Blattau herausgeben zu lassen, musste zu Beginn des Zweiten Weltkriegs nach drei Lieferungen im September 1939 abgebrochen werden. Nur ein Torso von 192 Seiten blieb übrig (Buchstabe A bis Braga, Gaetano), der gleichwohl durchaus der Aufmerksamkeit wert ist; vgl. http://gso.gbv.de/DB=2.1/PPNSET?PPN=522293778 [Link veraltet, 1.3.2019].

Eine vollständige 12. Auflage kam erst 1959 bis 1975 in fünf gewichtigen Bänden zustande (zwei Bde. Personenteil, ein Bd. Sachteil sowie zwei Ergänzungsbde. des Personenteils), in denen es nun aber keinen Artikel über Walter Schrenk mehr gab, und deren Vorwörter den 1939 gescheiterten Versuch einer Neuauflage, als hätte er nie stattgefunden, überspringen. Stattdessen gibt Carl Dahlhaus im Vorwort des ersten Ergänzungsbandes (Mainz 1972, S. VI) gleich zu Beginn die Lebenszeit von Alfred Einstein lediglich mit „1880–1925“ an, während er sich in Bd. 1 desselben Lexikons hätte belesen können, dass Alfred Einstein, ein Verwandter des Physikers Albert Einstein, erst 1952 in Kalifornien verstarb (es handelt sich wohl nur um einen „Zahlendreher“ bei dem Versehen), nachdem er 1933 seiner Abstammung wegen aus Deutschland emigriert war (vgl. Bd. 1, Mainz 1959, Artikel Einstein, Alfred, S. 454 f.). Artikel über Alfred Einstein erschienen in den judenfeindlichen Lexika von Theo Stengel und Herbert Gerigk (Lexikon der Juden in der Musik, Berlin: Bernhard Hahnefeld Verlag, Copyright 1940, Sp. 60) oder von Otto Girschner und Walter Trienes (Repetitorium der Musikgeschichte, im Abschnitt Juden in der Musik, Neunte Auflage, Köln: P. J. Tonger, 1937, S. 350–414, hier S. 360; [Zehnte Auflage (ibidem 1939), S. 350–411, hier S. 363; Elfte [und letzte] Auflage (ibidem 1941), S. 350–411, hier S. 363]). Über die Auflagen von Hugo Riemanns Musiklexikon vgl. Robert Schmitt Scheubel, Einsteins »Riemann« in der Zeit von 1938 bis 1952. Zur Wiederkehr des fünfzigsten Todestages am 13. Februar 2002, in: Die Musikforschung, 55. Jg., Heft 4 (Oktober–Dezember 2002), S. 386–394.

Zur Abfolge der beiden konkurrierenden Musiklexika von Erich Hermann Müller bzw. Riemann/Einstein lässt sich Folgendes sagen: Die 11. Auflage von Hugo Riemanns Musiklexikon erschien in Lieferungen, deren erste im ersten Januarheft 1928 von Hofmeisters Monatsberichten (100. Jg., Nr. 1, S. 23) noch mit der Jahresangabe „1927“ angezeigt wurde und deren letzte in demselben Periodikum im Aprilheft 1929 als Lieferung 33/39 stand (ebd., 101. Jg., Nr. 4, S. 99). So darf man davon ausgehen, dass das Lexikon seit Dezember 1927 im Erscheinen begriffen war und im März oder April 1929 vollständig vorlag.

Müllers Deutsches Musiker-Lexikon wurde dagegen erst im Novemberheft 1929 des „Hofmeister“ angezeigt, jedoch nur als Ganzes, in Leinen oder in Leder gebundenes Buch (ebd., 101. Jg., Nr. 11, S. 266). (Hofmeisters Monatsberichte wurden von der Österreichischen Nationalbibliothek ins Internet gestellt und sind hier zugänglich.) Ein ganzseitiges Inserat für Müllers Lexikon erschien zwar schon Ende 1928 in der Zeitschrift für Musik (95. Jg., Heft 12, Dezember 1928, S. 729), wobei es eingangs hieß: „Das Monumentalwerk auf dem Gebiete biographischer Musik-Erscheinungen gelangt Mitte Dezember zur Ausgabe.“ Dieser Zeitpunkt ließ sich aber wohl nicht  einhalten, denn in derselben Zeitschrift stand der zitierte Satz (mit Verweis auf „Mitte Dezember“) im darauffolgenden Jahr ein weiteres Mal über einem fast ganzseitigen Inserat für das Lexikon (96. Jg., Heft 2, Februar 1929, S. 128). Da das Inserat aus dem Vorjahr jedoch genau übernommen und nur etwas verkleinert wurde, handelt es sich bei dem Zeitpunkt des Erscheinens vielleicht um ein Versehen. – Erst ein halbseitiges Inserat im Aprilheft 1930 der Zeitschrift für Musik (97. Jg., Heft 4, April 1930, S. 321) begann mit den Worten: „Soeben erschien: Ein Monumentalwerk auf dem Gebiete der Musik!“, wobei jedoch schon sechs (positive) Stimmen aus der internationalen Presse zitiert wurden. – Eine Rezension von Dr. Paul Mies in Cöln wurde in demselben Jahrgang der Zeitschrift (Heft 8, August 1930, S. 650–651) abgedruckt (siehe auch Anm. [1d] gegen Ende). Schließlich ist ein halbseitiges Inserat im Jahre 1930 (November, Heft 11, S. 969) zu nennen. Die erste Zeile lautete jetzt: „Das Monumentalwerk auf dem Gebiete der Musik“.

Das Erscheinen von Müllers Deutschem Musiker-Lexikon ist damit auf jeden Fall später erfolgt, wobei aber unklar ist, ob dieses Deutsche Musiker-Lexikon bereits im November 1929 oder erst im April 1930 vorlag und ob sich sein Erscheinen damit um sieben Monate oder um ein ganzes Jahr gegenüber dem Lexikon von Riemann/Einstein verzögerte. – Eine Erklärung für diese zeitliche Divergenz könnte die folgende Überlegung sein. Man muss bedenken, dass der Verlag wie bei Melos (siehe Anm. [1c]) für eine Rezension lediglich einen „Probebogen“ und nicht das Buch selbst versandte. Und wenn mir solch ein „Probebogen“ auch nicht zu Gesicht kam, wäre doch anzunehmen, dass der Verlag anderen Zeitschriften ebenfalls nur solche „Probebogen“ wie an Melos sandte. Unter Hinweis auf das baldige Erscheinen des Buchs, dessen Umfang, Bindung und Preis bereits feststanden, könnte der Eindruck erweckt worden sein, dass das gesamte Buch bereits kurz vor dem Erscheinen stehe, womit sich die Aufmerksamkeit der Leserschaft zweifellos gesteigert hätte. Leider sprechen die Inserate des Limpert-Verlages eine zu deutliche Sprache, als dass man hier von einer allzu großen Sensibilität gegenüber dem Beworbenen ausgehen kann. Der Wettlauf mit dem Musiklexikon von Riemann/Einstein war indes bereits verloren, und so war es vielleicht aus kaufmännischer Sicht ohnehin besser, etwas abzuwarten, den Abstand bewusst zu vergrößern und so zu tun, als habe es gar keinen Wettlauf gegeben. Diese Annahme würde allerdings davon ausgehen, dass auch „Hofmeister“(siehe oben) nicht das komplette Lexikon, sondern nur einen Teil davon in Form eines „Probebogens“ erhielt, und nicht vernachlässigt sei, dass dies alles sich zur Zeit der beginnenden Weltwirtschaftskrise zutrug, und nichts über den Einfluss derselben auf das aktuelle Geschehen gesagt werden kann.

Da die gegenwärtigen Wort-Zusammensetzungen mit „Monumental“ oftmals der Vergangenheit angehören, sei darauf hingewiesen, dass sie gleichwohl besonders ab der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre und noch im Nationalsozialismus der dreißiger Jahre nicht selten waren, vor allem wenn es sich dabei um Buchausgaben handelte. So bezeichneten Monumental-Ausgaben sehr bald überaus große, aber nur wenige Bände, im Idealfall nur einen Band umfassende, repräsentative, manchmal geschmückte und demgemäß gewichtige Buchausgaben, wobei sie um 1925 mit zwei zwölfbändigen Werkausgaben von Arno Holz und Charles Dickens begannen, sich danach aber auf ein bis zwei Bände beschränkten. Genannt seien: Arno Holz, Werkausgabe, 12 Bde. (1925/26), Charles Dickens, 12 Bde. (1925–1933); Johann Karl August Musäus, Volksmärchen der Deutschen (1926); Werner Beumelburg, Die stählernen Jahre (1929); Edda, Götter- und Heldendichtung (1937); Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen, Simplicianische Schriften, 2 Bde. (1939).

Vorläufer dieser büchernen Mode könnten Der Nibelungen Nôt (1910) und Kudrun (1911) gewesen sein, und gerade als die Folgen der Weltwirtschaftskrise am spürbarsten waren, orientierten sich Anfang der 1930er-Jahre manche Ausgaben an ihnen, die so massiv wie unhandlich waren, mehr an Ehrengeschenke als an Lektüre erinnerten und nationalistische Gefühle sicherlich eher bestärkten denn verkümmern ließen (wie das Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft, dessen Bd. 2 zu Beginn von Anm. [1b] zitiert wurde).

[6] Vgl. das in Anm. [36] belegte vollständige Zitat, wobei Fechter mit der „heraufsteigenden Partei“ die NSDAP gemeint haben dürfte.

[6a] Adolf Weißmann, Die Musik in der Weltkrise, 1. Auflage: Stuttgart und Berlin: Deutsche Verlags-Anstalt, 1922, 261 S., mit 8 Tafeln und 21 Notenhandschriften in Faksimile; 2., erweiterte Auflage: Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt, 1925, 272 S. – Schrenk verfasste jedoch schon ein Jahr vor der Veröffentlichung seines Buches über Strauss einen Aufsatz über Weissmann, der lautete: Adolf Weissmann, in: Die Musik, Bd. 16, Berlin: Max Hesse, 1923, 2, S. 480–486.

[7] In Frank-Altmanns Tonkünstler-Lexikon, das nicht an der Kennzeichnung der Juden wie andere Lexika teilnahm, erschienen 1936 nochmals vier Zeilen über Schrenk, vgl. Paul Frank u. Wilhelm Altmann, Kurzgefaßtes Tonkünstler-Lexikon, 14. Aufl., Regensburg: Gustav Bosse, 1936, S. 559; Neudruck der Ausgabe von 1936 als 15. Auflage, Wilhelmshaven: Heinrichshofen’s Verlag, 1971. Hier ist der Todestag jedoch mit dem 27. (anstelle des 26.) Februar 1932 angegeben. – Mosers Musiklexikon nennt in allen vier Auflagen (1935, 1943, 1951 und 1955) Schrenks Buch zumindest in den Literaturangaben zu Richard Strauss. – Schließlich sei angefügt, dass Schrenks noch in seinem Todesjahr 1932 als Foto abgedruckte Totenmaske von dem jüdischen Bildhauer Kurt Harald Isenstein stammte (vgl. Anm. [39]), und an Schrenks Grab Musik von Arnold Mendelssohn (siehe oben), einem halbjüdischen Komponisten, erklang.

[8] Dieser 1919 gegründete „Volksverband der Bücherfreunde“ zählte am 1. August 1924 bereits 190.000 Mitglieder, die von mehr als 200 Hilfskräften versorgt wurden. Acht Druckereien und zwei Buchbindereien waren dauernd beschäftigt. Die Gestaltung der Bücher oblag „den Ateliers der namhaftesten deutschen Künstler“, die Überzugspapiere wurden von „den ersten Firmen der deutschen Buchschmuck-Kunst eigens und allein für den V. d. B. hergestellt.“ Ziel war es, „den Mitgliedern den Bezug von Büchern bester innerer und äußerer Qualität zu immer billigeren Preisen zu ermöglichen.“ Ein großer Gebäudekomplex des neuen Verlagshauses war seit 1924 in Bau. Diese Einzelheiten werden zusammen mit einer Zeichnung des Neubaus in der Vorrede des in Anm. [9] (S. 6, 7 u. 24 f.) genannten Bändchens aufgeführt. – Eine Rechnung vom 17. März 1926, die der antiquarisch erworbenen preiswerteren Ausgabe (vgl. Anm. [8a]) beilag, wies aus, dass der Verband damals die folgende Adresse hatte: Berlin-Charlottenburg 2, Berliner Straße 42/43. – Hofmeisters Musikalisch-literarischer Monatsbericht (vgl. Anm. [5a]) verzeichnet Schrenks Buch erst im Februar 1925 (97. Jg., Nr. 2, Leipzig: Hofmeister, Febr. 1925, S. 43) und vermerkt neben den Ausgaben in Halbleinen bzw. Halbleder: „nur für Mitgl[ieder], nicht im Buchhandel“. – Zu Otto Gysae vgl. die Informationen im zweiten Teil des vorliegenden Aufsatzes.

[8a] Eine seitengleiche, aber etwas einfachere und wohl auch billigere Ausgabe kam dem Verfasser im August 2008 zu Gesicht. Es handelt sich um eine Ausgabe in Halbleinen, deren vordere Einbandseite jedoch mit dem Titel des Buches und verschiedenen gezeichneten Ornamenten bedruckt ist. Diese einrahmenden Zeichnungen sind am unteren Rand in der Mitte signiert: „F[riedrich] O[tto] Muck“ (vgl. ersten Absatz von Kapitel 2). Hier fehlt das Frontispiz von Richard Strauss. Text und Bebilderung der beiden Ausgaben sind ansonsten identisch.

[9] Berlin: Wegweiser-Verlag G.m.b.H., 1924, S. (117)–144. Zu einem weiteren Band der Reihe vgl. Anm. [12], zweiter Absatz mit der Erwähnung von Levins Buch Johann Sebastian Bach (1930).

[10] Gemeint ist hier der Philosoph und Psychologe Carl Stumpf (1848–1936), der zuletzt in Berlin lehrte, wo seine Schüler die Berliner Schule der Gestalttheorie begründeten.

[11] Paul Fechter, Menschen und Zeiten. Begegnungen aus fünf Jahrzehnten, Gütersloh: C. Bertelsmann, 53.–58. Tausend, 1950, S. 194–195. In seinem Nachruf Walter Schrenk †, der in der Broschüre Walter Schrenk zum Gedächtnis (wie Anm. [30]) abgedruckt wurde, äußert sich Fechter in ähnlicher Weise auf S. 6. Aus diesem Buch sowie aus Fechters An der Wende der Zeit. Menschen und Begegnungen (Gütersloh: Bertelsmann, 2. Aufl., 1949) wird hier noch mehrfach zitiert werden. – Vgl. auch Paul Fechter, Ostpreußen in Berlin, in: Berliner Beilage zu Das Ostpreußenblatt, Jg. 6, Folge 6, Hamburg, 5. Februar 1955, S. 5 (Spalte [1]–[2]) und S. 6 (Sp. [2]–[4]). Zu Walter Schrenk hier S. 6, Sp. [4].

[12] Besondere Aufmerksamkeit verdient die im Internet aufrufbare Biografie (mit bibliografischen Angaben) von Sophie Fetthauer. Als Todesjahr Levins wird auch „1934“ (Härtling, S. 2 u. 201) angegeben, doch klären die bei Fetthauer genannten Nachrufe, dass das Todesdatum der 29. Januar 1935 (Brüssel) war. Vgl. L. D., Zum Tode Julius Levins, in: Jüdische Rundschau, 40. Jg., Nr. 15, Berlin, Dienstag, 19. Februar 1935, S. 6, Sp. [3]. (Der Artikel ist online über Compact Memory, „Das Internetportal jüdischer Periodika“, aufrufbar.) Hier heißt es: „Ueber das unlösbare Geheimnis der alten italienischen Meistergeigen hat er [Julius Levin] viel nachgegrübelt: vergeblich versuchte er, dieses Ideal zu erreichen, – doch auch den vielen Cellos, Bratschen und Violinen, die er baute, wurde von ersten Kennern, wie z. B. Walther Schrenk und anderen, bestrickender Wohlklang und hohe Vollendung nachgerühmt.“ Nach Fetthauers Biografie baute Levin in den Jahren 1931–32 auch eine Geige für Walter Schrenk. In dem genannten Nachruf der Jüdischen Rundschau heißt es zum Schluss: „Der mit Recht so berühmte deutsche Dichter Hermann Stehr hat dem ,alten Herrn Levin‘ in seiner Geigenmacher-Novelle ein bleibendes Denkmal gesetzt.“ Hier handelt es sich offenbar um die folgende Erzählung: Hermann Stehr (1864–1940), Der Geigenmacher. Eine Geschichte. Berlin, Horen-Verlag 1926. Freilich hat Stehr 1931 eine zweite Geigenmacher-Novelle veröffentlicht: Meister Cajetan (Weimar: Gesellschaft der Bibliophilen, 1931 sowie Leipzig: Horen-Verlag, [1931]), so dass nicht klar ist, welche der beiden parallelen Erzählungen gemeint ist und ob eine von ihnen tatsächlich in Beziehung zu Julius Levin steht. Beide Novellen erschienen 1938 in einem Band vereint: Hermann Stehr, Meister Cajetan / Der Geigenmacher, Berlin: Büchergilde Gutenberg, 1938, mit einem Vorwort von Dr. Wilhelm Meridies, Ausstattung: Kurt Philipsen, Berlin. – Hinzuzufügen ist noch ein Nachruf: Lutz Weltmann, Gedenkblatt für Julius Levin, in: Der Morgen. Monatsschrift der deutschen Juden, 10. Jg., Heft 12, Berlin: Philo-Verlag, März 1935, Seite 569–570 (online-Ausgabe bei Compact Memory).

Levin verfasste eine Reihe von Romanen und Erzählungen: Das Lächeln des Herrn von Golubice-Golubicki, Berlin: S. Fischer, 1915 (Neudruck 1970 und 1983, siehe Anm. [14]); Zweie und der liebe Gott, Berlin: Fischer, 1919; Wehrmann Ismer, Berlin: Rowohlt, 1920; Die singende Dame. Aus den Papieren eines verstorbenen böhmischen Leutnants, Berlin: Rowohlt, 1921; Der Panzer, Trier: Lintz, 1922; Die Großfürstin, Berlin: Gyldendal, 1922. – 1912 veröffentlichte Levin die Schrift Was tut der deutschen Kunst not? (Berlin: Morawe & Scheffelt) und 1930 das Buch Johann Sebastian Bach, das wie Schrenks Buch über Strauss im Berliner Wegweiser-Verlag GmbH als Publikation des „Volksbunds der Bücherfreunde“ erschien. Den Einband von Levins Bach-Buch entwarf Raffaello Busoni (1900–1962), der zweite Sohn des Komponisten Ferruccio Busoni. – Folgende Aufsätze Levins über musikalische Themen ließen sich ermitteln: Neue französische Musik, in: Signale für die Musikalische Welt (Berlin), Bd. 66, Nr. 4–5, 1903. Köpfe im Profil. Adolf Busch, publizierte Levin in: Die Musik, Bd. 18 (1925), 2, Seite 744–747. Die [viermal] vollendete „Unvollendete“, in: Deutsche Musikerzeitung, Jg. 59, Nr. 37 , 15. Sep. 1928, S. 799 bis 800 (Vossische Zeitung vom 11. Aug. 1928), Wettbewerb der „Columbin“. Vgl. auch Sabine Fechter, Julius Levin – der Geigenbauer aus Elbing, in: Westpreußen-Jahrbuch, 1964, S. 91–96. Ebenfalls von Sabine Fechter der Artikel Einstein war begeistert. Gedenken an den Geigenbauer und Schriftsteller Julius Levin, in: Das Ostpreußenblatt. Unabhängige Wochenzeitung für Deutschland, Jg. 36, Folge 5, Hamburg, 2. Februar 1985, S. 9, Sp. 1–3, Teil Kultur (Silke Steinberg). Hier u. a. zu W. Schrenk (online aufrufbar). Vgl. auch die Beiträge Levins in der Datenbank von Compact Memory. Internetarchiv jüdischer Periodika in der „Volltextsuche“ nach Eingabe von Levin, Julius. Vgl. auch die hier nachlesbare große Rezension, die Ernst Lissauer über Paul Fechters Literaturgeschichte Dichtung der Deutschen (Berlin 1932) verfasste (in: Der Morgen, 9. Jg., 1. Heft, Berlin, April 1933, S. 63– 68); in dieser Rezension kommt die Rede auf Julius Levin, den Fechter im Unterschied zu Arnold Zweig einbezogen habe (S. 68). – Die Datenbank Kallias des Marbacher Literaturarchivs weist 848 Briefe an Levin aus, darunter solche von Marlene Dietrich, Albert Einstein, Hugo von Hoffmannsthal, Max Liebermann oder Émile Zola, um nur einige der berühmtesten Namen zu nennen.

[13]  Vgl. Paul Fechter, Menschen und Zeiten (wie Anm. [11]), S. 196 f. im Kapitel Julius Levin (S. 189–198). – Die New Yorker Staatszeitung erschien in New York von 1834 bis 1934.

[14]  Vgl. Julius Levin, Das Lächeln der Herrn von Golubice-Golubicki (mit Nachwort von Peter Härtling, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag (Nr. 2533), Juni 1983, S. 198–200; zuvor 1970 in Peter Härtlings Reihe: Im Fischernetz (nach der 31.–35. Aufl., Frankfurt am Main: S. Fischer, 1925).

[15]  Hierzu auch P. Härtling (wie Anm. [14]), S. 200.

[16] Vgl. Irmgard Otto in Zusammenarbeit mit Olga Adelmann, Katalog der Streichinstrumente Staatliches Institut für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz, Musikinstrumentenmuseum Berlin, Berlin: SIMPK, 1975; auf dieses Buch weist Fetthauer auf der in Anm. [12] genannten Webseite hin. – Freundliche Auskunft von Frau Dr. Annette Otterstedt, Berlin, Kuratorin des genannten Museums, im Juni 2008.

[17] Vgl. die aus dem online-Archiv („Search“) [Link veraltet, 1.3.2019] der Zeitung bezogenen Informationen.

[18] H. Henck, Norbert von Hannenheim. Die Suche nach dem siebenbürgischen Komponisten und seinem Werk, Deinstedt. Kompost-Verlag, 2007, S. 57–62 sowie passim. Im selben Buch auch eine erste Literaturübersicht (S. 57 f., Anm. 146) über Schrenk und eine Reproduktion von Schrenks Totenmaske (S. 59). Zu den Beziehungen zwischen Fritz Klein und von Hannenheim, die beide aus Siebenbürgen kamen, im selben Buch S. 62, Anm. 158. Den Hinweis auf von Hannenheims Aufsatz Der neue strenge Satz verdanke ich Dipl. Bibl. Konrad Foerster, ehemals in der Münchner Stadtbibliothek. – Nachträge und Ergänzungen zu dem genannten Buch erscheinen hier.

[19] Vgl. H. Henck, Norbert von Hannenheim (wie Anm. [18]), S. 57–58 u. 60.

[19a] Zu Wilhelm Orendt vgl. Karl Teutsch, Musik in Siebenbürgen. Wechselwirkungen mit Deutschland und den Nachbarn. Siebenbürgische Musiker in Baden-Württemberg [Link veraltet, 1.3.2019]. Wilhelm Orendts Enkel, der ein Sohn des Chefredakteurs der Deutschen Allgemeinen Zeitung Fritz Klein (1895–1936) war, schenkte das offenbar zwischen 1945 und 1955 entstandene Manuskript dem Siebenbürgen-Institut in Gundelsheim. Vgl. zu Fritz Klein Anm. [18], [30] und [70].

[19b] „Hermania“ war ein Hermannstädter Musikverein und deutscher Männerchor.

[19c] Gemeint sind hier Friedrich Silcher (geb. 1789 in Schnait im Remstal, gest. 1860 in Tübingen) sowie Franz Abt (geb. 1819 in Eilenburg, gest. 1885 in Wiesbaden). Beide Komponisten wurden vor allem durch ihr Liedschaffen bekannt. Dass Orendt Norbert von Hannenheim im selben Satz „als Schüler Schönbergs“ bezeichnet, kann zu diesem Zeitpunkt nur als eine Art rein geistigen Einflusses betrachtet werden, da von Hannenheim erst 1929 nach Berlin kam, um die folgenden Jahre in Schönbergs Meisterklasse zu studieren.

[19d] Hier ist die Rede von Luise Gmeiner (geb. 1885 in Kronstadt, gest. 1951 in Berlin), einer damals in Berlin lebenden Pianistin, welche eine Schwester der berühmten Sängerin Lula Mysz-Gmeiner war. In vielen Musiklexika wird Luise Gmeiner in einem Artikel über diese Schwester erwähnt; vgl. etwa den Artikel Mysz-Gmeiner, Lula in: Riemann Musiklexikon, Personenteil, L–Z, Mainz: Schott 1961, S. 291; vgl. auch Hugo Riemanns Musiklexikon, bearb. von Alfred Einstein, 11. Aufl., Berlin: Max Hesses Verlag, 1929, S. 1242. – Wilhelm Orendt, der in den 1920er-Jahren allmählich sein Hörvermögen einbüsste, kommt in dem genannten Manuskript auch auf ein Berliner Hauskonzert von Lula Mysz-Gmeiner und Luise Gmeiner zu sprechen (wie Anm. [19a]), S. 39.

[19e] Vgl. über den siebenbürgischen Musikschriftsteller und -kritiker Ranko Burmaz (geb. 1882 in Hermannstadt, gest. 1933) den Artikel Burmaz, Ranko in E. H. Müllers Deutschem Musiker-Lexikon (1929), Sp. 181 sowie die Totenliste in Kürschners Deutschem Musiker-Kalender 1954, Sp. 1635; zu beiden Lexika siehe Kapitel 1 sowie Henck (2007) [wie Anm. [18], S. 15 u. 240 (unter „1926").

[19f] Ana Voileanu-Nicoară (1890–1976), rumänische Pianistin.

[19g] Wilhelm Orendt, Musikalische Lebenserinnerungen, unveröffentliches Manuskript, S. 38–39; vgl. Anm. [19a].

[20] Vgl. Paul Fechter, An der Wende der Zeit (wie Anm. [11]), Seite 85. Zu Georg Schünemann vgl. Müller Sp. 1302 sowie Heike Elftmann, Georg Schünemann (1884–1945). Musiker, Pädagoge, Wissenschaftler und Organisator. Eine Situationsbeschreibung des Berliner Musiklebens, Sinzig: Studio Verlag, 2001 (Reihe: Berliner Musik-Studien, Bd. 19), zugleich Dissertation Universität Potsdam 1996.

[20a] Oswald Schrenk, Berlin und die Musik. Zweihundert Jahre Musikleben einer Stadt. 1740–1940, Berlin W 8: Ed. Bote & G. Bock, 1940, 312 S. (mitgebunden sind 115 gezählte Kunstdruckseiten mit Fotos), hier S. 286.

[21] Einzelheiten über Ellen Epstein, die im Rahmen der Judendeportation gleich ihrer Schwester, der Journalistin Margot Epstein, am 22. Oktober 1942 bei Riga ermordet wurde, sind auch in dem Buch über von Hannenheim zu finden (wie Anm. [18]), S. 235 f.

[22] Näheres über den Briefwechsel in Kapitel 5: Die Briefe an Else Headlam-Morley und die England-Tournee 1933 [Link veraltet, 1.3.2019] der erwähnten Webseiten.

[23] Die für Zeitungen geschriebenen Artikel Schrenks wurden bislang nicht systematisch erfasst, weder jene, die in der DAZ erschienen, noch jene, die 1915–16 in Königsberg in der Königsberger Allgemeinen Zeitung [Link veraltet, 1.3.2019] abgedruckt sein müssten (vgl. Abb. 1).

[23a] Vgl. unter den Überschriften Notizen / Werke und Interpreten den unsignierten Artikel, in: Melos. Zeitschrift für Musik, hg. von Hans Mersmann, 11. Jg., Heft 1, Mainz: Der Melosverlag, Januar 1932, S. 29, rechte Spalte. – Auf S. 328 im selben Jahrgang von Melos (Heft 10, Oktober 1932) hieß es „Heinz Pauels, Streichquartett in einem Satz, op. 4, das preisgekrönte Werk im Bruinier-Quartett-Preisausschreiben.“ Als Verlag bemühte sich „Bote & Bock, Berlin“ um das Werk.

[23b] Preisausschreiben u. a., in: Zeitschrift für Musik, 99. Jg., hg. von Gustav Bosse, Februar 1932, S. 87.

[23c] Vgl. Notizen / Oper und Konzert, in: Melos, Heft 3, März 1932, S. 110, linke Spalte.

[24] In der Broschüre Walter Schrenk zum Gedächtnis (wie Anm. [30]) heißt es auf der Rückseite des Titelblatts: „Am 26. Februar 1932 ist auf dem Wege zur Aufführung der Urfassung der Oper ,Boris Godunow‘ Walter Schrenk, seit 12 Jahren Musikkritiker der ,Deutschen Allgemeinen Zeitung‘, mit dem Auto tödlich verunglückt.“ In derselben Broschüre bestätigt Heinz Unger dies (S. 18); dagegen spricht Hermann Springer in seinem Beitrag Der Freund der Jungen. Ansprache in der Aktuellen Abteilung der Berliner Funkstunde (S. 6) im ersten Satz von der „Heimfahrt von der Aufführung des ,Boris Godunoff‘“. Die Fassung von der „Heimfahrt“ wurde auch von der Tagespresse verbreitet (vgl. Abb. 3).

[25] Paul Stefan, Im Rundfunk: „Boris Godunow“ in der Urfassung, in: Anbruch. Monatsschrift für moderne Musik, 14. Jg., Heft 2/3, Wien, Februar/März 1932, Seite S. 54 f.. – Vgl. auch das detaillierte Rundfunkprogramm in der Reichspost, 39. Jg., Nr. 57, Wien, 26. Februar 1932, S. 12 (Sp. [2] unter „Radioprogramm für heute und morgen“, 20 Uhr). – Paul Stefan verfasste auch den Nachruf für Walter Schrenk, in: Anbruch [usw.], 14. Jg., Heft 2/3, Wien, Februar/März 1932, S. 57; zum ersten Todestag Schrenks erschien 1933 von Fred Hamel Dem Gedächtnis Walter Schrenks (Vortrag, gehalten in der Berliner Funkstunde), in: Anbruch. Monatsschrift für moderne Musik, geleitet von Paul Stefan, 15. Jg., Heft 2/3, Wien, Februar/März 1933, S. 36–38 (Schrenks Name steht außen auf dem Umschlag unter „Gedenktage“)

Ein anderer Nachruf war: Heinrich Strobel, Die Toten des Jahres [Nachruf auf Walter Schrenk und Eugen d’Albert], in: Melos. Zeitschrift für Musik, Schriftleitung: Hans Mersmann, 11. Jg., Heft 3, Mainz: [15.] März 1932, S. 103. Dazu im selben Heft: Hanns Gutman, Boris Godunow in der Urfassung (Kolumnentitel), S. 99.

[26] Vgl. Reichspost. Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk, 39. Jg.,  Nr. 59, Wien, Sonntag, 28. Februar 1932, S. 8, Sp. [1]. (Im Internet frei zugänglich über das Projekt Anno der Österreichischen Nationalbibliothek Wien.) – Die Angabe „Wolff“ zu Beginn des Artikels bezeichnet Wolffs Telegraphisches Bureau (W.T.B.), ein seit 1849 bestehendes Berliner Nachrichtenunternehmen. – Vgl. ähnliche Nachrichten im Präger Tageblatt, 57. Jg., Nr. 51, Pag, 28. Feber 1932, S. 7, Sp. [2]: Musikkritiker Schrenk tödlich verunglückt oder auch Wiener Zeitung, 229. Jg., Nr. 49, Wien, 28. Februar 1932, S. 8 (mittlere Sp.: „Verkehrsunfälle“).

[27] P. Fechter, Menschen und Zeiten (wie Anm. [11]), S. 193 f.

[28] P. Fechter, Menschen und Zeiten (wie Anm. [11]), S. 197.

[29] Vgl. den Artikel Walther [sic] Schrenk tödlich verunglückt, in: Deutsche Allgemeine Zeitung, Ausgabe Groß-Berlin, 71. Jg., Nr. 97 (Morgen-Ausg.), Berlin, 27. Februar 1932, S. [1], Sp. [4] sowie den Nachruf von [Paul] Fechter: Walter Schrenk. Zum Gedächtnis (ebd., Nr. 98, S. [1], mit Porträtzeichnung). In letztgenannter Ausgabe wurden auch zwei Todesanzeigen veröffentlicht (S. [6]). Am 3. März 1932 (ebd., Nr. 105, S. [8]) erschienen der unsignierte Artikel Am Grabe Walter Schrenks, am 4. März 1932 (ebd., Nr. 107, S. [8]), der Aufsatz von Ernst Schliepe Mit Walter Schrenk. Erinnerungen und Erlebnisse (mit Porträtfoto von Schrenk, vgl. Abb. 2), von Heinz Unger Der schöpferische Kritiker und von Julius Lewin das Gedicht Seinem Gedächtnis.

[30] Vgl. auch die Broschüre Walter Schrenk zum Gedächtnis (Umschlagtitel), Sonderdruck aus Anlass des Todes von Walter Schrenk, kartoniert, 18 + [2] S., Druck: Wilhelm Greve A.=G., Berlin SW 68, 190 × 252 mm (Hochformat), Berlin [1932], mit eingeklebtem Foto der Totenmaske Schrenks, abgenommen von dem Bildhauer K[urt] H[arald] Isenstein [1898–1980]; mit Textbeiträgen von Paul Fechter, Hermann Springer, Heinrich Wolfgang Seidel, Fritz Klein, Ernst Schliepe, Heinz Unger und Julius Levin (Privatbesitz des Verfassers). Fechter schreibt über diesen Druck als einer kleinen „Gedenkschrift, die wir von der D.A.Z. aus für Walter Schrenk herstellen ließen.“ (vgl. Paul Fechter, An der Wende der Zeit – wie Anm. [11] –, S. 198). – Ein Exemplar in öffentlichem Besitz ließ sich im Nachlass von Heinz Tiessen am Archiv der Berliner Akademie der Künste belegen. Vgl. auch Abb. 4.

[31] Vgl. auch Wolfgang Fuchs, [Artikel], Seidel, Heinrich Wolfgang, in: Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon, hg. von F.-W. Bautz †, fortgeführt von Traugott Bautz, Bd. IX (1995), Sp. 1332 f. (online-Ausgabe). Vgl. auch Ina Seidel, Nachwort, in: Heinrich Wolfgang Seidel, Briefe 1934–1944, hg. von Ina Seidel, Witten und Berlin: Eckart-Verlag, 1964, S. 233–242.

[32] Vgl. P. Fechter, An der Wende der Zeit (wie Anm. [11]) das Kapitel Heinrich Wolfgang Seidel (S. 192–201). Zu dem Gedächtnisdruck vgl. Anm. [30]. – Das Gespräch zwischen Fechter und Seidel wird in folgendem Aufsatz beschrieben: Wolfgang Dietzfelbinger, „… er hörte mit seiner schönen Intensität beteiligten Schweigens zu. Zwei Kasualgespräche vor 70 Jahren, in: Korrespondenzblatt, 117. Jg., Nr. 12, hg. vom Pfarrer- und Pfarrerinnenverein in der evangelisch-lutherischen Kirche, Dezember 2002, S. 190 f. (online-Ausgabe [Link veraltet, 1.3.2019]).

[33] P. Fechter, An der Wende der Zeit (wie Anm. [11]), S. 199.

[34] Nach Auskunft der Friedhofs-Verwaltung Kreuzberg am 2. Juni 2008 (i. V. Tonn ) wurde Walter Schrenk am 2. März 1932 [Mittwoch] auf dem Kirchhof Dreifaltigkeit I, Baruther Straße, Berlin-Kreuzberg in der Abteilung Kleine Verschlossene Reihe 4, Nr. 6, beigesetzt. Diese Abteilung existiere heute nicht mehr, und damit bestehe auch die Grabstätte Schrenks nicht mehr (eventuell seit den 1980er-Jahren). Laut Einträgen im Totenbuch war Schrenk Redakteur, als letzter Wohnort ist die Luitpoldstr. 11 in Berlin-Schöneberg genannt.

[35] Abgedruckt in: Walter Schrenk zum Gedächtnis (wie Anm. [30]), unsignierter Beitrag Am Sarge, S. 8–9; hier S. 8. Da dieser Text über die Bestattung auch in der Deutschen Allgemeinen Zeitung erschien und hier, nur durch ein Sternchen getrennt und ohne neuen Verfassernamen, hinter dem Aufsatz von Ernst Schliepe Mit Walter Schrenk. Erinnerungen und Erlebnisse steht, darf man annehmen, dass Schliepe gleichermaßen sein Autor ist. Vgl. Das Unterhaltungsblatt. Beilage zur „Deutschen Allgemeinen Zeitung“, Berlin, 4. März 1932. Auf derselben Seite erschienen die Nachrufe von Heinz Unger (Der schöpferische Kritiker) und Levin (Gedicht Seinem Gedächtnis), die später auch in die Gedächtnisbroschüre aufgenommen wurden.

[36] P. Fechter, An der Wende der Zeit (wie Anm. [11]), S. 119 f. – Wer der anonym spielende Geiger war, kann zwar vermutet, aber nicht mit hinreichender Sicherheit in einer Veröffentlichung gesagt werden. Die Beisetzung fand nach Auskunft der Friedhofsverwaltung am 2. März 1932 statt (vgl. Anm. [34]), was wahrscheinlicher ist, da der Februar im Schaltjahr 1932 zwar 29 Tage hatte, aber der Abstand zum Todesfall für eine Bestattung noch im Februar wohl kaum ausgereicht hätte. Für das von Fechter Gesagte ist dieser Unterschied aber unwesentlich.

[37] Vermutlich der Dirigent Edvard Fendler (geb. 1902 in Leipzig, gest. nach 1970), vgl. Müller (1929), Sp. 316 f., der auch auch der IGNM angehörte. Vgl. auch Artikel Fendler, Edvard, in: Baker’s Biographical Dictionary of Musicians, Fifth Edition, ed. by Nicolas Slonimsky, New York: Schirmer, 1958, S. 467. Fendler leitete von 1958 bis 1970 die „Symphony of Southeast Texas“.

[38] Walter Schrenk zum Gedächtnis (wie Anm. [30]), S. 9.

[39] Walter Schrenk zum Gedächtnis (wie Anm. [30]), S. (4); Wiederabdruck bei Henck (wie Anm. [18]), S. (59). – Isenstein stammte aus Hannover, lebte in Berlin und emigrierte, da er jüdischer Abstammung war, 1933 nach Dänemark. Zu Goethes einhundertstem Todestag erschienen von Isenstein 12 Radierungen in dem bibliophilen Neudruck von J. W. Goethe, Das Tagebuch (Berlin: Horodisch & Marx, 1932). Isenstein illustrierte auch die sogenannte Monumentalausgabe Das Werk von Arno Holz (12 Bde., Berlin: O. v. Holten, 1926). Vgl. ferner S. Rinholt, Harald Isenstein, Kopenhagen: Arthur Jensens Forlag, 1938; Kurt Harald Isenstein, Käthe Kollwitz (Kopenhagen 1949); ABC des Modellierens, aus dem Dänischen übersetzt von Harald Isenstein zusammen mit Felixia Silten (Berlin: Volk und Wissen, 1962); Spielen und Formen mit Ton (Hamburg: Carlsen, 1964) sowie Hildegard og Harald Isenstein, 1920–1960 (København: Høst, 1960). Musikkens store skikkelser. Tegnet og modelleret af Harald Isenstein, Korsør 1992.

 

 

 

Teil 2 (Fortsetzung)

 

 

 

Entstanden in Deinstedt im Juni und Juli 2008, mehrfach Nachträge

Erste Eingabe ins Internet:  Sonntag,  13. Juli 2008
Letzte Ãnderung:  Freitag,  1. März 2019

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